Martin Dupper, Rektor des Friedrich-Eugens-Gymnasiums, wird die Schule selbst an seinen Nachfolger übergeben können. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Vor Grund- und Hauptschulen stehen Anwärter für die Schulleiterstelle nicht Schlange. Der Wandel in der Schulpolitik und die Bezahlung hält viele Lehrer von einer Bewerbung ab.

Stuttgart - Gymnasien mussten bisher nicht lange nach einem Nachfolger oder einer Nachfolgerin für die Schulleitung suchen. Die Bezahlung A 16 mit einem Grundgehalt zwischen 5300 und 6700 Euro (brutto, ohne Zulagen) ist attraktiv, der Gestaltungsrahmen gegeben. Inzwischen lässt sich diese Stelle mancherorts nur schwer neu besetzen.

Am Ferdinand-Porsche-Gymnasium in Zuffenhausen „mussten wir die Stelle zweimal ausschreiben“, sagt Michael Kilper vom Regierungspräsidium. Wenn in der ersten Runde niemand zu bekommen ist, „fragen wir unter anderem an den benachbarten Schulen nach, ob es dort Kollegen mit Leitungserfahrung gibt“. Zuletzt hätte man doch mehrere Bewerber gefunden, wie übrigens auch am Fanny-Leicht-Gymnasium.

Am Friedrich-Eugens-Gymnasium im Stuttgarter Westen sagt Martin Dupper (65), Schulleiter seit 14 Jahren: „Mein Nachfolger steht schon fest, und ich kann die Übergabe noch regeln.“ Sein wichtigstes Ziel habe er erreicht: „Die Schule so transparent wie möglich zu machen und Vertrauen zu Schülern und Eltern aufzubauen.“ Unter anderem darauf führt Dupper die gute Atmosphäre an der Schule zurück, die das Nachfolgerverfahren einfacher gemacht hat und die Außenwirkung hat: 50 Kinder, die sich für das Schuljahr 2016/17 dort beworben hatten, mussten aus Platzmangel zurückgewiesen werden.

Es gibt immer wieder Überraschungen

Bei der Stellenbesetzung „gibt es immer wieder Fälle, die überraschen“, sagt Michael Kilper. Zum Teil könnten drei Bewerber für eine kleine Schule auf dem Land gefunden werden, für eine renommierte in der Stadt aber keiner. „Vermutlich hängt das davon ab, ob der Job gerade in die berufliche Karriereplanung eines Lehrers passt.“ Martin Dupper sieht die Hinderungsgründe eher am Wandel des Berufsprofils. „Schule ist nicht mehr nur Unterrichtsstätte, sondern Bildungsstätte: Wir vermitteln nicht mehr nur Wissen, sondern Kompetenzen, wir beschulen nicht mehr halbtags, sondern ganztags, wir organisieren die Bildungspartnerschaften am Nachmittag und tragen eine ungeheuer große Verantwortung.“

Ähnlich dramatisch hat sich das Anforderungsprofil an den Grundschulen gewandelt. Aus Halbtagsschulen wurden Ganztagseinrichtungen, doch die Schulleiter von kleinen Schulen (weniger als sieben Klassen) können nur acht Unterrichtsstunden für Leitungsaufgaben abgeben pro Woche. Die Landesregierung hat zum kommenden Schuljahr deshalb 88 neue Stellen eingeplant, wodurch landesweit 1000 Grundschulleiter zusätzlich zwei Wochenstunden bekommen. Hinderlich ist auch, dass, je nach Schulgröße, nach Besoldungsgruppe A 12 oder A 13 bezahlt wird, also ein Grundgehalt von 3300 bis 4300 Euro beziehungsweise 3900 bis 4800 (brutto, ohne Zulagen).

An den Werkrealschulen war es nicht leicht

Die Leitung der Neuwirtshausschule, der Steinbachschule in Büsnau und der Deutsch-Französischen Grundschule muss neu besetzt werden. „Für alle ist ein Kandidat gefunden“, sagt Ulrike Brittinger, die Chefin des Staatlichen Schulamts. Versorgt sind außerdem die beruflichen Schulen: Louis-Leitz-Schule, Landwirtschaftliche Schule Hohenheim und Robert-Mayer-Schule. Ihre Chefposten sind Spitzenämter und mit A 16 besoldet.

Insbesondere an den Werkrealschulen (Besoldung nach A 13) war die Stellenbesetzung nicht leicht: „Die Bewerbungen kamen sehr spät, zum großen Teil nur eine“, so Brittinger. Trotzdem sind die Lücken an der Lerchenrain- und Steinbachschule (Süden und Büsnau), in Neuwirtshaus, an den Gemeinschaftsschulen (Besoldungsstufe A 14) in Freiberg und in Weilimdorf und an der Brunnen- und der Rilke-Realschule in Bad Cannstatt und Rot geschlossen. Nur an der Linden-Realschule bleibt die stellvertretende Schulleiterin weiterhin Interimschefin: „Dort hatten wir aus unerklärlichen Gründen leider keine Bewerbung“, sagt Ulrike Brittinger. Und das, obwohl Realschulrektoren nach A 15 (4800 bis 6000 Euro) bezahlt werden.

Für die Berger Schule und die Kreuzsteinschule (Freiberg), beides Sonderschulen, fanden sich ebenfalls keine Bewerber. „Deren Schülerzahlen gehen wegen der Inklusion zurück, man weiß noch nicht, wie es in   der Schulentwicklung weitergeht. Das schafft Unsicherheit“, sagt Brittinger. Außerdem müssten die Rektoren mehr denn je koordinieren, planen und beurteilen.