Natascha Süder Happelmann: Ankersentrum, German Pavillon 2019 Foto: Jasper Kettner

Die große Weltkunstschau in Venedig beginnt. Natascha Sadr Haghighian setzt sich im Deutschen Pavillon mit der Festung Europa auseinander.

Venedig - Der graue Pavillon der Deutschen scheint verschlossen, während sich lange Besucherschlangen vor den benachbarten Einrichtungen der Briten und Franzosen hinziehen. Er wirkt wie ein verlassenes Relikt des Gestrigen, ein Relikt auch der vergangenen ideologischen Debatten darüber, wie man etwa der Nazi-Aura des 1938 errichteten Gebäudes entkommen kann. Ein kleines Schild weist darauf, dass man den Hintereingang benutzen soll. Drinnen geht es ernst zu. Der Hauptsaal ist von einer mächtigen Konstruktion bis unter die Decke zweigeteilt, von einer düsteren Staumauer, unter der ein braune Flüssigkeit austritt und sich als Rinnsal ins schmutzige Vorderfeld schlängelt. Felsbrocken liegen herum. Hinter der Mauer wird der Besucher von einer schrillen Klanginstallation empfangen. Soundfolgen mit unterschiedlichen Rhythmen und Klangfarben, die afrikanische und kreolische Elemente verarbeiten. Als verbindendes Instrument dient eine Trillerpfeife, wie man sie bei Demonstrationen hören kann. Oder mit der sich Emigranten bei Arbeitseinsätzen Zeichensignale geben – was man aus dem Katalog erfahren kann.