Wieder in der Erfolgsspur: Dennis Palka (li.) und die Steelers Foto: Baumann

Derzeit Platz zwei – und doch nicht wirklich zufrieden. Eishockey-Zweitligist Bietigheim Steelers tut sich schwer damit, nach dem Titelgewinn in der vergangenen Saison neue Reize zu setzen.

Bietigheim-Bissingen - Eins war den Verantwortlichen bei Eishockey-Zweitligist Bietigheim Steelers vor der Spielzeit klar: Die Saison wird nicht einfach. Nach dem Titelgewinn in der DEL 2 waren die Befürchtungen groß, dass die Luft bei den Kufencracks erst einmal raus ist. Zwar startete das Team von Trainer Kevin Gaudet mit fünf Siegen in die Saison, anschließend aber wurde aus den Vorahnungen Realität. Die drei Niederlagen in Folge – unter anderem ein peinliches 3:7 gegen Aufsteiger EHC Freiburg – hatten aber auch ihr Gutes: den Hallo-Wach-Effekt. Seitdem ging keine weitere Partie verloren. „Die Kunst in dieser Saison ist es, die Spieler zu motivieren“, sagt Steelers-Geschäftsführer Volker Schoch, „wir wissen, dass wir zu den besten Teams der Liga gehören, aber das konnten wir bislang nicht immer aufs Eis bringen.“

Ein Grund für das zum Teil fehlende Engagement ist auch die Zusammensetzung des Kaders. Von den Stammkräften der vergangenen Saison kehrten lediglich Mark Heatley, Chris St. Jacques, Archie Skalbeck und Benjamin Hüfner Bietigheim den Rücken. Neu im Steelers-Kader sind Shawn Weller, Sebastian Alt und Dennis Palka. „Das wir das Team so zusammengehalten haben“, sagt Schoch, „ist ein Novum.“ An das sich die meisten Beteiligten erst noch gewöhnen müssen. „Ich bin nach einer Meisterschaft noch nie mit der gleichen Mannschaft in eine neue Saison gegangen“, sagt Kevin Gaudet, der nun mehr denn je als Motivationskünstler gefragt ist.

„Normalerweise müsste man aufsteigen“, sinniert der Steelers-Coach, „dann würden di Spieler wegen der neuen Erfahrung versuchen, über ihre Grenzen zu gehen.“ Der sportliche Aufstieg ist für die Bietigheimer aber frühestens ab der Saison 2017/18 möglich. Dann tritt der neue Vertrag zwischen der DEL und der DEL 2 in Kraft. Dieser Reiz also fehlt der Mannschaft noch, weshalb es kaum einen verwunderte, dass die Steelers in ein kleines Loch gefallen sind. Zumal Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass es anderen Eishockey-Zweitligisten ebenso ergangen ist.

„Eishockey ist ein Marathon“

Die Fishtown Penguins, Meister von 2014, standen im vergangenen Jahr zur gleichen Zeit auf Platz elf, die Steelers sind derzeit Zweiter – weshalb von einer Krise niemand sprechen will. Volker Schoch meint aber auch: „Wir wissen, dass das Team noch nicht das spielt, was es eigentlich kann.“ Das muss es aber auch noch nicht. Zum einen sind wichtige Spieler wie Abwehrspieler Markus Gleich sowie die Erste-Reihe-Stürmer Matt McKnight und Marcus Sommerfeld verletzt oder kehren, wie David Wrigley, erst zurück. Zum anderen ist die Saison noch lang: 36 Saisonspiele (davon 18 Heimspiele), stehen noch auf dem Plan. „Eishockey ist eben kein Sprint, sondern ein Marathon“, sagt Schoch, „erst an Weihnachten werden wir sehen, wo wir wirklich stehen.“ Kevin Gaudet ist schon jetzt überzeugt, dass der Club über kurz oder lang in die erste Liga gehört.

„Ich bin bei den Steelers, weil ich den Verein voranbringen will“, sagt der 52-Jährige, „und wenn es so weiter läuft wie bisher, dann werde ich so lange hier bleiben, bis wir aufsteigen.“ Der Club richtet sich jetzt schon auf einen möglichen Aufstieg ein. „Wir planen innerhalb unserer Möglichkeiten“, sagt Schoch. Finanziell sind die Bietigheimer gut aufgestellt und könnten, falls in der ersten Liga ein Club aus finanziellen Gründen abspringt, schon jetzt einspringen. „Wir sind bereit, falls oben einer hops geht“, sagt Schoch mit einem Augenzwinkern. Bis dahin bleibt den Steelers nichts anders übrig, als die DEL 2 aufzumischen.