Suzane Braun ist Bierexpertin aus Leidenschaft. Ab März will sie auch andere mit ihrer Passion anstecken – bei Craft-Beer-Touren und auf Tastings, die sich speziell an Frauen richten.
Stuttgart - Wer sich in Stuttgarts Bierszene bewegt, wird früher oder später auf eine quirlige Dame stoßen: Suzane Braun (50) ist so etwas wie das weibliche Aushängeschild der lokalen Craft-Beer-Welt, eine unfassbar energetische, gesprächige und leidenschaftliche Bierexpertin mit chronisch guter Laune, aus der die Ideen nur so heraussprudeln wie Bier aus einem frisch geöffneten Fass. Als einziges weibliches Mitglied im geselligen Kesselbrauer e.V. oder als Verkäuferin im Craft-Beer-Laden Bierothek in den Königsbaupassagen: Irgendwann führt unter Biertrinkern und Hobbybrauern kein Weg mehr an Suzane Braun vorbei.
Obwohl es im Mittelalter die Frauen waren, die für das Bierbrauen zuständig waren: Eine Dame in der Welt des Bieres ist immer noch eine Seltenheit. Doch es werden immer mehr, wie auch braun feststellt: „Die Craft-Beer-Bewegung hat das Thema Bier vielen Menschen zugänglich gemacht.“ Bei ihr hatte es andere Gründe. „Mich reizt alles, was man selbst produzieren kann“, sprudelt es aus ihr heraus, als wir in der Bierothek Platz nehmen und uns ein Bier einer damengeführten Freiburger Brauerei schmecken lassen. „Ich habe Brot selbst gebacken, Nudeln selbst gemacht, war als Handwerkerin tätig und habe Wolle veredelt. Die letzten 14 Jahre war ich selbstständig im kreativen Handwerk tätig. Das ist meine wahre Passion.“
Die hat man – oder man hat sie nicht. Bierbrauen war da wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit.
Braun nickt enthusiastisch. „Das Bierbrauen hat mich schon lang fasziniert. Das Weinkeltern auch, allerdings braucht man da nun mal einen eigenen Weinberg“, lacht sie. „Bierbrauen kann hingegen jeder. Überall.“ Eine Doku im Lokalfernsehen, in der vor einigen Jahren auch Stuttgarts erster Craft-Bier-Brauer Daniel Bleicher (Cast Brauerei) vorgestellt wurde, markierte dann den Ausgangspunkt einer neuen Leidenschaft. „Damals bestellte ich mir online ein Starter-Kit – und legte einfach mal mit den ersten fünf Litern Pale Ale los.“
Es braucht Mut und Offenheit
Es war auf Anhieb ein Erfolg, schmeckte und stachelte sie an. „Das war unglaublich spannend“, blickt sie zurück. Immer öfter braute sie, probierte zuhause in Gerlingen die verschiedenen Bierstile durch, bildete sich parallel dazu weiter und verkostete sich mit ihrem recht begeisterten Mann durch die heimische Brauerszene. Der nächste logische Schritt: Eine größere Anlage und die Kontaktaufnahme mit anderen Brauern. Mit zunehmender Anzahl der angesetzten Sude und mit wachsendem Fachwissen zog sie sich mehr und mehr aus ihrem alten Beruf der Handfärberei zurück, um sich um Namen des Hopfens weiterzuentwickeln. Dazu gehören Mut und Offenheit – beides Qualitäten, die bei Braun im Übermaß vorhanden sind. In Bierkreisen hat das aus ihr eine regelrechte Berühmtheit gemacht. Aktuell macht sie nebenher eine Ausbildung zur Bierbotschafterin, besucht Lehrgänge und Seminare, absolviert regelmäßig Praktika in Brauereien. Sogar in einer slowenischen Brauerei war sie kürzlich, wird dort in diesem Jahr sogar ihr eigenes Bier brauen und importieren. Kurzum: Suzane Braun lebt für Bier. Und will das künftig mit vielen anderen Leuten teilen.
Dafür hat sie sich einiges überlegt. Im März starten ihre samstäglichen Craft-Beer-Touren, Stadtspaziergänge mit starkem Bier-Schwerpunkt für maximal zwölf Personen. „In Stuttgart fehlt ein Erlebnis, das Biergeschichte in Häppchen serviert“, umreißt sie das Konzept. In Hamburg gibt es solche Rundgänge schon seit einiger Zeit, nun will auch Braun durch die Stadt zu den wichtigsten Wallfahrtsorten der Biertrinker führen. An jedem Stopp warten spezielle Bierstile und kleine Snacks, was gefällt, kann in der letzten Station, der Bierothek, gleich für den Heimgenuss erstanden werden.
Craft-Beer-Tasting in den eigenen vier Wänden
Eine weitere Idee von Suzane Braun: ihre speziellen Tastings „Ladies‘ Choice“, Bierproben für Frauen. „Die meisten Frauen müssen ein wenig anders an Bier herangeführt werden“, erklärt sie. Ab April kümmert sie sich in der Bierothek um die weibliche Sensorikschulung, will Frauen gezielt für Bier begeistern. „Die meisten Frauen haben noch nicht das richtige Geschmackserlebnis gehabt und trinken am ehesten ein Radler. Das will ich ändern – und ich glaube, das kann ich auch, beispielsweise mit Sauerbieren, die oft mit Champagnerhefe vergoren werden. Die sind gerade eh im Kommen.“ In der Tat: Es fällt schwer, sich nicht von ihr anstecken zu lassen. Das kann auch in den eigenen vier Wänden oder bei einer Firmenfeier geschehen – bei Anruf Craft-Beer-Tasting mit Suzane Braun! Was da noch fehlt in diesem bierseligen Kosmos? „Bier-Yoga natürlich!“, stellt Braun strahlend fest. Und hat auch dafür längst ein Konzept in der Schublade.