Analphabeten finden den Buchstabensalat unentwirrbar. Foto: dpa-Zentralbild

Das Land halte seine Zusagen über höhere Förderung nicht ein, klagen Weiterbildungsträger in Baden-Württemberg. Deshalb wollen Volkshochschulen und die kirchliche Erwachsenenbildung keine neuen Verpflichtungen übernehmen.

Stuttgart - Der Volkshochschulverband Baden-Württemberg und die Kirchliche Landesarbeitsgemeinschaft für Erwachsenenbildung (KiLAG) wollen dem neuen Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung nicht beitreten. Mit dem Beitritt wäre die Verpflichtung verbunden, die Alphabetisierung und die Grundbildung zu fördern. Als Grund für die Weigerung nennt Hermann Huba, der Direktor des Volkshochschulverbands, die mangelnde Landesförderung für die Allgemeine Weiterbildung, deren Träger beispielsweise die Volkshochschulen und die KiLAG sind.

Weiterbildungspakt nicht erfüllt

Derzeit erhalten die Volkshochschulen rund 16 Millionen Euro vom Land. Allerdings habe sich die Landesregierung in einem Ende 2015, während der grün-roten Regierungszeit, geschlossenen Weiterbildungspakt dazu verpflichtet, die Förderung bis 2020 auf den Bundesdurchschnitt zu erhöhen. Dazu fehlen laut Huba für die Volkshochschulen noch fünf Millionen im Jahr, die kirchliche Erwachsenenbildung müsste zwei Millionen Euro jährlich zusätzlich bekommen.

Anzeichen, dass das Geld noch kommt, sieht Huba nicht. Obwohl Grüne und CDU den Weiterbildungspakt in ihrem Koalitionsvertrag als „eine Grundlage für die Weiterentwicklung der Weiterbildung bezeichnen“, sehe der Doppelhaushalt 2018/19 keine weiteren Erhöhung vor.

Solange das Land seine Vereinbarungen nicht einhalte „und uns Mittel fehlen, werden wir nicht Teil einer neuen Vereinbarung“, erklärte Huba.

Landesregierung plant „Grundbildungstag“

Die Landesregierung hat bereits im August einen Landesbeirat für Alphabetisierung und Grundbildung gegründet. Der Beirat diene der Unterstützung der etwa eine Million Erwachsenen in Baden-Württemberg, die große Probleme beim Lesen und Schreiben hätten, hatte Kultusministerin Susanne Eisenmann (CDU) erklärt. Am 22. November soll beim „Grundbildungstag“ in Fellbach der Auftakt für die inhaltliche Arbeit gemacht werden.

Die 169 Volkshochschulen mit rund 700 Außenstellen sind nach eigenen Angaben der Hauptträger von Alphabetisierungs- und Grundbildungskursen. Ohne sie umfasse die geplante Landesoffensive allenfalls die wirtschaftlich und betrieblich orientierte Grundbildung. Nicht zum Zuge kämen bei den Kursen dann beispielsweise potenzielle Pflegekräfte oder Ruheständler.