Zum letzten Mal in diesem Winter waren die Papiertüten mit Essen bestückt und in der Leonhardskirche zum Mitnehmen bereitgestellt. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Mit einem Abschlussgottesdienst geht die Vesperkirche für diesen Winter zu Ende. 30 000 Essen wurden ausgegeben, erstmals nur zum Mitnehmen. Das Coronavirus hat Bedürftige in diesem Winter ausgesperrt.

Stuttgart - Die Glocken der Leonhardskirche haben am Samstag das Ende der diesjährigen Vesperkirche eingeläutet. Mit einem Abschlussgottesdienst hat sich Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann bei Gästen und Helfern verabschiedet.

Abschied vom Küchenchef

Insbesondere dem Rudolf-Sophien-Stift und dem dortigen Team um Bernd Fischer sprach Ehrmann ihren Dank aus. Die Großküche der Einrichtung hatte die rund 30 000 Essen zubereitet. Fischer hat in diesem Jahr zum letzten Mal das Küchenteam der Vesperkirche geleitet. Die Pfarrerin unterstrich zudem die Bedeutung der Kooperationspartner in diesem Jahr der Corona-Pandemie: die Evangelische Gesellschaft, die Bahnhofsmission und die beteiligten Kirchengemeinden, die evangelischen Matthäuskirche sowie die katholischen Kirchengemeinden St. Georg und St. Maria. „Wir haben zusammen diese Corona-Herausforderung angenommen und sie supergut bewältigt“, sagt Ehrmann. „Es war eine ganz neue, ein ökumenische, eine andere Vesperkirche. Eine, bei der wir Hand in Hand gearbeitet haben. Und deshalb war es eine sehr gute Vesperkirche.“ Ehrmann äußerte die Hoffnung, dass dieses kooperative Konzept auch eines für die Zukunft sein möge.

Erstmals Essen to go

Die Predigt beim Abschlussgottesdienst hielt Prälatin Gabriele Arnold. Darin erinnerte sie mit der Geschichte von Martha und Maria aus dem Lukasevangelium daran, dass nicht nur die aktive Hilfe, wie sie in der Vesperkirche gelebt werde, bedeutend sei, sondern auch die Begegnung. „Offenbar gibt es etwas, das wichtiger ist als alles Tun“, sagte die Prälatin. Durchs Zuhören lerne man, das Nötige vom Unnötigen zu unterscheiden.

Sieben Wochen liegen hinter dem Vesperkirchenteam. Ungewöhnliche Wochen, denn erstmals in der Geschichte der Stuttgarter Vesperkirche sind die Kirchenportale verschlossen geblieben, die Bedürftigen konnten nicht im Kirchenschiff Platz nehmen. Trotzdem ist das Angebot gut angekommen, die 30 000 Essen gab es in diesem Winter eben to go, zum Mitnehmen.

Einsatz in der ganzen Stadt

Das Coronavirus und die hohen Infektionszahlen haben die Helfer zu neuen Konzepten gezwungen. Unter anderem ist es nicht bei der Ausgabestelle im Leonhardsviertel geblieben, sondern auch an der Paulinenbrücke, am Erwin-Schöttle-Platz, bei der Evangelischen Gesellschaft in der Büchsenstraße, bei der Kirche St. Georg an der Heilbronner Straße und bei der Bahnhofsmission ist Essen verteilt worden. „Das waren täglich rund 600 warme Mahlzeiten“, sagt Diakoniepfarrerin Gabriele Ehrmann. „Die Papiertüte ist das Symbol der Corona-Vesperkirche 2021 geworden.“

Während der kälteren Tage waren deshalb selbst gestrickte Socken und Schals so willkommen wie das Engagement der Promis: Der VfB Stuttgart und die Bürgerstiftung Stuttgart haben sich engagiert, der Grünen-Politiker Cem Özdemir, Stuttgarts Oberbürgermeister, Frank Nopper, und seine Ehefrau Gudrun, die Landtagspräsidentin Muhterem Aras und der CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann haben an der Essensausgabe in der Magdalenenkapelle mit angepackt.

Essen bei der Eva im Saal

Ein Mal hatte die Diakonie versucht, die Gäste und die Mitarbeitenden bei Kaffee und Hefezopf in der Kirche zusammen zu bringen, doch die Infektionszahlen hätten gegen eine Wiederholung gesprochen, so Gabriele Ehrmann, „wir wollten niemandem in Gefahr bringen.“

Auch nach der Vesperkirche bleiben die Bedürftigen nicht unversorgt. Bei Evas Tisch gibt es weiterhin Essen zum Mitnehmen, inzwischen ist aber auch der große Saal im Haus der Diakonie in der Büchsenstraße wieder geöffnet.