Dietz-Werner-Steck alias „Bienzle“ ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Foto: dpa

Dietz-Werner Steck alias „Bienzle“ ist gestorben. Gegenüber unserer Zeitung betont seine Frau, wie sie von ihrem Mann Abschied nehmen möchte.

Stuttgart - Es war eine große Liebe, die jeder auch nach vielen Jahren spüren konnte, der beide kannte. Hanna Steck und der an Silvester im Alter von 80 Jahren verstorbene Schauspieler Dietz-Werner Steck, der unvergessene „Tatort“-Kommissar Bienzle, waren fast 48 Jahre lang miteinander verheiratet. Eindringlich hat Hanna Steck über unsere Zeitung die Bitte an die Öffentlichkeit gerichtet, dass man sie in aller Ruhe von ihrem Mann Abschied nehmen lässt. Der Ort und der Zeitpunkt der Beisetzung sollen geheimbleiben.

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Mit ihrem Mann hat Hanna Steck, wie sie betont, viel Glück gehabt und viele schöne Dinge erlebt. Solche Erinnerungen könnten stark machen. „Sie lassen einem besser ertragen, was man zuletzt durchleiden musste“, hatte sie unserer Zeitung gesagt. Über die schwere Krankheit ihres Mannes und sein Leid wollte sie nicht öffentlich reden.

Dietz-Werner Steck lernte seine Frau auf Mallorca kennen

Am Tag der ersten Mondlandung hatten sie die beiden kennen gelernt. Der damals 32-jährige Dietz-Werner Steck, Ensemblemitglied des Staatstheaters Stuttgart, fuhr im Urlaub auf Mallorca im Bus ins Hotel. Neben ihm war der Platz frei. Eine hübsche, junge Frau setzte sich zu ihm. Die Hanna aus Frankfurt! Es war eine Punktlandung in seinem Herzen. Zwei Jahre später haben sie geheiratet.

Meist sind es schöne Geschichten, die Paare von der erste Begegnung erzählen. Der in Waiblingen geborene Steck, der erst mit 55 Jahren zur Fernsehrolle seines Lebens kam und mit ihr so sehr verwuchs, dass bis zu seinem Tod noch viele Bienzle zu ihm sagten, war just zu dem Zeitpunkt im siebten Himmel angekommen, als ein Mann auf dem Mond die Welt die Atem hielt - also am 21. Juli 1969.

Felix Huby erfand den „Bienzle“

Das Fundament dieser im Bus von Mallorca entflammten Liebe hielt über vier Jahrzehnte - so fest, dass die beiden selbst in schlechter Zeit glückliche Momente erlebten.

Zu den glücklichen Momenten zählte, wenn Hanna Steck mit ihrem zuletzt im Pflegeheim lebenden Mann zum Eisessen in ein Lokal gehen konnte oder sie ihm aus der Zeitung vorlas.

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„Gestatten: Bienzle, Pensionär“, so heißt die vom Belser-Verlag herausgegebene Geschichtensammlung, die kürzlich erschienen ist. Darin waren drei neue Kriminalfälle von Felix Huby enthalten sowie neun Texte, die aus Anthologien stammen. Dem Bienzle wurden mit diesem Buch Hut und Mantel zurückgegeben - auch im Ruhestand fand er seine Täter. Etwa am Südheimer Platz. Ein Mann sitzt bei Paolo, dem einstigen Lieblingsitaliener des Autors. Plötzlich steht er auf und bittet Bienzle, auf seine Sachen am Tisch aufzupassen. Natürlich kommt der pensionierte Kommissar dahinter, warum er das tut. Der Unbekannte überfällt eine nahe Bank, um wenig später wieder beim Italiener zu sitzen und nicht aufzufallen.

Bienzle wurde 1977 erfunden

In den neuen Geschichten klang an einigen Stellen ein sentimentaler Ton mit. Die größte Herausforderung ist das Älterwerden, scheint uns der Autor sagen zu wollen. Huby, der den Bienzle 1977 erfunden hat, ist 78 – da müssen Gedanken übers Altwerden erlaubt sein. Bei seinen Texten fließen Gedanken großer Kollegen ein. Die mit 94 Jahren verstorbene Literaturnobelpreisträgerin Doris Lessing, so lässt Huby seinen Bienzle sagen, habe das Alter wie folgt beschrieben: „Das Schlimmste ist, dass die Kräfte nachlassen, ohne dass man etwas ändern kann. Das Schöne ist, dass man langsam davonschwebt und der Welt mehr und mehr zusieht wie einer großen Komödie.“