Schon bald soll es günstige Tagestickets im Esslinger Stadtgebiet geben. Foto: Horst Rudel

Der Gemeinderat drückt aufs Tempo. Möglichst schnell soll ein günstiges Tagesticket in Esslingen eingeführt werden. Aber es gibt noch viele Hürden.

Esslingen - Dieser Zug oder – um im Bild zu bleiben – dieser Bus ist abgefahren: Auch wenn es mehrere Fraktionen im Esslinger Gemeinderat bedauern, wird es in absehbarer Zeit im Esslinger Stadtgebiet keinen kostenlosen Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) geben. Denn nur die fünf Modellkommunen Bonn, Essen, Herrenberg, Mannheim und Reutlingen, die für das Projekt „Kostenloser ÖPNV“ ausgewählt wurden, können auf Zuschüsse vom Bund und von den jeweils zuständigen Landesregierungen hoffen. Ohne diese Unterstützung aber wird das Projekt für Esslingen zu teuer.

Denn es sind nicht nur jene elf Millionen Euro Einnahmen aus dem ÖPNV, auf die Esslingen im Fall eines kostenlosen Angebots jedes Jahr verzichten müsste. Weil man damit rechnen müsse, dass die Freitickets zu einem wahren Ansturm auf die Busse im Stadtgebiet führen würden, müssten zusätzlich jede Menge Busse angeschafft, Fahrer eingestellt, Bushaltestellen umgebaut und neue Betriebsflächen angemietet werden, um die logistischen Herausforderungen bewältigen zu können.

Das Einzelticket kostet drei, das Gruppenticket sechs Euro

Verwirklicht werden soll nun aber auf Antrag der SPD eine kleinere Lösung zur Stärkung des öffentlichen Nahverkehrs: Der Ausschuss für Technik und Umwelt hat am Montag einstimmig grünes Licht für die schnellstmöglichen weiteren Planungen zur Einführung eines Stadttickets nach Ludwigsburger Vorbild gegeben. Dort wird, so hat es Horst Stammler, der Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Stuttgart (VVS) erläutert, Anfang August – nach rund zweijähriger Diskussions- und Vorbereitungszeit – zunächst für eine Probezeit von 17 Monaten ein Tagesticket eingeführt. Für Einzelpersonen kostet es drei Euro, für Gruppen bis zu fünf Personen sechs Euro. Mit diesem sehr günstigen Angebot sollen vor allem Familien motiviert werden, in der Stadt auf das eigene Auto zu verzichten.

Ludwigsburg rechnet mit jährlichen Kosten in Höhe von 700 000 Euro. Am Ende der Pilotphase soll geprüft werden, ob sich das Stadtticket bewährt hat – oder ob man es nachbessern muss. Ludwigsburg ist eine von rund 25 Städten und Gemeinden in der Region, die nach kostengünstigen ÖPNV-Lösungen suchen. Stammler plädierte dafür, dass sich möglichst viele Gemeinden für das Ludwigsburger Modell entscheiden. Diesem Wunsch folgte das Esslinger Gremium, nicht jedoch der Vorstellung Stammlers, die Stadt solle mit der Einführung bis Anfang 2020 warten. Eine solch lange Zeit sei den Esslingern auch angesichts der drohenden Vollsperrungen im kommenden Jahr nicht zuzumuten, erklärte der SPD-Fraktionschef Andreas Koch.

Stadt rechnet mit großem Interesse

Auf Esslingen übertragen rechnet Stammler mit Kosten in Höhe von jährlich rund einer Million Euro. Dafür könnten die Besitzer eines Esslinger Stadttickets die Busse aller Verkehrsunternehmen im Stadtgebiet sowie die S-Bahnen zwischen den Bahnhöfen Zell und Esslingen-Mettingen nutzen. Zwar rechnet die Stadt mit einem Zuwachs beim Verkauf von Einzeltickets, man könne aber noch nicht abschätzen, wie viele Zeitkarteninhaber auf das Stadtticket wechseln würden.

Die Einführung des Stadttickets hätte auch betriebliche Auswirkungen. So geht die Stadt davon aus, dass der Einzelkartenverkauf in den Bussen deutlich zunehmen würde. Das könne zu Verzögerungen auf den Linien führen. Auch könne es in Spitzenzeiten im Berufsverkehr zu Kapazitätsengpässen kommen. Das alles wird in der Vorlage zur Einführung des Stadttickets berücksichtigt werden. Sie soll nach der Sommerpause vorgelegt werden.