An diesem Samstag beginnt das DEL-2-Traumfinale in Bietigheim. Foto: Pressefoto Baumann

Die Bietigheim Steelers treffen im DEL-2-Finale auf die Löwen Frankfurt. Der Trainer schiebt die Favoritenrolle vor dem Traumfinale aber weg.

Bietigheim - Das 1:6 ist abgehakt. Es spielt keine Rolle mehr. Ist aus den Gedanken getilgt. Die Klatsche, welche die Bietigheim Steelers beim letzten Gastspiel der Frankfurter Löwen am 24. Februar in der heimischen Ege-Trans-Arena kassiert hatten, lässt Kevin Gaudet kalt. „Jetzt ist das Final-Play-off“, sagt der Steelers-Coach, „es interessiert uns nicht, was in der Hauptrunde war.“ An diesem Samstag (18 Uhr) beginnt die Serie (Modus: Best of seven) im Ellental. Für die Fans beider Clubs und die DEL-2-Experten ist es das Traumfinale – der Hauptrunden-Erste aus der Kleinstadt Bietigheim an der Enz gegen den Zweiten aus der internationalen Metropole am Main.

Bürgertum trifft Hochfinanz im Traumfinale

Bürgertum triff Hochfinanz, so könnte man das Duell auch umschreiben. Die Steelers, die zum fünften Mal in Folge in der Finalserie ihre Visitenkarte abgeben, sind keine armen Kirchenmäuse; knapp drei Millionen Euro beträgt der Etat von Geschäftsführer Volker Schoch. Doch die Löwen haben, passend zu ihrer Herkunft, den stattlichsten Etat in der DEL 2 – es sind noch mal 500 000 Euro mehr als bei den Bietigheimern. „Da ist es keine Überraschung, dass die Löwen den besten Kader der Liga unter Vertrag haben“, bemerkt Gaudet sachlich und kommt folglich zum Urteil: „Die Löwen sind klarer Favorit in dieser Serie.“ Diese Sicht der Dinge liegt nahe – denn nicht nur in Geldangelegenheiten sind die Frankfurter eine Stocklänge voraus, auch in den Play-offs haben sie einen Tick besser abgeschnitten. Die Steelers kassierten in Viertel- und Halbfinale eine Niederlage (0:3 in Bayreuth), das Team vom Main fegte die Wölfe Freiburg und die Kassel Huskies jeweils mit 4:0 vom Eis.

Matthew Pistilli hat in den Play-offs vier Tore und zehn Vorlagen fabriziert, der Kanadier kann auch den Steelers richtig wehtun. „Nicht nur wegen der Offensivleistung ist er ein Schlüsselspieler, er überzeugt auch mit Einstellung und Ehrgeiz“, sagt Löwen-Sportdirektor Rich Chernomaz. Dann sind da noch Flügelflitzer Richard Müller, dem in 43 Spielen stolze 28 Tore gelangen, sowie Pavel Dronia, der als robuster Verteidiger bekannt ist – wo er checkt, bricht das Eis, und Tore kann der Deutsch-Pole zudem erzielen. „Pawel behält stets einen kühlen Kopf“, sagt Chernomaz, „und hat einen guten Schuss.“

Gaudet schiebt Favoritenrolle weg

Gute Gründe, warum Gaudet die Favoritenrolle wegschiebt – und der 53-Jährige kennt zwei weitere. Justin Kelly und Frederik Cabana fallen aus. Kelly ist angeschlagen, bei Cabana bestätigten sich die ärgsten Befürchtungen: Der Stürmer erlitt einen Kreuzbandriss. „Beide gehören zu den besten Spielern der Liga“, klagt Gaudet, „das trifft uns hart.“ Doch, das gibt der Kanadier zu, er musste die gesamte Runde die Reihen häufig neu ordnen, weil seine Steelers doch nicht so stählern sind, wie der Name es ausdrückt. „Wir sind das ja gewöhnt, wir rücken als Team daher noch mehr zusammen“, betont der Mann aus Moncton.

Alles nachvollziehbar, alles fundiert, wie Gaudet das Kräfteverhältnis darlegt – doch natürlich spielt nicht nur die Physis eine Rolle, sondern auch die Psyche, weshalb der Trainerfuchs den Druck von seinem Team nimmt. Ein Außenseiter ist in einer weit komfortableren Situation als der Favorit. Soll heißen: Die Steelers können DEL-2-Meister werden, die Löwen müssen.