Für einige Anwesenden war die Veranstaltung eine Reise in die Vergangenheit. In unserer Fotostrecke gibt es noch mehr Eindrücke von damals. Foto: privat

Wie sah es in Riedenberg früher aus? Antworten gab es vor Kurzem bei einer Veranstaltung zum Thema. Rund 400 Bilder aus Familienalben sind gezeigt worden, und Zeitzeugen haben berichtet. Im Mittelpunkt: das Dorf Riedenberg.

Riedenberg - Eine überschaubare Anzahl von Häusern schlängelt sich durch die Natur. „Das ist eine Luftaufnahme von 1934“, erklärt Rainer Knust vom Obst- und Gartenbauverein (OGV) Riedenberg. „Riedenberg war noch ein richtiges Bauerndorf mit 439 Einwohnern, jedes zweite Haus hatte eine Milchwirtschaft.“ Nach dem Krieg hätten indes viele Landwirte aufgegeben und ihre Grundstücke verkauft.

„Und so sieht es heute von oben aus“, sagt Knust. Eine aktuelle Luftaufnahme zeigt dicht an dicht liegende Straßenzüge, prominent ragt die Seniorenresidenz empor. „So ändern sich die Zeiten“, kommentiert einer der Zuschauer im Magazin, dem Treffpunkt des OGV. Dieses ist bis auf den letzten Platz besetzt, steht doch der „Zweite Riedenberger Spaziergang“ an, eine historische Bilderreise durch den Stadtteil, der 1956 mit Heumaden zum Stadtbezirk Sillenbuch wurde.

400 Bilder aus Familienalben

„Wo’s Dörflein traut zu Ende geht...“ hat Knust diesen Blick auf die Jahre von 1930 bis 1960 übertitelt, frei nach dem Volkslied aus dem 19. Jahrhundert. An die 400 Bilder trug er dafür aus Familienalben zusammen. Viele kleine und große Geschichten werden an diesem Samstag erzählt, vor allem von den Zeitzeugen Kurt Wais, Hermann Krämer und Richard Hermann, allesamt Riedenberger Urgewächse. So berichtet Wais, dass es in den 50er-Jahren einen Obstüberschuss gab. „Die Preise fielen, es hat auch keiner mehr gemostet wie früher“, so der 84-Jährige.

Da hatte sein Vorfahr Siegfried Wais die Idee, eine Sammelstelle einzurichten und mit einem Getränkehersteller zusammenzuarbeiten. „Der stellte Saft und Schnaps her und zahlte besser für das Riedenberger Obst, das brachte mehr Öchsle.“ Dass auch mal die „schlechteren“ Sillenbucher Äpfel aus Nordlage in die Säcke wanderten, habe keiner gemerkt, so Wais und schmunzelt. Ebenso verschmitzt beschreibt Richard Hermann, wie er als Zwölfjähriger mit Freunden 1953 – ein Foto zeigt den Bau der Mittleren Filderstraße – mit den Loren, den Transportwägelchen für das Baumaterial, über die Schienen den Hügel hinabrutschte. „Bevor der Wagen und die Schienen unten im Dreck endeten, sprangen wir ab. Am Montag haben sich die Bauarbeiter geärgert.“ Die älteren Jungs fuhren gar heimlich mit der Diesellok.

Es gibt auch traurige Bilder

Ernster wird es, als ein Grabstein zu sehen ist mit dem Namen Hans Mattich und dem Todesdatum 21. April 1945. „Obwohl die Franzosen schon bei Birkach standen, wollte er als Einziger Riedenberg verteidigen“, berichtet der 1931 geborene Hermann Krämer. „Seine eigenen Soldaten, die bei uns die Nacht biwakierten und weg wollten, haben ihn am Birnbaum erschossen.“

Andere hätten sich von seiner Mutter „blaue Antons“ geben lassen, sein Vater habe Uniformen und Gewehre im Heu versteckt, später in Volkssturmlöchern vergraben. „Auch das gehört zur Geschichte Riedenbergs“, resümiert Knust – und schlägt zum Abschluss fröhlichere Kapitel auf, etwa, dass Riedenberg das Skigebiet der Stuttgarter war oder die Kinderfeste Höhepunkte darstellten. „Alles was Räder hatte wurde für den Umzug geschmückt, drei Tage feierte man in Hannelores Garten.“