Hoch die Krüge: die Wirtsbrüder David und Juan Blanco del Rio und Matthias Bucher (v.l.) von Dinkelacker-Schwabenbräu haben am Freitag angestoßen. Foto: Fatma Tetik

Schwabengarten eröffnet: Trotz Kritik der christlichen Kirchen ging der Open-Air-Treffpunkt am Karfreitag an den Start. Die Wirte wollen zur offiziellen Eröffnung im Mai die Geistlichen einladen.

Leinfelden - Zwei Schläge benötigte der Wirt David Blanco del Rio und das Freibier im Schwabengarten floss in die Krüge. Gemeinsam mit seinem Bruder Juan Blanco del Rio und Matthias Bucher von Dinkelacker-Schwabenbräu verteilte der Gastronom den Gerstensaft an die Biergartenbesucher, die trotz des trüben Aprilwetters am Karfreitag zum Saisonstart gekommen waren.

Die Brüder David und Juan Blanco del Rio haben den Gastronomiebetrieb im März von den Familien Remig A. Schuck und Andrea Hertneck übernommen. Diese haben den Schwabengarten 16 Jahre lang geleitet – zunächst auf dem ehemaligen Schwabenbräu-Areal in Vaihingen, später in Leinfelden. Jedes Jahr haben dort rund 100 000 Besucher gegessen und getrunken.

Die Brüder del Rio betreiben außerdem das Classic Rock Café und das „Deli-Food-bar-Music“ in der Stuttgarter Innenstadt. Sie haben sich vorgenommen, den Schwabengarten als klassischen Biergarten weiterzuführen. Weder beim Essen noch bei dem Programm soll es wesentliche Änderungen geben.

Vor der Eröffnung gab es Kritik der Kirchen am Starttermin – dem Karfreitag. Reiner Kiess, der Dekan des Kirchenbezirks Bernhausen, hatte erklärt, der Karfreitag lebe von der Stille. Die Eröffnung zeuge nicht von „Rücksichtnahme für einen Teil unserer Kultur“. Auch von katholischer Seite gab es Kritik. „Wir sind davon gar nicht begeistert. Das ist eine kulturelle Geschmacklosigkeit“, hatte Pastor Hans Stehle von den katholischen Kirchengemeinden in Echterdingen und Leinfelden gesagt. „Auch wenn man nicht religiös ist, hat die Kultur einen gewissen Ablauf. Aber Hauptsache, die Leute haben einen freien Tag, und das Geld fließt.“

Kritik von den Kirchen

„Es ist schade, dass die Pfarrer nicht das Gespräch mit uns gesucht haben“, sagte Juan Blanco del Rio am Karfreitag. „Ich bin selbst gläubiger Katholik und war als Kind jeden Sonntag in der Kirche. Ich bin sogar den Jakobsweg gepilgert.“ Die Kritik an der Eröffnung könne er nicht nachvollziehen: „Zum einen finde ich es nicht zeitgemäß, allen Menschen ein Verbot überzustülpen, das von der Kirche ausgeht. Außerdem feiern wir ja keine Ballermann-Party, sondern nur eine kleine Eröffnung.“ Der Termin sei bewusst auf einen stillen Feiertag gelegt, „weil wir einen sanften Einstieg in das Biergarten-Geschäft machen wollten. Es ist unser erster Biergarten, wir müssen Erfahrungen sammeln.“

Oberbürgermeister Roland Klenk hatte seine Teilnahme laut Blanco del Rio aufgrund eines Todesfalls in der Familie abgesagt. Mitarbeiter der Stadtverwaltung seien am Donnerstag bei der internen Eröffnung anwesend gewesen, so der Gastronom.

Kritik an der Kritik

Die anwesenden Besucher freuten sich indes über den Saisonstart des Biergartens. „Mit dieser heftigen und unbegründeten Kritik hat sich die Kirche keinen Gefallen getan“, sagte ein älterer Mann. Ein weiterer: „Ich bin heute nur aus dem Grund gekommen, um meine Ablehnung gegenüber dem kindischen Verhalten der Kirche in dieser Sache auszudrücken.“

Zur offiziellen Eröffnung des Schwabengartens am Montag, 1. Mai wollen die beiden Wirte nun die Pfarrer einladen. Denkbar sei dann auch ein kleiner Gottesdienst unter freiem Himmel, sagt Juan Blanco del Rio. „Und dann darf gefeiert, getanzt und gesungen werden.“