Der 21. März ist der "Tag des Waldes". Ein Grund mehr, der Natur eine Freude zu machen. Denn Rücksichtnahme, die Bedürfnisse anderer zu respektieren sowie der Schutz von Flora und Fauna sollten für Biker selbstverständlich sein.
Stuttgart - Auch Radfahrende und speziell Mountainbiker nutzen den Wald gern und oft als Ort für Sport und Erholung. Das ist allerdings nicht unumstritten. Gerade seit mehreren Jahren häufen sich die Berichte über Konflikte mit anderen Nutzungsgruppen in besorgniserregendem Maße. Daher sind die Tipps für mehr Miteinander im Wald – und nicht nur dort – aktueller und nötiger denn je.
Die goldene Regel: Leave no trace!
Etwas so hinterlassen, wie wir es selbst vorfinden möchten – ein einfacher und richtiger Gedanke. Und doch stapelt sich im Wald der Müll. Papiertaschentücher, Getränkeflaschen, Verpackungen von Gels oder Riegeln, CO₂-Kartuschen oder Verpackungen von Tubeless-Flicken – all das und noch viel mehr lassen noch immer zu viele Biker einfach im Wald liegen. Das Mindeste wäre, alles wieder mit aus dem Wald zu nehmen, was man hineingebracht hat. Einen Schritt weiter geht der begeisterte Bikepacker Peter Wöstmann von Ortlieb: Er empfiehlt, immer einen kleinen, wasserdichten Packsack als Müllbeutel dabei zu haben. So kann man auch die Hinterlassenschaften anderer aus dem Wald herausholen. Leave no trace gilt übrigens auch für die Fahrweise: Blockierbremsungen (außer im Notfall) oder Fahrtechniken wie „Cutties“ oder „Scandinavian Flick“ haben auf Naturpfaden keinen Platz. Sie zerstören den Boden und befördern Erosion.
Einfach mal passieren lassen
Eine typische Situation im Wald: Radfahrer trifft Spaziergänger. Letzterer hält an, macht einen Schritt zur Seite und lässt den Radler passieren. Nur – wenn sich das mehrfach wiederholt, nervt es gewaltig. Anja Knaus vom schweizerischen E‑Bike-Pionier Flyer empfiehlt deshalb, den Spieß einfach mal umzudrehen und die Fußgänger freundlich vorbeizuwinken. „Das hat sich auf den vielen ‚Shared Trails‘ der Schweizer Alpen absolut bewährt und die überraschten und dankbaren Reaktionen sind die paar verlorenen Sekunden mehr als wert.“
RespekTIERE!
Bei allen Nutzungsinteressen von Forstwirtschaft und Erholungssuchenden: Der Wald ist vor allem Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Deshalb lautet die erste Regel der DIMB-Trailrules (Deutsche Initiative Mountainbike e. V.) „Fahre nur auf Wegen!“ Freeride-Ausflüge querfeldein zerstören Boden und Pflanzen und bedeuten Störungen für Tiere. Sie sollten daher immer absolut tabu sein! Gerade in den Hochlagen der Alpen kann sich die empfindliche Vegetation oft jahrelang nicht erholen – dafür sorgt schon eine einzige Querfeldein-Fahrt. Außerdem kann man nie wissen, ob man nicht quer durch das Habitat der letzten Auerhähne oder ein Vorkommen einer seltenen Pflanzenart fährt.
Nachtruhe gilt nicht nur für Menschen
Viele moderne E‑Mountainbikes sind „nightride-ready“, also mit einer leistungsfähigen integrierten Beleuchtung ausgestattet, die StVZO-konform und zugleich Trail-tauglich ist. 24 Stunden Geländespaß? Lieber nicht, sagt Sebastian Kolberg, Referent für Artenschutz beim Naturschutzbund Deutschland (NABU): „Aus Naturschutzsicht gilt die Nacht als Ruhezeitraum. Jede unnatürliche Störung wirkt sich da negativ aus. Die Ruhezeit sollte daher auch beachtet und eingehalten werden.“ Der Naturschutzexperte plädiert trotzdem nicht für ein Verbot, sondern für Rücksicht und Augenmaß: „Naturnahe Lebensräume werden in Deutschland immer knapper. Die verbleibenden sollten Schutz und Rücksichtnahme erfahren.“ Wer von der dunklen Tour vor oder nach der Arbeit nicht lassen möchte oder kann, sollte deshalb tageslichtnahe Zeiten und Routen auf oder nahe ohnehin viel genutzten Wegen wählen.
Nicht alles, was geht, ist auch sinnvoll
Mountainbikes finden auch im tiefsten und schlammigen Geläuf Grip. Mountainbiker sind also auch im nassesten Winter fein raus? Nein, denn sie teilen sich die Wege mit anderen Menschen – und die sind gar nicht glücklich, wenn sie ihre Spaziergänge nur noch mit Gummistiefeln machen können. Auch wenn’s weh tut: den Lieblings-Trails sei etwas Erholung gegönnt, wenn diese matschig und ausgefahren sind. Dann machen sie beim nächsten Mal gleich doppelt so viel Freude.
Der Wald ist keine Rennstrecke
Der Puls rast, das Adrenalin pumpt durch den Körper. Keine Frage, das Biken am Limit kann Freude machen. Wer diese Herausforderung sucht, ist allerdings auf abgesperrten Strecken wie in einem Bikepark oder bei einem Rennen am besten aufgehoben, meint Andreas Krajewski, Marketing-Manager bei Cannondale. Das US-Unternehmen ist einer der Pioniere der immer noch relativ jungen Renndisziplin Enduro und zudem mit einem eigenen Team im Cross-Country-Weltcup aktiv. Krajewski hat einen klaren Tipp: „Einfach mal bei einem Rennen anmelden und all-in gehen. Das macht süchtig.“ Die Jagd nach Bestzeiten hat auf öffentlichen Wegen dagegen nichts verloren, denn dort muss man immer mit anderen Nutzern rechnen und die Geschwindigkeit entsprechend anpassen.
Mitten durch
Auf schmalen Pfaden bilden sich um Schlammlöcher oder technisch schwierige Stellen regelmäßig Umfahrungen, die oft erheblich breiter sind als der ursprüngliche Weg. Das ist nicht nur unschön, sondern sorgt auch für zusätzliche Erosion. Wer an fahrtechnisch herausfordernden Stellen immer wieder scheitert, kann seine Fähigkeiten bei speziellen Techniktrainings schulen. Bis es so weit ist, ist übrigens auch Schieben nicht ehrenrührig!
Es muss nicht immer Wald sein
Benjamin Epp von Vaude hat es gut. Der oberschwäbische Outdoor-Hersteller hat seinen Mitarbeitern einen Platz für einen Pumptrack überlassen. Das Unternehmen stellt Werkzeug und Material, Ben und andere begeistere Biker schaufeln in Eigenregie. So folgen sie dem alten MTB-Motto: „No dig, no ride“, ohne illegale Trails in den Wald zu zimmern. Nun hat nicht jeder einen so bikefreundlichen Arbeitgeber. Glücklich ist, wer einen Pumptrack, Dirtspot, Bikepark oder ein Trailcenter in der Nähe hat – Orte, die nur fürs Biken gedacht sind. Das entlastet die Naherholungsgebiete der Städte und macht einfach Laune.