Viel Beifall gab es für Puck (Sabine Duffner vorne ) als frecher Waldgeist. Foto:  

Auch die zweite Premiere bei der Biennale begeistert am Wochenende das Publikum. Hildegard Plattner inszeniert auf dem Herrenwäldlesberg im Sommerhofenpark „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare.

Sindelfingen - Alle zwei Jahres aufs Neue überraschen die Macher der Sindelfinger Biennale das Publikum mit ganz neuen Veranstaltungen und Formaten. Doch eine Konstante gibt es: Ein Open-Air-Theater ist auf jeden Fall Bestandteil des Programms, jedes Mal an einer neuen Location. Nach dem Marktplatz, wo beim Stadtjubiläum 2013 das multimediale spartenübergreifende Stück „Sindolfs Traum“ gespielt wurde, und der Martinskirche und dem Serenadenhof der beiden vergangenen Biennalen steht dieses Mal ein lauschiges Stück Natur im Mittelpunkt. Der Herrenwäldlesberg im Sommerhofenpark ist die Kulisse für die Shakespeare-Komödie „Ein Sommernachtstraum“. Würde Shakespeare noch leben, er wäre sicher verzückt von diesem perfekten Ambiente eines Zauberwalds, in dem sich Feen, Trolle und Elfen tummeln. Das Publikum bei der Premiere am Freitagabend jedenfalls war begeistert und spendete frenetisch Beifall.

Nicht zum ersten Mal wird der Sommernachtstraum dort gespielt. Bereits 1995 hatte Hildegard Plattner, damals Chefin der Böblinger Theaterschule, auf dem Berg mit ihrer Truppe das Stück aufgeführt. Sabine Duffner vom Theaterensemble Sindelfingen wollte es für die Biennale wiederbeleben und fragte Plattner, ob sie die Regie übernehmen wolle. Plattner, die mittlerweile in Rente ist, sagte kurzerhand zu. Die Inszenierung ist eine ganz andere als vor einem Vierteljahrhundert. „Viel frecher“, sagt Plattner. Der Wald ist voller Leben – es zirpt und röhrt, kreischt, muht und faucht – dank Adrian Spiess, der eine der Elfen spielt und Tierstimmen imitieren kann – und dank des Percussion-Duos Küting-Nestel. Die Feen und Elfen sind nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern stehen mit ihrer Geisterwelt gleichberechtigt und stets parallel zur Welt der Sterblichen.

Die großen Themen: Liebe, Leidenschaft und Eifersucht

Die 15 Elfen und Trolle unter der Leitung des Elfenkönigpaars Oberon (Ingo Sika) und Titania (Stefania Gugliara-Zeh) hängen auf Bäumen, fläzen sich im Gras, hüpfen und tanzen leichtfüßig durch den Wald und treiben jede Menge Schabernack mit den Menschen im antiken Athen – und sind für diese doch unsichtbar. Besonders dreist treibt es der Waldgeist Puck, der persönliche Diener Oberons. Sabine Duffner, die Grande Dame der Sindelfinger Theaterszene, die in die Rolle des frechen Waldgeistes schlüpft, zeigt dabei ganz andere Seiten von sich. „Es macht einfach Spaß, einmal frech sein zu dürfen“, sagt Duffner über ihre Rolle. Das merkt man ihrem Spiel an. „Überragend“ , lautet das Urteil im Publikum.

In der Parallelwelt der Menschen geht es um die ganz großen Themen: Liebe, Leidenschaft, Eifersucht, Hass. Auch dabei haben Oberon und Puck ihre Finger im Spiel. Mit einem Zaubertrank aus wilden Blüten können sie die Liebessehnsucht der Menschen auf jedes beliebige Wesen lenken. So säen sie Zwietracht zwischen die Liebenden Lysander und Hermia, aber Oberon manipuliert damit auch seine Frau Titania, die sich prompt in einen Esel verliebt. Dieser ist in Wirklichkeit der Weber Zettel, den Puck in ein Tier verzaubert hatte. Gefeierter Star des Premierenabends war Kerstin Masanek in der Rolle des Esels mit schwäbischem Zungenschlag – ganz bewusst ein Bruch zur altertümlichen Sprache Shakespeares. Bereits 1995 hatte Masanek diese Rolle inne. „Sie hat damals extra Esel beobachtet, um sich richtig zu bewegen. Es gibt keinen besseren Esel als sie“, sagt Plattner.

Frauen spielen Männerrollen

Mangels Männer besetzte Plattner die Rollen der Handwerker mit Frauen – sehr gelungen. Herrlich, Leonie Thaler als stotternder Schreiner Schnock und Natalie Ahmadi-Nia als naiver Kesselflicker Schnauz. Beide spielen zudem noch Elfen, wechseln mehrfach während der Aufführung die Kostüme. Eine Doppelrolle hat auch Birgit Seifarth als schöne Amazonenkönigin Hippolyta sowie Elfe Dorindel.

Schade, dass die Vorstellung schon um 19.30 Uhr beginnt. Der Zauber des Waldes entfaltet sich erst richtig, wenn es allmählich dunkel wird. Doch einige Nachbarn ärgern sich auch so schon über den Theaterbetrieb im Park. Für die weiteren Vorstellungen hofft das Ensemble auf schönes Wetter. Bei Regen dürfte die Aufführung auf dem abschüssigen Gelände eine glitschige Angelegenheit werden.

Die umjubelte Premiere des Sommernachtstraums war allerdings nur ein Highlight des zweiten Biennale-Wochenendes. Auch mehrere Konzerte standen auf dem Programm. Am Samstagabend begeisterte Bitter Green die Sindelfinger mit Songklassikern im Garten der Musikschule. Am Freitag- und Sonntagnachmittag kamen die Hanke Brothers mit einer gelungenen Mischung aus Musik, Zauberei und etwa Comedy beim Publikum im Odeon bestens an.