Ein Teil der Ryanair-Flotte bleibt am Mittwoch am Boden. Foto: dpa

Die Fluggesellschaft droht für den Fall weiterer Ausstände mit Jobverlusten. Neben den Piloten sind am Mittwoch erstmals auch Stewardessen und Flugbegleiter zum Streik aufgerufen. Die meisten von ihnen sind laut Gewerkschaft Leiharbeiter, viele werden ausschließlich nach Flugstunden bezahlt.

Frankfurt - Ryanair hat wegen eines Streiks 150 für Mittwoch geplante Flüge von und nach Deutschland gestrichen. Die betroffenen Passagiere seien per Mail und SMS benachrichtigt worden, teilte die Billigfluggesellschaft am Dienstagnachmittag mit. Noch am Morgen hatte das Unternehmen versichert, alle 400 vorgesehenen Verbindungen bedienen zu wollen. Der für Mittwochabend ab Stuttgart geplante Flug nach Dublin ist vom Streik nicht betroffen, zumal die Maschine kurz zuvor mit einer irischen Crew eintrifft.

Die von deutschen Gewerkschaften angekündigte Arbeitsniederlegung bezeichnete Ryanair als „unnötig“ und drohte für den Fall einer Wiederholung mit Jobverlusten: Falls es zu weiteren Streiks komme, „wird dies zu Stellenstreichungen bei deutschen Piloten und Flugbegleitern führen, besonders an kleineren deutschen Basen, die im Winter verlustreich sind“, hieß es in einer auf der Website des Unternehmens veröffentlichten Mitteilung.

Welche Standorte damit gemeint sind, ließ die Fluggesellschaft offen. Ryanair verfügt in Deutschland über zwölf Basen: Baden-Baden, Memmingen, die Berliner Flughäfen Schönefeld und Tegel, Frankfurt am Main, den Airport Hahn im Hunsrück, Köln, Düsseldorf, Weeze, Hamburg, Bremen und Nürnberg.

Verdi prangert Arbeitsbedingungen der Flugbegleiter an

Eine saisonal stark unterschiedliche Auslastung sei beispielsweise in Bremen, Weeze und Hahn zu beobachten, hieß es seitens der Gewerkschaft Verdi. Die an diesen Basen beschäftigten Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter litten schon heute darunter, dass sie nach irischem Arbeitsrecht bei geringer Auslastung bis zu zwei Monate freigestellt würden und in dieser Zeit kein Geld erhielten. Mit dem Verweis auf mögliche Stellenstreichungen wolle Ryanair „die Beschäftigten noch mehr in Angst versetzen“, kritisierte eine Verdi-Sprecherin.

Von den 1000 Ryanair-Stewardessen und Flugbegleitern in Deutschland seien 700 Leiharbeitnehmer, sagte Verdi-Verhandlungsführerin Mira Neumaier auf einer Pressekonferenz in Berlin. Sie erhielten mehrheitlich kein Basisgehalt, sondern würden nach Flugstunden bezahlt und erhielten im besten Fall ein Bruttogehalt von 1500 Euro monatlich. Die rund 300 Festangestellten kämen einschließlich Zuschlägen auf maximal 1800 Euro, die Crew-Leiter auf 2700 Euro. Das Niveau liege um etwa 1000 Euro niedriger als bei Konkurrenten wie Easyjet.

Neben den Flugbegleitern sind auch die 500 Ryanair-Piloten zum Streik aufgerufen. Organisiert wird er von der Gewerkschaft Cockpit, die sich mit der Fluggesellschaft schon seit Monaten einen erbitterten Arbeitskampf liefert. Cockpit wirft Ryanair vor, sich einer Schlichtung des seit Monaten währenden Tarifkonflikts mit den deutschen Piloten zu verweigern. So bestehe die Fluggesellschaft auf der Einsetzung eines irischen Mediators, „der die benötigten Rechtskenntnisse für Deutschland nicht haben kann und schon alleine deswegen nicht als Schlichter infrage kommt“. Die Piloten hatten bereits Anfang August gestreikt und damals – im Konzert mit Kollegen im Ausland – die Streichung von 400 Flügen in ganz Europa erzwungen.