Der Inhalt der braunen Biotonnen in Stuttgart soll von Ende 2017 an zu einer neuen Vergärungsanlage in Zuffenhausen gebracht werden Foto: dpa

Aus den Stuttgarter Bioabfällen soll von Ende 2017 an Biogas gemacht werden – und mit Hilfe dieses Biogases möchten die Stadtwerke Stuttgart (SWS) der Porsche AG in Zuffenhausen einheizen. Ob die Stadt ihrer Tochter SWS das Gas überlässt, ist aber noch offen.

Stuttgart - Jetzt soll es endlich entschieden werden, und zwar noch vor den Sommerferien. Aber noch ist nicht gesichert, dass die SWS das Gas erhalten. Im Moment rechnen sie an einem zweiten Angebot an die AWS. Sollte es zu niedrig ausfallen, werden die Stadt und ihre Tochter AWS sich gegen das sogenannte Inhouse-Geschäft, also das intern abgewickelte Geschäft, mit der städtischen Tochter SWS entscheiden. Das werden sie sogar tun müssen.

Man habe es hier mit dem Gebührenrecht zu tun, sagte Technik-Bürgermeister Dirk Thürnau (SPD) unserer Zeitung. Will heißen: Die Stadt muss darauf achten, dass sie die Abfallgebühren für die Haushalte möglichst niedrig hält. Aufwand und Ertrag bei der Umwandlung von Bioabfällen in Biogas gehen aber auch in die Abfallgebühren ein. Vor allem die CDU soll im nichtöffentlich tagenden Unterausschuss des Gemeinderats für die AWS darauf gedrängt haben, dass dies gebührend berücksichtigt wird.

Thürnau beurteilte den von den SWS gebotenen Preis als „gut“, inzwischen sei er wegen neuer gesetzlicher Konditionen bei der Einspeisung von Ökostrom ins Stromnetz aber hinfällig. Die SWS-Verantwortlichen errechnen schon deshalb ein neues Angebot. In diesen Tagen soll es vorgelegt werden. Es könnte schlechter ausfallen als das erste Angebot. Mitte Juli möchte Thürnau vom Gemeinderat entscheiden lassen, wie das Biogas vermarktet wird. Zugleich soll der Grundsatzbeschluss für die Errichtung der 13,5 Millionen Euro teuren Biomüll-Vergärungsanlage in Zuffenhausen gefasst und die genauere Planung eingeläutet werden.

Kommen die SWS zum Zug, möchten sie mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) Strom und Nahwärme produzieren. Letztere würde von der Porsche AG in Zuffenhausen abgenommen werden. Der Sportwagenbauer, dessen Modelle eher mit Spritverbrauch als mit Umweltfreundlichkeit in Verbindung gebracht werden, möchte gern mit umweltfreundlich produzierter Heizwärme ein Signal setzen, sagen Eingeweihte. Dabei setze er bewusst auf die SWS, die von der Stadt als Motor für die lokale Energiewende hin zu umweltfreundlichen Energieträgern geschaffen wurde. Eine Partnerschaft mit der städtischen Abfalltochter AWS hielte Porsche angeblich für weniger reizvoll.

Frühere Überlegungen, mit dem Biogas das Stadtbad Zuffenhausen zur Produktion von Nahwärme zu versorgen, seien kein Thema mehr, sagte Thürnau. Das alte BHKW beim Stadtbad müsste erneuert werden, die Bäderbetriebe wollten auf der Wiese beim Bad aber kein BHKW mehr bauen. Die Versorgung des nahe gelegenen neuen Wohngebiets Langenäcker-Wiesert im Südosten von Stammheim wäre zwar „eine super Idee“, sagte Thürnau. Aber das passe zeitlich nicht ganz, „denn wir wollen 2017 ans Netz“. Bis dahin ist das Wohngebiet nicht realisiert. Außerdem gilt als fraglich, ob die künftigen Hauseigentümer Nahwärme akzeptieren.

Kommen die SWS und Porsche nicht zum Zug, greift der Plan B: Dann wird das Biogas zum bestmöglichen Preis an Dritte verkauft. „Dieses Geschäft müssten wir europaweit ausschreiben“, sagte Thürnau. Schon deshalb wäre im Rathaus manchem lieber, dass die SWS trotz stattlicher Kosten für das BHKW, ihres Interesses an einer guten Rendite und des Preislimits von Porsche ein attraktives Angebot vorlegen.