„Einige tausend Menschen haben bereits ihr Auto stehen gelassen“ – die Politik zieht nach dem ersten Feinstabalarm Bilanz. Foto: dpa

Fünf Tage Feinstaubalarm sind rum, viele Stuttgarter haben ihr Verhalten in dieser Zeit nicht geändert. Der Verkehrsminister sieht trotzdem Erfolge, an die er anknüpfen will.

Stuttgart - Regen vom Westen setzt dem bundesweit ersten Feinstaubalarm in Stuttgart ein Ende. Der Alarm sollte in der Nacht zum Samstag auslaufen, wie die Stadt am Freitag noch einmal mitteilte. Seit Montag waren Einwohner und Pendler aufgerufen, ihre Autos stehenzulassen und stattdessen Bus, Bahn und Fahrrad zu nutzen oder zu Fuß zu gehen.

Bereits seit Sonntag sollten außerdem keine sogenannten Komfort-Kamine angeheizt werden, die nur zusätzlich zur normalen Heizung genutzt werden. Die Ergebnisse des Alarms sollen nun ausgewertet werden, hieß es aus dem Verkehrsministerium. Erste Daten zeigten, dass nur etwa drei Prozent weniger Autos unterwegs waren als sonst. Die Belastung durch den krebserregenden Feinstaub ging wegen der Wetterlage jedoch nicht zurück.

„Einige tausend Menschen haben bereits ihr Auto stehen gelassen. Das müssten in Zukunft einige zehntausend werden, damit die Schadstoffkonzentration in der Luft nicht mehr so stark ansteigt“, bilanzierte Minister Winfried Hermann (Grüne) am Freitag. „Aber wir wissen auch, dass Verhaltensänderungen Zeit und Geduld brauchen.“ Der Feinstaubalarm habe die Problematik stärker ins Bewusstsein vieler Menschen gerückt, dies sei ein Erfolg, an den man anknüpfen wolle. „Keiner kann nach einer Woche Feinstaubalarm sagen, das Thema gehe ihn nichts an“, betonte auch Oberbürgermeister Fritz Kuhn (Grüne).

Wird EU-Grenzwert zu oft überschritten, drohen Millionenstrafen

Trotz des Alarms waren am Dienstag am Stuttgarter Neckartor, einer der Hauptverkehrsachsen, 141 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft gemessen worden. Der EU-Grenzwert liegt bei 50 Mikrogramm. Mittwoch und Donnerstag ging die Belastung zurück, zunächst auf 120, dann auf 95 Mikrogramm. Wird der EU-Grenzwert zu oft überschritten, drohen Millionenstrafen.

Der Feinstaubalarm wird künftig immer ausgerufen, wenn bestimmte Wetterlagen zu erwarten sind, die den Austausch der Luft im Stuttgarter Talkessel verhindern. Er soll dafür sorgen, dass die Feinstaubwerte in diesen Phasen nicht immer weiter ansteigen. Unter anderem hatte der Autohersteller Daimler seinen Mitarbeitern geraten, Fahrgemeinschaften zu bilden oder Telefon- und Videokonferenzen zu schalten, um den Pendelverkehr zwischen den Standorten zu reduzieren.

Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) sollte in der Nacht zum Samstag Regen einsetzen. Der werde zwar schnell in Richtung Osten weiterziehen, danach sei aber vorerst keine so stabile Hochdrucklage wie zuletzt in Sicht, erläuterte ein DWD-Meteorologe am Freitag. Außerdem wehe eher ein Westwind, für Probleme sorge dagegen meist der Ostwind. Neuer Feinstaubalarm sei daher vorerst nicht zu erwarten.