Christoph Traun prägt einen Findling mithilfe einer Fräse. Foto: Gottfried Stoppel

Die Teilnehmer des Bildhauersymposiums arbeiten sich der Hitze zum Trotz durch Stein und Holz. Noch bis zum Sonntag bleibt ihnen Zeit, ihre Formen zu schaffen.

Schorndorf - Es ist ein besonderes Gelände, auf welchem die Künstler des Schorndorfer Bildhauersymposiums ihre Arbeiten schaffen: Auf der einen Seite die Gebäude der alten Lederfabrik Breuninger, wo in naher Zukunft die Abrissbagger anrücken. Hinten die Häuser der Hahnschen Mühle, deren Besitzer vor kurzem öffentlich gemacht hat, dass er nach Investoren sucht. Und davor der Parkplatz eines Discounters, auf welchen der Wind den Steinstaub weht, den die Künstler mit ihren Fräsen und Sägen verursachen. Kleine Warnschilder weisen auf die Veranstaltung hin, ab und zu blicken Menschen vom Einkaufswagen auf und werfen verwunderte Blicke auf das Gelände.

Wirbelsturm am Sportpark

Die Steinbildhauer arbeiten unter Pavillonzelten, sie haben sich in Umhänge geworfen, die an die Sandleute aus dem Film Star Wars erinnern. Er halte die Hitze aus, sagt Jo Kley – obwohl in Kiel, wo er in einer Kiesgrube sein Atelier habe, schon 25 Grad als warm empfunden würden. Kley bearbeitet für das Symposium einen Dolomitstein. Es soll zu einem Objekt aus seiner Reihe „Twister“ umgeformt werden, ein spiralförmiger Wirbel aus Stein, der am Eingang des Sportparks Rems platziert werden soll. Er habe ursprünglich Leitern geformt, sagt Kley, die habe er verschränkt und verdreht, bis schließlich Spiralen entstanden seien. Eine Form, wie sie in allen Größen vom Wirbelsturm bis zur winzigen Erbsubstanz in der Natur anzutreffen sei.

Er schätze die Gastfreundschaft in Schorndorf, sagt Kley, er kenne wenige Städte dieser Größe, wo so viele Skulpturen Platz gefunden hätten. Er habe schon überlegt, einige der abgeschlagenen Dolomittrümmer zu signieren, damit sie gegen eine Spende abgegeben werden und den Organisatoren vom Kulturforum zugute kommen können. Er genieße es auch, von Schulklassen oder anderen Interessierten Besuch zu bekommen, sagt Kley. „Ich schätze das Feedback von Nicht-Fachleuten“.

Hinter der Hecke hat sich Ebba Kaynak vorgenommen, ein großes Stück Holz umzuformen. Es ist ein Teil jener alten Eiche, die bis zum Abriss das Burg-Gymnasium zierte, erzählt die in Schorndorf lebende Bildhauerin. Eichenholz sei eine der wenigen witterungsbeständigen Baumarten und deshalb gut geeignet für Außenskulpturen. Ihre aktuelle Skulptur soll auf einen Grünstreifen an der Mittleren Uferstraße platziert werden, unterhalb der die Rems in einem tiefen Graben verläuft.

Das Holz, das Ebba Kaynak bearbeitet, soll den Fluss visuell „nach oben holen“, wie es die Künstlerin selbst formuliert. Eine Wellenform, die sie dann in ein „fröhliches Blau“ tauchen möchte, das Bewegung versprühe, gehalten von zwei Hölzern. Natürlich zeige sich das Wasser der Rems normalerweise in Pastelltönen – „aber die Farbe entsteht im Kopf“, sagt Ebba Kaynak. Kein Kind würde schließlich braun gefärbtes Holz mit einem Fluss assoziieren, gibt die Bildhauerin zu bedenken.

Das „Herz der Stadt“

Christoph Traub schließlich hat eine kräftige Geste für die Stadt in Arbeit – einen wuchtigen Findling, der auf einem Stahlrohr befestigt an der Remsbrücke an der Stuttgarter Straße seinen Platz finden soll, nur einen Steinwurf von Traubs Atelier im Röhm-Areal entfernt. Dass er den Brocken mit einer aderartigen Struktur prägt, ist kein Zufall. „Das ist das Herz der Stadt“, sagt der Bildhauer. Seine Idee sei, ein pulsierendes Energiebündel zu schaffen, das Kraft verströme. Traub hat bereits bei etlichen Symposien mitgemacht, er ist davon angetan.

Auch Jo Kley hat er bei einer solchen Gelegenheit kennengelernt. 14 Tage lebe man zusammen, mache Veranstaltungen und Ausflüge, lerne voneinander und tausche sich aus. „Es ist eine tolle Erfahrung mit den Kollegen“, sagt Traub.