Die Höhepunkte der Opernsaison: Prokofjews „Die Liebe zu den drei Orangen“ (oben); Foto: Matthias Baus

Mit viel Schwung hat Viktor Schoner sein Amt als Opernintendant im September 2018 angetreten. Dass ihm seine erste Spielzeit die schlechtesten Besucherzahlen aller Sparten bescherte, lag nicht am Programm – das Spektrum der Premieren war so breit gefächert wie selten zuvor.

Stuttgart - Lange ist der Geist des klugen Intendanten Klaus Zehelein durch die Gänge des Opernhauses geschwebt: der Geist eines ernsthaften, ernsten, zuallererst dramaturgisch gedachten Musiktheaters. Albrecht Puhlmann hat während seiner nur fünf Jahre kurzen Intendanz nicht nur den Fluren im Verwaltungsflügel des Gebäudes einen neuen, knallig orangefarbenen Teppichboden verpasst, sondern seinen Neuproduktionen auch einen Schuss mehr Kulinarik und Sinnlichkeit gegönnt. Puhlmanns Nachfolger Jossi Wieler, als Opernregisseur mit und durch Zehelein groß geworden, führte sieben Jahre lang dessen Erbe fort. Dann kam Viktor Schoner, noch dazu von der mit wirkungsvollem Sinnesrausch nie geizenden Bayerischen Staatsoper München. Ein Neuer also, ein anderer, der Erste einer neuen Stuttgarter Opern-Ära, der das bereichernde, aber auch belastende Erbe der dominierenden Inszenierungen von Wieler/Morabito durch neue Farben und andersartige Zugriffe erweitern, also Tradition und Innovation verbinden will. Behutsam, versteht sich, aber doch erkennbar.