Finanzvorstand Stefan Heim hat erneut ein stattliches Minus in der Bilanz der VfB Stuttgart AG verkündet – zugleich aber die Mitglieder beruhigt und Zuversicht verbreitet. Wie passt das zusammen?
Stuttgart - Stefan Heim hat sich wie immer gut vorbereitet. Anschaulich und verständlich will der Finanzvorstand des VfB Stuttgart die Zahlen des Geschäftsjahres 2018 präsentieren. Mit einem Lächeln ist der 48-Jährige dann während der Mitgliederversammlung auf das Podium gestiegen, um der VfB-Familie zu erklären, wie die „Tochter“ – so bezeichnet Heim gerne die Fußball AG, weil der Hauptverein die „Mutter“ sei – sich bilanztechnisch entwickelt hat.
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Gut. Trotz des Abstiegs aus der Bundesliga. So viel sei aus Sicht des Finanzchefs vorweggenommen. Dabei legte Heim zwei Rekordzahlen vor. Mit 154,4 Millionen Euro hat der VfB noch nie in seiner Geschichte einen höheren Umsatz erzielt. Zudem verzeichnet der Stuttgarter Club für die Saison 2018/2019 die höchsten Transferausgaben aller Zeiten. 61 Millionen Euro. Das am Ende dennoch der Fall in die zweite Liga stand, führt die Diskrepanz zwischen wirtschaftlichem Aufwand und sportlichem Ertrag erneut vor Augen.
Die Aufwendungen sind deutlich gestiegen
Doch Heim wäre nicht Heim, wenn er sich dieser Herausforderung nicht stellen würde. „Wir müssen jetzt Vertrauen zurückgewinnen“, sagte der Finanzvorstand und erläuterte das Zustandekommen des Zahlenwerks, dass sich aus der erfolgreichen Rückrunde 2017/2018 sowie der lauen Vorrunde 2018/2019 zusammensetzt. „Die wesentlichen Gründe für eine Umsatzsteigerung von 37 Prozent sind der Aufstieg in der Saison 2016/2017 und der sportliche Erfolg zum Abschluss der Saison 2017/2018“, erklärte Heim.
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Die höchsten Erträge erzielte die VfB AG durch die gestiegenen Einnahmen bei den Fernsehgeldern. Knapp 50 Millionen Euro waren das. Durch Transfers kamen etwas über 20 Millionen Euro in die Kasse. Der Hauptteil davon durch den Verkauf von Stürmer Daniel Ginczek an den VfL Wolfsburg. Im Vergleich zum Vorjahr belief sich der Umsatz auf fast 42 Millionen Euro mehr. Doch auch die Aufwendungen sind deutlich gestiegen – um fast 40 Millionen Euro. Insgesamt kommen die Stuttgarter auf 166,1 Millionen Euro an Ausgaben. Wobei den größten Batzen der Personaletat für die Lizenzspieler ausmacht: 61,1 Millionen Euro.
Stefan Heim: „Nicht zu Tode sparen“
Das ergibt ein Ergebnis von minus 11,7 Millionen Euro (Vorjahr minus 13,9 Millionen Euro). „Dieser Verlust ist geplant gewesen, weil er Bestandteil eines Investitionsprogramms war. Wir können ihn uns leisten“, sagte Heim. Seinen Ausführungen zufolge sind die roten Zahlen niedriger ausgefallen als ursprünglich vorgesehen. So beläuft sich das Eigenkapital zum 31. Dezember 2018 auf 27,6 Millionen Euro. Das entspricht einer Eigenkapitalquote von 21,1 Prozent.
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Beim Ausblick gab Heim die Devise aus: „Wir dürfen uns nicht zu Tode sparen.“ Um etwa 45 Millionen Euro wird der erwartete Umsatz in der anstehenden Zweitligasaison zurückgehen. Wobei dies schon kompensiert ist. Vor allem durch die Reduzierung des Spieleretats auf 40 Millionen Euro und Transfererlöse. Dennoch stellte Heim mit Blick auf die Transferbilanz noch einmal fest, dass die Mittel in der vergangenen Saison falsch eingesetzt wurden: „Unsere Trefferquote im Personalbereich war nicht gut. Sie sollte schon über 50 Prozent liegen.“
Rekordausgaben für Transfers
Durch die Transfersummen (etwa 50 Millionen Euro) und die Transfernebenausgaben wie Beraterhonorare und Handgeld (rund zehn Millionen Euro) kommt der VfB auf seine Rekordzahl von mehr als 60 Millionen Euro. Dem gegenüber stehen neben den Einnahmen 2018/2019 von 20 Millionen Euro weitere Einnahmen in 2019/2020 von bislang 52 Millionen Euro. Vor allem durch die Verkäufe von Benjamin Pavard und Ozan Kabak. Ausgegeben hat der VfB bislang acht Millionen Euro für neue Spieler. „Wir sind weiter voll handlungsfähig“, sagte Heim, der betonte, dass weitere Verstärkungen für den direkten Wiederaufstieg finanziell möglich seien. Und: Im Nachwuchsbereich will der VfB aber auf keinen Fall zu sparen.