800 Ehrenamtliche haben sich für die Vesperkirche eingesetzt. Foto: Leif Piechowski

Sieben Wochen Vesperkirche in Stuttgart neigen sich dem Ende zu. Am kommenden Samstag wird zum letzten Mal Essen in der Leonhardskirche in der Innenstadt ausgegeben. Nach Hochrechnungen werden es am Ende rund 30 000 Mittagessen sein, die von Bedürftigen verspeist worden sind.

Sieben Wochen Vesperkirche in Stuttgart neigen sich dem Ende zu. Am kommenden Samstag wird zum letzten Mal Essen in der Leonhardskirche in der Innenstadt ausgegeben. Nach Hochrechnungen werden es am Ende rund 30 000 Mittagessen sein, die von Bedürftigen verspeist worden sind.

Stuttgart - „Es war auf jeden Fall die wärmste Vesperkirche aller Zeiten. In den ersten Tagen haben wir noch darüber nachgedacht, ob eine Vesperkirche bei so milden Temperaturen überhaupt Sinn macht“, sagt Karin Ott.

Doch die Nachfrage ist ungebrochen. Vesperkirchenleiterin Karin Ott und ihr Helferteam haben in diesem Jahr so viele Mahlzeiten ausgegeben wie noch nie. Pro Tag waren es im Durchschnitt 620 Essen, 20 mehr als noch 2013. „Wenn man länger zurückblickt sieht man, dass sich die Zahl der ausgegebenen Mittagessen seit 2010 um 13 Prozent erhöht hat. Diese Zahl erschreckt, überrascht uns aber auch nicht“, sagt Ott.

Die Diakoniepfarrerin sieht die Vesperkirche als Seismografen für die Armutssituation in Stuttgart, und die sei nach wie vor angespannt. „Ich finde es von Jahr zu Jahr beschämender, dass wir uns in unserem schönen Stuttgart mit solchen Fragen auseinandersetzen müssen“, sagt Karin Ott. Gerade die Wohnsituation sei ein brennendes Thema. „Wir in der Vesperkirche haben den Eindruck, dass die Wohnungslosigkeit zunimmt. Selbst in diesem milden Winter waren die Notunterkünfte überfüllt.“

Getragen wurde die Stuttgarter Vesperkirche von Spenden und der Hilfe vieler, engagierter Ehrenamtlicher. Auch in diesem Jahr waren die Beiträge an die Stuttgarter Vesperkirche zahlreich: Spontane Einzelspenden, die Benefizveranstaltung „Tischlein deck dich“ oder der Spendenlauf des Stuttgarter Karls-Gymnasiums spülten Geld in die Kassen. So kann sich Karin Ott darüber freuen, dass 250 000 Euro zusammengekommen sind – genug um die Vesperkirche in diesem Jahr zu finanzieren.

Außerdem trugen über 800 ehrenamtliche Helfer zu einem reibungslosen Ablauf bei. „Diese 800 Menschen sind Botschafter, die aus ihrem Einsatz Erfahrungen in den Alltag mitnehmen und Vorurteile abbauen sollen“, sagt Ott.

Auch Stadtdekan Sören Schwesig lobt die Stuttgarter Vesperkirche. „Bedürftige erleben hier neben konkreter Lebenshilfe auch Gemeinschaft. Das ist im Alltag sehr wichtig und vermittelt den Menschen eine Vision davon, wie das Leben auch sein kann.“