Die LBS glaubt an einen positiven Geschäftstrend in den kommenden Jahren. Foto: dpa/Silas Stein

Die Zinswende ist für den größten Bausparanbieter im Südwesten gut für das Geschäft und die Erlöse. Was bedeutet das für die kommenden Jahre?

Stuttgart - „Die Bausparkassen haben die Durststrecke überwunden“ – das ist der Kernsatz von Stefan Siebert, des Vorstandsvorsitzenden der Landesbausparkasse (LBS) Südwest beim Blick auf die aktuelle Bilanz des führenden Bausparfinanzierers in Baden-Württemberg. In der langen Niedrigzinsphase mussten die Bausparkassen auf der einen Seite die Sparzinsen auf hochverzinste Altverträgen bedienen und auf der anderen Seite schien eine langfristige Zinsgarantie nicht so verlockend.

Doch nun geht es in die andere Richtung: Auf dem Finanzmarkt hat die Zinswende eingesetzt. Zinsen werden auf absehbare Zeit steigen – was die langfristige Zinsgarantie eines Bausparvertrages wieder deutlich attraktiver macht. Die Zinswende habe sich im Januar in einem massiv gestiegenen Neugeschäft niedergeschlagen, sagte Siebert.

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Dazu kommt, dass immer mehr teure Altverträge die Frist von zehn Jahren nach der Zuteilung überschreiten. Wenn die Ansparsumme überschritten ist, könne man diese Verträge ganz legal kündigen und werde das in jedem Fall tun, sagte der LBS-Chef. Auch durch den so niedriger werdenden Zinsaufwand werde sich die Rentabilität verbessern. Das gelte schon 2022 und verstärkt ab 2023.

Gewinne könnten wieder sprudeln

Mittelfristig rechnet er mit jährlich zweistellig wachsenden Gewinnen. Schon im vergangenen Jahr sei erkennbar gewesen, dass beim Zinsaufwand ein Plateau erreicht worden sei. Dazu kommt perspektivisch ein immer noch unbefriedigter Bedarf an Wohnraum, die notwendige Modernisierung für Klimaschutzmaßnahmen oder der altersgerechte Umbau des Wohnungsbestandes. Diese Trends führten auch dazu, dass größere Summen abgerufen würden. „Modernisierungen werden teurer. Da geht es nicht nur um den Anbau eines Wintergartens, sondern um teils tiefe Eingriffe in die Substanz, etwa beim Dach, den Fenstern oder der Wärmedämmung“, sagt Siebert.

Rekordwert an Kreditzusagen

In Zahlen gefasst sieht das so aus: Mit einer Bausparsumme von 8,73 Milliarden Euro hat die LBS im Branchenvergleich überdurchschnittlich abgeschnitten. Dabei ist die LBS Südwest in ihrem Geschäftsgebiet Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz beim Bausparen mit knapp 41 Prozent Marktführer. Mit Kreditzusagen in Höhe von 1,95 Milliarden Euro wurde der Rekordwert des Jahres 2020 noch einmal übertroffen. Für 2021 beläuft sich das Betriebsergebnis der LBS Südwest mit etwa 22 Millionen Euro ungefähr auf Vorjahreshöhe.

Neue Kapitalvorschriften machen Sorgen

Sorgen machen der LBS geplante neue Vorschriften für die Absicherung von Krediten durch Eigenkapital. Während dies bei Neuverträgen plausibel sei, habe ihm niemand erklären können, warum dies die Finanzaufsicht Bafin auch bei alten Verträgen plane: „Das sind Darlehen, die sind zu einem guten Teil schon abbezahlt. Das wirft nachträglich die Kalkulation vollkommen über den Haufen.“ Reine Baufinanzierer wie die Bausparkassen würden davon besonders belastet.