Seit Dienstag gibt es Keith Richards Leben zum Nachlesen. Einige seiner Stationen sehen Sie in unserer Bildergalerie. Klicken Sie sich durch! Foto: dpa;Randomhouse

Musiker, Schauspieler, Pirat – Keith Richards blickt in seiner Biografie "Life" zurück.

London - Dieser Blick! Wir kennen ihn, seit Keith Richards ihn für seinen Auftritt als verruchter Vater des Piraten Jack Sparrow in "Fluch der Karibik" mit unnachahmlicher Coolness nutzte. Überzeugen durch bloßes Schauen? Richards kann das, er kann sich das leisten, und er würde die Frage, wie das wohl gehe, sicher mit seinem tiefen, kehligen Lachen beantworten. David LaChapelle hat das Foto gemacht, das nun Geschichte machen wird als das Foto von Keith Richards, dem Unbesiegbaren. Als solcher gilt ja der Mann, der auch nach schlimmsten Alkohol- und Drogenexzessen immer wieder zurückkkam - zurück ins Musikgeschäft, zurück zu den Rolling Stones, zurück auf die Bühne.

"Das ist mein Leben. Glaubt es oder nicht, aber ich habe tatsächlich nichts davon vergessen." Diesen Satz hat Richards seinen Erinnerungen vorangestellt. Viel ist vorab spekuliert worden und besonders gerne sind vor der Veröffentlichung jene Stellen zitiert worden, in denen sich Keith Richards über seinen ewigen Gegenspieler bei den Stones, über Sänger Mick Jagger äußert.

Distanz und Selbstironie

Doch nun wird deutlich: Richards legt es in "Life" keineswegs auf eine Auf- und Abrechnung an. Anders könnte er dieser Tage auch kaum immer wieder davon sprechen, dass die Stones, letztmals 2007 gemeinsam unterwegs, doch noch einmal auf Tour gehen, noch einmal ihren Rang als "größte Rock'n'Roll Band der Welt" unterstreichen sollten.

Bitter aber wird es dennoch gleich am Anfang. Für Richards selbst, der früh in die Drogentiefen gerät. Doch noch im Schlimmsten bleibt Richards immer auch, was und wie er sich auf dem "Life"-Cover zeigt: Beobachter.

Keith Richards ist fähig zur Distanz - und zur Selbstironie. Und so erzählt er, wie er als Junge in England die Platten von Muddy Waters und Chuck Berry hörte. Wie es war, als er seinen Schulfreund Mick Jagger mit Anfang Zwanzig auf einem Bahnhof wiedertraf und die beiden beschlossen, zusammen Musik zu machen. Er erinnert sich an den Durchbruch als Band, an die Produktion von Songs wie "Jumpin' Jack Flash" oder "Honky Tonk Women", mit denen die Stones Rockgeschichte geschrieben haben.

"Ich hatte immer den besten Stoff"

Dazwischen immer wieder die Drogen. Mick Jaggers Ex-Frau Jerry Hall warf ihm vor einigen Wochen in einem Interview vor, Rauschgift zu verherrlichen. Doch in "Life" ist davon nichts zu spüren. "Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann ich das erste Mal Heroin nahm", schreibt er. Als die gesundheitlichen Beschwerden anfingen, habe er sich immer noch gesagt: "Keine große Sache, ich verstehe nicht, was die Leute haben. Das sollen Entzugserscheinungen sein?" Irgendwann sei ihm dann aber klar geworden, dass er nicht mehr ohne konnte.

In den 1970er Jahren sei das noch alles anders gewesen, versucht er zu erklären. Viele Drogen gab es legal. "Warum ich noch lebe?", fragte er am Dienstag in einem Radio-Interview zurück - "vielleicht hatte ich immer den besten Stoff, und auch viel weniger, als die Leute glauben." Schluss aber ist mit dem Heroin erst, seit Richards vor einigen Jahren von einem Baum fiel.

Zwei Frauen bestimmen sein Leben

Und das Liebesleben? Kein Vergleich zu Bandkollege Mick Jagger - sagt Richards. Vor allem zwei Frauen bestimmen sein Leben. Anita Pallenberg, die ihn in jungen Jahren begleitete. Und seine Ehefrau Patti Hansen, mit der er seit beinahe 30 Jahren verheiratet ist.

Einen hat Richards noch: "Ich kann mich auf meinen Lorbeeren ausruhen", schreibt er in "Life", dessen deutsche Übersetzung ein Team um Willi Winkler besorgt hat. Und: "Ich habe in meiner Zeit genug Scheiße aufgewirbelt, ich werde jetzt damit leben und mir anschauen, wie die anderen damit klarkommen." Mit einer Einschränkung allerdings: "Aber dieses Wort: ,Ruhestand'. Ich kann mich erst zur Ruhe setzen, wenn ich den Löffel abgebe."

  • Keith Richards: "Life". Heyne Verlag, München. 26,99 Euro. Auch als Hörbuch zu haben - und wunderbar gelesen von Ex-Trio-Sänger Stephan Remmler