Schnell zur S-Bahn: Landesbeschäftigte erhalten dafür einen Zuschuss. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Das Verkehrsministerium in Stuttgart ist zufrieden mit der Bilanz des Job-Tickets: Zehn Prozent der Landesbeschäftigten nutzen das Angebot und erhalten einen monatlichen Zuschuss für Bus und Bahn.

Stuttgart - Als erstes Bundesland zahlt Baden-Württemberg den Beamten und Angestellten seiner Landesverwaltung einen Zuschuß von 20 Euro, wenn sie sich ein Jahres-Abonnement für den Öffentlichen Personennahverkehr zulegen. Seit Januar 2016 gibt es dieses sogenannte Job-Ticket Baden-Württemberg und nach einer unserer Zeitung vorliegenden Antwort des Verkehrsministeriums auf eine parlamentarische Anfrage ist sie ein voller Erfolg: Rund 21 540 Landesbedienstete besitzen ein solches Ticket (Stand Dezember 2016), was bei insgesamt 224 000 Landesbediensteten, die ein Anrecht auf den Zuschuß haben, einer Quote von zehn Prozent entspricht.

Von den 24 Verkehrsverbünde im Südwesten hat der VVS Stuttgart die meisten Job-Tickets für Landesmitarbeiter verkauft (9228 Tickets), gefolgt vom Regio-Verkehrsverbund Freiburg (2898) sowie dem Karlsruher Verkehrsverbund (2182). Besonders in Ballungsräumen, wo ein dichtes Bus- und Bahnangebot besteht, ist der Zuschuss ein Renner. Weniger nachgefragt wird er im ländlichen Raum wie auf der Alb und im Schwarzwald. Eine Sonderstellung nimmt die Region des Verkehrsverbundes Rhein-Neckar ein (nur 1250 Tickets), da hier rund um Heidelberg die Hochschulen attraktive Angebote gemeinsam mit dem Verkehrsverbund machen. Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) nennt die Mitmachquote von zehn Prozent „einen Erfolg für ein Flächenland“. Mit dem Job-Ticket sowie der Elektrifizierung der Autoflotte des Landes nehme der Südwesten bundesweit „eine Spitzenstellung“ ein.

In einer vorsichtigen Rechnung ging das Land von 20 Prozent Teilnehmern aus

Als im Sommer 2015 die ersten Pläne für das Job-Ticket vorgestellt worden sind, da hatte das Ministerium zwar keine Erwartungen formuliert, mit wieviel Verkäufen es rechnet. Allerdings waren Haushaltsmittel fürs Job-Ticket in Höhe von 15 Millionen Euro eingeplant, die reichen würden, wenn maximal 20 Prozent der Landesbediensteten es in Anspruch nehmen – also das Doppelte dessen, was nun erreicht worden ist. Man habe „sehr vorsichtig gerechnet“, heißt es im Ministerium heute. Man sei gut im Haushaltsrahmen geblieben und „Potenzial für eine Weiterentwickung des Job Tickets BW“ nach oben sei vorhanden.

Grüne fordern die Ausweitung des Job-Tickets

Der Grünen-Landtagsabgeordnete Hermino Katzenstein (Sinsheim), der die Anfrage gestellt hatte, stimmt heute schon in den Jubel über das Job-Ticket mit ein und ist besonders über eine Tatsache erfreut: „Laut Ergebnis einer Nutzerbefragung sind 23 Prozent der Käufer des Job-Ticket des Landes vorher mit Auto oder Motorrad zur Arbeit gefahren.“ Nach dieser Rechnung hat das Land rund 5000 seiner Bediensteten – Lehrer, Richter, Polizisten, Angestellte – den Verzicht aufs Auto schmackhaft gemacht und sie in Busse und Bahnen gelockt. Diese hohe Umsteigerquote sei ein echter Erfolg, meint Katzenstein: „Wir sollten das Job-Ticket weiterentwickeln, durch höhere Zuschüsse und indem wir den Kreis der Berechtigten für den Zuschuss erweitern.“ Auch müsse bei Betrieben, Städten und Gemeinden mehr für ähnliche Modell geworben werden, die Stadt Stuttgart sowie Daimler und Porsche mit ihren Job-Tickets seien da Vorbilder.

Wie es sich für ein grünes Ministerium gehört, hat es auch den Klima schützenden Effekt des Job-Tickets berechnet: Mit Hilfe einer Online-Befragung bei rund 4500 Nutzern wurde eine durchschnittliche Pendlerstrecke von 26,6 Kilometern ermittelt. An 220 Arbeitstage im Jahr seien 1331 Tonnen Kohlendioxid, 513 Kilo Stickoxide sowie 59 Kilo Feinstaub „eingespart“ worden.