Im Blickfeld der Ludwigsburger Schlange sind jetzt nun Bienen am Werk. Auf ihren Honig ist selbst ihr Imker Florian Schimpf gespannt.
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Ludwigsburg – - Das kleine Einpersonenhäuschen auf Ludwigsburgs bekanntester Kreuzung bekommt Gesellschaft: Auf der nördlichen Seite der Verkehrsanlage wurde nun, zum Stadtjubiläum, ein Bienenhaus errichtet. Am Wochenenden ziehen dort vier Völkern ein. Der Initiator Florian Schimpf erklärt, warum Autofahrer keine Angst haben müssen und was Menschen von Bienen lernen können.
Herr Schimpf, was bitte haben Bienen mit dem Stadtjubiläum zu tun?
Ganz viel. Ich habe tatsächlich historische Schriften aus dem Jahr 1800 entdeckt, in denen dem Herzog Friedrich vom damals bekannten Waisenhauspfleger Rümelin eine planmäßige Bienenzucht vorgeschlagen wird. Ob sie tatsächlich eingerichtet wurde, weiß ich aber nicht.
Wie sind Sie nun darauf gekommen, Bienen auf der Sternkreuzung ein Haus zu bauen?
Das ist ein prominenter Standort. Ich bin sehr glücklich, dass ich nach vielen Gesprächen mit der Stadt diesen Platz nutzen darf.
Vielleicht haben Autofahrer Angst, dass womöglich ein Bienenschwarm auf sie fliegt?
Um diese Zeit im Jahr gibt es keine Bienenschwärme mehr.
Was ist mit Fußgängern, können die gefahrlos über die Straße gehen?
Auf alle Fälle. Das Bienenhaus ist so platziert, dass die Bienen in ihrem Flugbetrieb keine Fußgänger tangieren. Und auch keinesfalls Autofahrer, die an der Sternkreuzung eventuell im Stau stehen.
Macht der Verkehr den Bienen nichts aus?
Bienen können Vibrationen spüren, und sie können die Autos optisch wahrnehmen. Ob sie Auswirkungen auf die Bienen haben, wird sich an ihrem Verhalten zeigen. Vielleicht werden sie unruhiger, vielleicht auch nicht. Ich bin selbst gespannt.
Wird es denn auch einen Stadtjubiläumshonig geben?
Einen großen Honigertrag werden wir jetzt nicht mehr haben. Die große Blütezeit ist vorüber. Aber es wird interessant werden, den Honig von der Sternkreuzung zu verkosten. Und zu analysieren, was genau darin enthalten ist.
Vielleicht ist er ja vor lauter Feinstaub gar nicht verzehrbar ?
Die Bienen befliegen sehr viele Blüten im Umkreis von mehreren Kilometern. Eine Belastung mit Feinstaub ist zu vernachlässigen.
Was versprechen Sie sich von Ihrem Bienenprojekt?
Ich freue mich auf spannende Diskussionen über Bienenhaltung im urbanen Raum.
Können die Ludwigsbürger die Bienen denn besuchen?
Ja. Die Stadt und ich planen Führungen, die Termine stehen aber noch nicht fest.
Was können die Ludwigsbürger von Bienen lernen?
Unendlich viel.
Zum Beispiel, mitten in der Stadt auf engstem Raum miteinander auszukommen?
Dieses Gemeinschaftliche, das Arbeiten an einem Ziel – das ist das Größte, was die Bienen uns lehren.
Man liest viel davon, dass Bienenvölker gestohlen werden oder in ihren Holzbeuten umgestoßen. Machen Sie sich keine Sorgen um Ihre Völker?
Der gesamte Bereich ist videoüberwacht.
Wären die Bienen mit ihrer Königin im Residenzschloss nicht adäquater beheimatet?
Mir geht es um die öffentliche Auseinandersetzung. Ich wünsche mir, dass es in Ludwigsburg einen dauerhaften öffentlichen Platz für Bienenvölker gibt, wo sich Menschen, die ein grundsätzliches Interesse an der Bienenhaltung haben, austauschen können.
Imker im Einsatz
Person Florian Schimpf, 51, ist Diplom-Pädagoge und arbeitet hauptberuflich in der Bienenforschung an der Uni Würzburg. Als solcher ist der Ludwigsburger europaweit unterwegs, unterrichtet aber auch an der Pädagogischen Hochschule in Ludwigsburg. Schimpf hält im Blühenden Barock rund 20 Bienenvölker, die „Barockhonig“ produzieren.
Unterkunft Das Bienenhaus auf der Sternkreuzung hat die Frankfurter Künstlergruppe Finger entwickelt. Außer Bienen wesensgemäß zu halten, soll es ihre Bedeutung für die Gesellschaft publikumswirksam präsentieren. Wer Interesse an einer Führung hat kann sich informieren auf der Homepage www.ludwigsburger-honig.de