Die meisten Kinder müssen weiterhin zu Hause bleiben, weil die Kindergärten auf jeden Fall noch bis zum 15. Juni geschlossen sind. Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Nur für die Kinder von Eltern, die nicht zu Hause arbeiten können, kann eine Notbetreuung angeboten werden. Momentan werden in Fellbach 120 Schülerinnen und Schüler sowie 230 Kindergartenkinder versorgt.

Fellbach - Strenge Regeln gelten momentan für Eltern mit Kindern. Nur unter bestimmten Bedingungen können die Kinder in einem Kindergarten aufgenommen werden. Wegen der Corona-Krise und den Kontaktbeschränkungen sei lediglich eine Notbetreuung möglich, erklärt die städtische Verwaltung.

Daran beteiligen sich fast alle Einrichtungen – mit Ausnahme von zwei Schulen und drei Kindergärten

„Erzieher können keinen Kontakt meiden“, erläutert die Kindergartenleiterin Tanja Schaal die Ausgangslage im Kindergarten Talstraße, der während der Corona-Krise diese Notbetreuung anbietet. Hier finden Kinder im Alter von einem bis sechs Jahren ein Zuhause auf Zeit, während die Eltern ihrer Arbeit nachgehen. In Fellbach werden in der seit dieser Woche erweiterten Notbetreuung 120 Schüler und 230 Kindergartenkinder versorgt. Daran beteiligen sich fast alle Einrichtungen – mit Ausnahme von zwei Schulen und drei Kindergärten.

Wie überall im Land bleiben auch für die meisten Kinder in Fellbach die Kindertagesstätten mindestens noch bis zum 15. Juni geschlossen. Die besagte Notbetreuung wurde bisher nur für Kinder angeboten, deren Eltern sogenannte systemrelevante Berufe ausüben. Die Anmeldezahlen sind allerdings deutlich gestiegen, seitdem auch Eltern Anspruch haben, die im Betrieb präsent sein müssen und nicht im Homeoffice arbeiten können.

Jede Gruppe bleibt auf einer Etage für sich

In dem Schmidener Kindergarten Talstraße hat sich die Zahl der Kinder von vier auf momentan elf erhöht, die in zwei Gruppen versorgt werden. „Manche dieser Kinder waren jetzt fünf, sechs Wochen lang nicht da, die müssen sich erst wieder einleben.“ Und da reagiere jedes Kind bekanntlich anders. Manche gewöhnten sich schneller ein als andere, erklärt Tanja Schaal. Aber nicht nur der Faktor Zeit spiele eine Rolle bei der Wiedereingewöhnung, zusätzlich belaste die momentane Situation rund um das Thema Corona die Kinder. Tanja Schaal bedauert, dass der Kindergarten für die meisten Mädchen und Jungen weiterhin geschlossen bleiben muss. Denn damit fehle diesen Kindern eine wichtige Erlebniswelt, die normalerweise täglich für viele Stunden zu ihrem Alltag gehöre. Das dürfe man genauso wenig unterschätzen wie den Verzicht auf soziale Kontakte. Spätestens ab einem Alter von vier Jahren fehle es Kindern, wenn sie sich nicht mit ihren Freunden zum Spielen treffen können, erläutert die Pädagogin, die sich zusammen mit ihrem Team jetzt mit einem weinenden und einem lachenden Auge vom offenen Konzept in ihrem Kindergarten verabschieden muss.

Während sich die Mädchen und Jungen bisher in allen Räumen auf den beiden Ebenen im Gebäude aufhalten konnten, dürfen sich die beiden Gruppen nun nicht mehr mischen. Jede Gruppe bleibt auf einer Etage für sich.

Auch während der Notbetreuung dürften die Kinder essen und schlafen

Grundsätzlich müsse es möglich sein, unnötige Begegnungen auszuschließen, genügend Fläche für Abstand zwischen den Gruppen zu haben und die sanitären Einrichtungen einzeln zu nutzen. So sehen es jedenfalls die Regeln vor, die die Kommune mit den Trägern für die Notbetreuung vereinbart hat.

„Normalerweise haben sie viel mehr Platz und ganz viele Freiheiten. Sie können ins Atelier, in den Bau- oder Bewegungsraum“, zählt Tanja Schaal auf. Aber nun wolle sie das Beste aus der Situation machen und auf jedem Stockwerk verschiedene Aktivitäten anbieten.

Auch während der Notbetreuung dürften die Kinder essen und schlafen, wann sie wollen – so viel Individualität sei auch weiterhin möglich. Und im Schlafraum reiche der Platz bisher gut aus, da sich längst nicht alle Kinder hinlegten. Wichtig sei für die Kinder auch der große Garten. Das Bedürfnis, draußen zu spielen, decke sich gut mit den Empfehlungen, auch aus hygienischen Gründen häufig ins Freie zu gehen. Auch sonst sei die Hygiene ein großes Thema: Schon wenn sie ankommen, wüschen die Mädchen und Jungen zum ersten Mal die Hände zu waschen. Auch im Kleinkindbereich, wo die Kinder häufig Finger und Hände in den Mund steckten, würde besonders sorgfältig auf Hygiene geachtet. So würden die Türklinken und Tische ergänzend zum täglichen Putzturnus zusätzlich auch von den Erzieherinnen desinfiziert.

Vor allem die Gruppengröße wurde als wichtiges Instrument beim Gesundheitsschutz von Kindern und Erziehern während der Notbetreuung erkannt

„Wir halten engen Kontakt zu den Familien und vor allem zu denen, die nicht in der Notbetreuung sind“, beschreibt Tanja Schaal die Herausforderung in diesen schwierigen Zeiten, in denen die Eltern aus hygienischen Gründen den Kindergarten besser nicht betreten sollten. Und wenn, dann nur mit Maske. Trotz der Umstände solle es für die Kinder bestmöglich laufen, das vermittle ihnen Sicherheit, auch wenn der Kindergartenalltag momentan anders ablaufe. Deshalb wirbt die Pädagogin um Vertrauen; das erleichtere allen die Zusammenarbeit und sei zwischen Eltern und Erziehern die Basis für die Notbetreuung.

Enger Austausch und Vertrauen sind auch nötig, um zu gewährleisten, dass kranke Kinder sowie Kinder mit erkrankten Geschwistern nicht in die Betreuung geschickt werden. Auch Kinder mit Erkältungssymptomen können nicht zur Notbetreuung gebracht werden. Außerdem sollen erkrankte Erzieherinnen zu Hause bleiben, fordert die Kommune.

Da im Umgang mit den Kleinsten Abstandsgebote nicht umsetzbar sind, hat die Kommune von vornherein einige Schutzmaßnahmen für hinfällig erklärt. Vor allem die Gruppengröße wurde als wichtiges Instrument beim Gesundheitsschutz von Kindern und Erziehern während der Notbetreuung erkannt. Dazu haben die freien Träger und die Stadtverwaltung gemeinsam die Gruppengröße auf maximal acht Kinder festgelegt, während in den Richtlinien der Landesregierung zehn bis zwölf Kinder pro Gruppe empfohlen werden.

„Bei dieser Größe ließen sich die genannten Kriterien nicht realisieren“, heißt es in einer Stellungnahme der Stadtverwaltung mit Blick auf die Hygienerichtlinien, die derzeit für Kindertageseinrichtungen gelten.