Der Bildungsbericht bescheinigt den Grundschulen in Möhringen, Vaihingen, Birkach, Sillenbuch, Degerloch und Plieningen gute Noten. Foto: dpa

Der erste Band des Bildungsberichts der Landeshauptstadt nimmt die Situation der Grundschulen in Stuttgart unter die Lupe. Die Filderbezirke schneiden im städtischen Vergleich gut ab. Wir haben nachgefragt, woran das liegt.

Filder - Im März hat Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer den ersten Bildungsbericht der Stadt vorgestellt. Der erste Band des langfristigen Projekts befasst sich mit den Grundschülern in den 23 Stadtbezirken. Der Bericht dient der Stadt als Instrument, das Bildungsgerechtigkeit sichern und ausbauen soll. Er trägt Daten aus verschiedenen Quellen wie dem städtischen Sozialmonitoring oder der amtlichen Schulstatistik zusammen und verknüpft sie erstmals miteinander.

Ähnliche Werte in allen Filderbezirken

Ein Teil des Bildungsberichts sind die Profile einzelner Bezirke, so auch der Filderbezirke. Diese könne man als Einheit betrachten, meint Kornelius Knapp von der Abteilung Stuttgarter Bildungspartnerschaft, die beim Bildungsbericht federführend war. „Beim Blick auf die Filderbezirke zeigt sich bei einigen Kennzahlen durchaus ein homogenes Bild“, sagt Knapp.

Trotz ihrer unterschiedlichen flächenmäßigen Größe und der Anzahl der Grundschulkinder dort gebe es Gemeinsamkeiten: So sind die Anteile der Kinder mit Bonuscard und Migrationshintergrund an den Ganztagesgrundschulen im gesamtstädtischen Vergleich geringer. Insgesamt gab es in Vaihingen im Betrachtungszeitraum 1335 Grundschüler, in Sillenbuch 851, in Möhringen 772, in Degerloch 584, in Plieningen 319 und in Birkach 276.

Gute Rahmenbedingungen für Kinder

Die Filderbezirke weisen insgesamt gute strukturelle und soziale Rahmenbedingungen auf: So gibt es dort tendenziell weniger Alleinerziehende als im städtischen Durchschnitt. Weniger Grundschulkinder erhalten hier eine Empfehlung für die Werkrealschule, sie treten zu ähnlich hohen Anteilen auf die weiterführenden Schularten über. Die Kinder dagegen, die die Empfehlung für eine Werkrealschule erhalten haben, wagen öfter als die Kinder in anderen Stadtbezirken den Schritt auf die Realschule oder das Gymnasium.

Doch es gibt auch Unterschiede zwischen den einzelnen Bezirken. So bekommen in Vaihingen, Möhringen und Plieningen mehr Schüler eine Realschulempfehlung. Sillenbuch, Degerloch und Birkach führen stadtweit bei den Gymnasialempfehlungen. „In der Gesamtbetrachtung ist Möhringen der Bezirk, der tendenziell den engsten Anschluss zum gesamtstädtischen Durchschnitt aufweist und so von den anderen Filderbezirken bei einigen Merkmalen nach unten abweicht“, sagt Kornelius Knapp.

Das gute Abschneiden der sechs Bezirke im Stadtvergleich liegt laut Knapp nicht zuletzt an ihrer institutionellen Ausstattung: So stehen den Kindern und Jugendlichen drei Jugendfarmen, ein Aktivspielplatz, 63 Sportvereine, drei Stadtteil- und Familienzentren und elf Kinder- und Jugendhäuser zur Verfügung.

Zum Lehrkräftemangel kommt der Sanierungsstau

Es gibt aber auch Nachholbedarf. „Schulen brauchen dringend Lehrkräfte. Die Ausbildung und Einstellung von Lehrkräften liegt allerdings in der Zuständigkeit des Landes“, so Kornelius Knapp. In Degerloch weiß man längst, dass Lehrkräfte nicht das einzige Problem sind. Der Sanierungsstau hat dort zu einer eklatanten Raumnot geführt, mit der sich die Schulen noch auf Jahre hin auseinandersetzen müssen.

Außerdem müssen mehr Ganztagesangebote her – das jedenfalls fordern die Eltern. Zwischen 56 (Plieningen) und 65 Prozent der befragten Eltern sagen, dass sie in Zukunft ein ganztägiges Betreuungsangebot für ihre Kinder nutzen wollen. Wunsch und Wirklichkeit klaffen heute noch auseinander: In Degerloch besuchen derzeit nur knapp 32 Prozent der Schüler eine Ganztagsgrundschule, in Möhringen sind es 35, in Plieningen immerhin 51 Prozent.

So gut das Zeugnis der Stadt Stuttgart auch ist – in den Schulen selbst scheint der Bericht kein großes Echo ausgelöst zu haben. Einige verweisen nach Bitte um eine Stellungnahme auf das Schulverwaltungsamt. Andere, wie Wolfgang Merkle von der Grundschule Birkach, geben unumwunden zu, den Bildungsbericht nur oberflächlich gelesen zu haben.