Jugendliche, die sich bewusstlos trinken, sind wieder zahlreicher geworden Foto: dpa

Vor zehn Jahren schnellten die Zahlen in die Höhe, seither aber hat das Thema Komasaufen bei Jugendlichen an Bedeutung verloren. Nun aber hat die AOK für Stuttgart eine erneute Zunahme festgestellt. Eine Diagnose, die von den Zahlen des städtischen Klinikums gestützt wird.

Stuttgart - Vor zehn Jahren sorgte das Thema Komatrinken für Schlagzeilen, insbesondere die große Zahl Jugendlicher, die im Vollrausch ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Seither sind die Fallzahlen stetig zurückgegangen.

 

Nun aber meldet die AOK Stuttgart-Böblingen bei ihren Versicherten erneut einen Anstieg dieses schweren Alkoholmissbrauchs um rund acht Prozent der Fälle. Bei der Altersgruppe der Jugendlichen liegt der Zuwachs sogar noch etwas über diesem Wert. Die Krankenkasse legt zum Vergleich Zahlen aus dem Jahr 2008 vor, dem vorläufigen Höhepunkt der Entwicklung: Damals wurden von den AOK-Versicherten in Stuttgart innerhalb eines Jahres 736 Personen wegen Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus eingeliefert. Nicht nur in Stuttgart setzte damals eine umfangreiche Kampagne gegen das Phänomen des Komatrinkens ein, vor allem weil sich unter den Betroffenen eine wachsende Zahl Jugendlicher fand.

Kasse registriert 468 Fälle

In den vergangenen Jahren hat sich die Lage zwar wieder deutlich entspannt, nun aber ist wieder eine Zunahme festzustellen bei den Rauschtrinkern, die ärztlich behandelt werden müssen. 468 Fälle akuten Alkoholmissbrauchs hat die AOK im vergangenen Jahr registriert. Im Jahr davor waren es noch 432 Einlieferungen gewesen, 2014 sogar nur 412.

Bei den Erwachsenen kommen nach wie vor deutlich mehr Männer als Frauen wegen übermäßigen Alkoholkonsums ins Krankenhaus, 2016 waren es in Stuttgart 354 Männer und 114 Frauen.

104 Jugendliche behandelt

Etwa ein Fünftel der Fälle gehen auf das Konto von jungen Leuten zwischen 15 und 19 Jahren. In dieser Gruppe ist die Zahl der Einlieferungen laut AOK-Statistik von 25 auf 31 gestiegen. Eine ähnliche Entwicklung verzeichnete das städtische Klinikum mit dem Kinderhospital Olgäle, wo Jugendliche, die wegen einer Alkoholintoxikation ins Krankenhaus müssen, von den Rettungsdiensten in der Regel eingeliefert werden. Im vergangenen Jahren seien 104 Jugendliche im Vollrausch behandelt worden, erklärte eine Sprecherin, nach 86 im Jahr davor. Diese Fallzahl enthalte aber sowohl stationäre wie ambulante Fälle. Es handele sich im Vergleich zum Vorjahr nur um einen geringfügigen Anstieg.

Mädchen und Jungen nähern sich an

Bei den Jugendlichen nähern sich die Fallzahlen bei Mädchen und Jungen laut AOK mit einem Verhältnis von eins zu 1,5 übrigens langsam an.