Streuobstwiesen geben viel her: Der Saft aus den im Kreis Böblingen geernteten Äpfeln verkauft sich gut. Foto: factum/Archiv

Im vergangenen Jahr sind rund 390 000 Liter verkauft worden – fast 40 Prozent mehr als 2014. Die Steigerung liegt vor allem an der Zusammenarbeit mit einer Supermarktkette. Weiteres Wachstum ist geplant – um die Streuobstwiesen zu schützen.

Rutesheim - Eine solche Steigerung hat es bisher noch nicht gegeben. „Schon in den vergangenen Jahren konnten wir den Absatz immer wieder leicht nach oben bringen“, berichtete Roland Bernhard am Mittwoch in Rutesheim. Doch im vergangene Jahr wurden 390 000 Liter vom Landkreisapfelsaft verkauft. Das ist ein neuer Rekord. Im Jahr 2014 waren es noch 279 000 Liter gewesen. „Der Dank gilt allen, die Schluck für Schluck Naturschutz betrieben“, sagte der Landrat in der Gaststätte Kraxlalm. Denn auch dort wird mittlerweile das Streuobstwiesen-Produkt verkauft. Der große Sprung sei überaus erfreulich, denn damit könnten immer größere Teile der Kulturlandschaft geschützt werden. Für die zu dem Saft verarbeiteten Äpfel erhalten die Erzeuger in etwa den doppelten Preis gegenüber dem freien Verkauf.

Kooperation mit Supermarkt

Zu dem neuen Rekord hat vor allem die Supermarktkette Edeka Südwest beigetragen: Durch die im Januar 2015 gestartete Zusammenarbeit mit deren Tochterfirma Schwarzwald Sprudel ist fast ein Drittel des gesamten Absatzes in die Vitrex-Apfelsaftschorle geflossen. „Die Menge, die wir nur im Kreis absetzen können, ist begrenzt“, erklärte Manfred Nuber den Schritt. Nun wird der Apfelsaft dem Fachberater für Obst- und Gartenbau zufolge in allen Edeka-Geschäften in Südwestdeutschland angeboten. Durch den Einstieg der Ehninger Großbäckerei Sehne in den Verkauf des Kreisproduktes sind weitere 40 000 Liter an den Mann und die Frau gebracht worden. „Wenn es geht, wollen wir eine weitere Steigerung erreichen“, sagte Manfred Nuber, etwa über weitere Bäckereien und zusätzliche Gastronomiebetriebe.

Aktuell liefern rund 400 Obstbauern ihre Früchte für den Landkreissaft ab, die etwa 1000 Grundstücke bewirtschaften. Das entspricht einer Fläche von 200 Hektar oder ungefähr 8500 Bäumen. Damit sind rund zehn Prozent der Streuobstwiesen des Kreises durch das Projekt abgedeckt. Seit vergangenem Jahr sind 50 neue Erzeuger dazugekommen, es gibt aber nach wie vor eine Warteliste. Für 100 Kilogramm der regional erzeugten Äpfel erhalten die Ablieferer immer einen Aufschlag von 7,50 Euro. Im vergangenen Jahr lag der Preis für den Doppelzentner bei rund zehn, im Jahr davor bei 3,50 Euro. „Der Preis hat sich im Prinzip seit den 1960er Jahren nicht verändert“, erklärte Manfred Nuber das Problem. Nur die Subvention macht die heimische Obstproduktion rentabel.

Der Preis ist nicht das Problem

Finanziert wird der Zuschlag über den Preis: Eine Literflasche Landkreis-Apfelsaft kostet rund 1,30 Euro und damit mehr als doppelt so viel wie der billigste Tetrapak im Discounter. Wobei sich die Verdoppelung des Einkaufspreises für die Äpfel beim Flaschenpreis nur mit bis zu 20 Cent bemerkbar mache, erklärte der Fachberater. Denn der Saft an sich mache nur einen Bruchteil des Flaschenpreises aus.

Aber der Preis ist offensichtlich nicht das Problem, wie Norbert Barthelmeß erfahren hat. Zuvor schenkte der Betreiber der Kraxlalm günstigeren Apfelsaft aus, um nicht zu viel von seinen Gästen verlangen zu müssen. Doch nach der Umstellung habe sich niemand beschwert. „Kein einziger Kunde hat den Preis hinterfragt“, berichtete der Gastronom. „Man merkt: einmal getrunken setzt sich die Qualität durch.“ Auf dem Weltmarkt stammen 70 Prozent des Apfelsaftes aus China und 20 Prozent aus Polen, er wird hauptsächlich aus Konzentrat hergestellt. „Ein Streuobst-Apfelsaft hat Süße und Säure“, erklärte Manfred Nuber den Unterschied, dem aus Konzentrat fehle die Säure, weshalb oft Zitronensäure zugesetzt werde.