Ein Mahnmal erinnert an der Albertville-Realschule in Winnenden an den Amoklauf vom 11. März 2009, bei dem 15 Menschen gestorben sind. Foto: dpa

2016 wurden nach Angaben des Landesinnenministeriums 18 Alarme ausgelöst – eine reale Gefahr bestand dabei aber in keinem Fall. Meist waren technische Defekte und Fehlbedienungen der Amok-Alarmanlagen die Ursache.

Stuttgart - Die Zahl der Amokalarme an baden-württembergischen Schulen ist weiter rückläufig. 2016 wurden nach Angaben des Landesinnenministeriums 18 Alarme ausgelöst – eine reale Gefahr bestand dabei in keinem Fall, meist waren technische Defekte und Fehlbedienungen der Amok-Alarmanlagen die Ursache. 2015 hatte es noch 28 Fälle gegeben, im Jahr davor 51 Fälle. Das Ministerium schlüsselt die Alarme nicht einzeln nach Ursachen auf.

Das Polizeipräsidium Mannheim war 2016 gleich mehrfach von falschen Amokalarmen betroffen. So auch am 23. September, als an einer Berufsschule mit 400 Schülern in Eberbach im Rhein-Neckar-Kreis Alarm ausgelöst wurde. Es gab einen Großeinsatz mit allein 50 Polizeibeamten aus verschiedenen Revieren. „Für die Polizei ist das natürlich schwierig, wir müssen immer von einer Echtlage ausgehen, wenn ein Alarm losgeht. Auch wenn nach 15 bis 20 Minuten klar wird, dass es möglicherweise ein Fehlalarm ist“, sagte Norbert Schätzle, Sprecher des Polizeipräsidiums Mannheim, unserer Zeitung.

Handlungsbedarf auch bei der Polizei

In Eberbach sei ein technischer Defekt die Ursache für den Fehlalarm gewesen. In anderen Fälle hätten Bedienungsfehler vorgelegen, so Schätzle. Der „Faktor Mensch“ spiele oft eine Rolle. Es handle sich schließlich um vergleichsweise neue technische Anlagen, die nach dem Amoklauf in Winnenden 2009 an den Schulen im Land eingebaut worden seien.

Die Kriminologin Britta Bannenberg, eine der besten Kennerinnen des Phänomens Amoklauf in Deutschland, sieht Handlungsbedarf auch bei den Polizeibehörden. „Bei der Polizei geht Wissen verloren, dass durch Winnenden aufgebaut wurde“, sagte sie unserer Zeitung. In jedem Polizeipräsidium müsse es einen Ansprechpartner für Menschen geben, die einen Verdacht hegen, so die Expertin.