Die Künstler erklären dem Publikum ihre frisch restaurierten Werke. Foto: Holger Schmidt

Die Biennale Sindelfingen ist offiziell eröffnet. Zum Auftakt im Rahmen des Goldbergfests ist ein Skulpturenpfad wieder eingeweiht worden. Die Aktion hat einen ernsten Hintergrund.

Die sechste Auflage der Biennale Sindelfingen ist eröffnet. Der Auftakt fand am Samstag im Rahmen des Goldbergfestes statt. Unter dem Motto „Freiheit und Verantwortung“ finden bis zum 26. Juli mehr als 80 Einzelveranstaltungen statt. Ein thematischer Schwerpunkt liegt dabei auf dem diesjährigen Bauernkriegsgedenken.

 

Den Startpunkt setzte ein gemeinsamer Rundgang mit den Künstlern zur Wiedereinweihung des restaurierten Skulpturenpfades. Für die Eröffnung der Biennale und deren Dreiklang aus Feiern, Gedenken und Kunst hätte es keinen besseren Ort geben können. Denn in unmittelbarer Umgebung des Sindelfinger Goldberges fand vor genau 500 Jahren die Bauernschlacht statt, bei der Tausende von Bauern ihre Sehnsucht nach Freiheit mit dem Leben bezahlten. Zu deren Gedenken entstanden bereits von 25 Jahren aus einer Schülerinitiative heraus drei Kunstwerke, die jetzt nach einer Restaurierung in neuem Glanz erstrahlen.

Nach dem musikalischen Auftakt mit dem Trompetenensemble Biennale Brass und einleitenden Worten von Oberbürgermeister Bernd Vöhringer führten die Künstler Guillermo de Lucca Villacis, Rudi Weiss und Karl Heger rund 30 Interessierte durch die Ausstellung. Beim Werk „Bauernkrieg“ des Hildrizhausener Künstlers Guillermo de Lucca Villacis an der Kreuzung Dresdner Straße/Magdeburger Straße wurde der Basaltsockel gereinigt und ein frisch lackiertes Rad aufgesetzt. „Das Rad symbolisiert den ewigen Lebenskreis ebenso wie eine archaische Form der Hinrichtung“, erklärte der aus Ecuador stammende Bildhauer.

Ein Stück die Dresdner Straße und den Goldbergabhang hinunter staunte Rudi Weiss, dass an seinem „Bauernopfer“ wie an den anderen Werken zwar der Zahn der Zeit genagt hatte, es aber über die Jahrzehnte nicht beschädigt wurde. Also musste der Urheber lediglich Ersatz für die aufgeschraubten und verwitterten Holzbalken suchen und diese wieder anbringen. Die Balken symbolisieren nach Angaben von Rudi Weiss die Gefallenen der Schlacht. „Wir haben jetzt in der Welt wieder solche Zustände“, sagte der Künstler mit Blick auf unter anderem rund 50 000 Tote im Gazastreifen nachdenklich.

Gemeinsamer Flyer mit Böblingen

Karl Hegers „Mit Stiel und Stumpf“ an der Einmündung der Weimarer Straße in die Waldenbucher Straße entstand vor einem Vierteljahrhundert in einem einwöchigen Projekt mit Achtklässlern. Die dort frisch renovierten Stelen stellen zu Waffen umfunktionierte Handwerksgeräte der Bauern dar – so wie sich die Schüler das vorgestellt haben. „Nach der Schlacht sind die Menschen verschwunden und nur noch die Werkzeuge bleiben übrig“, führte Heger den Sinn der runderneuerten Innovation mitten auf der Wiese aus. Zusammen mit ähnlichen Werken auf Böblinger Gemarkung sollen die drei am Samstag besichtigten Sindelfinger Werke im übrigen schon bald in einem gemeinsamen Flyer vorgestellt werden.

„Insgesamt eine sehr gute Aktion“, fasste Kulturamtsleiter Markus Nau zusammen. Für die Knalleffekte vor diesem eher nachdenklichen Beginn des Sindelfinger Kulturspektakels hatten zuvor zwei Luftschlangenkanonen gesorgt, die zur Eröffnung auf der Bühne auf dem Berliner Platz gezündet wurden. Dort ging das Goldbergfest auch am Sonntag noch weiter, wobei die Premiere des Tanztheaters „Menschenmaterial“ in der Versöhnungskirche bereits einen ersten Höhepunkt der Biennale markierte. An insgesamt drei Tagen feierten die Menschen auf dem Goldberg den nachbarschaftlichen und bürgerlichen Zusammenhalt in einem lebendigen Sindelfinger Stadtteil.