An der Balinger Straße soll im kommenden Jahr gebaut werden. Mit der Modellfassade, die derzeit dort zu sehen ist, hat das aber nichts zu tun. Foto: Michael Simon

Das Archiv im Bibelhaus in Stuttgart-Möhringen ist nahezu voll. Die Evangelische Landeskirche plant deshalb eine Westerweiterung der Zentralbibliothek. Die kostet sieben bis acht Millionen Euro.

Möhringen - Der eine oder andere Möhringer dürfte sich gewundert haben: Seit einiger Zeit steht auf dem Parkplatz der evangelischen Zentralbibliothek an der Balinger Straße eine eingezäunte, beige Modellfassade. Jetzt schien klar weshalb: Die Evangelische Landeskirche in Württemberg möchte die Zentralbibliothek vergrößern. Vor Kurzem wurde dem Bezirksbeirat Möhringen das Projekt vorgestellt, zu welchem dem Amt bereits der Bauantrag vorliegt. Mit dem Beginn des Umbaus ist aber nicht vor Juni 2022 zu rechnen.

Von den 14 Kilometern Archivlänge sind inzwischen 13 belegt. Um weitere 15 Kilometer Archivlänge soll die größte evangelische Fachbibliothek Deutschlands wachsen. Den dafür nötigen Raum schafft ein rund 14 Meter breiter Anbau auf der 45 Meter langen Westseite, für den eine Vielzahl von Parkplätzen weichen muss. Beirat Hartmut Ellinger von den Grünen erkundigte sich, ob Ersatzflächen geplant seien, schob aber augenzwinkernd hinterher: „Der aktuelle optische Eindruck der Belegung des Parkplatzes weist nicht daraufhin, dass mit einem furchtbaren Ansturm zu rechnen ist.“ Der Architekt Axel Dorner von DK Architekten bestätigte, dass der Wegfall der Stellfläche baurechtlich in Ordnung sei. „Der Parkplatz wird von außen benutzt – das wissen wir. Und trotzdem waren bisher immer genügend Stellflächen vorhanden“, sagte Dorner. Daran werden auch die vier bis fünf Mitarbeiter, die zusätzlich in dem Gebäude an der Balinger Straße einziehen, nichts ändern.

Fotovoltaikanlage und Fassade mit Relief geplant

Anders als das Bestandsgebäude ist der Anbau auf einer Breite von acht Metern dreistöckig geplant und soll über die gesamte Breite einen Keller erhalten. Mit einer Höhe von 10,60 Metern liege man deutlich unter der baurechtlich möglichen Maximalhöhe von zwölf Metern, sagte Dorner. Auf das Dach wird den neuen baurechtlichen Vorgaben entsprechend eine Fotovoltaikanlage gebaut. Mehr noch: „Sofern es die Statik zulässt, wird das komplette Bestandsdach mit einer Fotovoltaikanlage ausgestattet“, informierte Petra Gerl von der Landeskirche. Das werde momentan geprüft. Sie ergänzte, die Umrundung des Gebäudekomplexes – vom Polizeirevier im Osten bis zum Neubau im Westen – werde mit dem Auto weiterhin möglich sein.

Als nächste Schritte definierten Gorner und Gerl die Auswahl der Fassade. Diese brauche ein Relief, um nicht klobig zu wirken, und Gespräche mit den Anwohnern. Offenbar soll das verbesserte Nachbarschaftsverhältnis nicht neu belastet werden. Nach vielen Beschwerden über den Lärm der Klimatisierungsanlage hatte die Kirche diese zur Schallisolierung im Frühjahr ummanteln lassen. Die Rückmeldungen seien ausnahmslos positiv gewesen.

Was es mit dem kuriosen Fassadenstück auf sich hat

Mit dem auf sieben bis acht Millionen Euro brutto taxierten Anbau (abhängig von der Machbarkeit der Fotovoltaikanlage) sieht sich die Landeskirche gut für die Zukunft aufgestellt. „Die Perspektive ist schon drin“, betonte Petra Gerl. Das Archiv enthalte unter Berücksichtigung der zunehmenden Digitalisierung ausreichend Platz für die nächsten 30 Jahre und darüber hinaus. Die Überlegungen gingen sogar dahin, noch nicht benötigte Flächen zu vermieten. Beirat Fred Wagner von der CDU zeigte sich nach der Präsentation begeistert davon, „wenn in Möhringen weit ausstrahlende Einrichtungen sich erweitern und verbessern, denn das ist ein Stück unserer Zentralität“.

Einen kuriosen Irrtum deckten die Präsentierenden dann noch auf: Anders als es die eingangs beschriebene Modellfassade nahelegt, hat dieses Provisorium nichts mit der Archiverweiterung zu tun. Das Modell deutet an, wie der Neubau des Oberkirchenrats an der Stuttgarter Gänsheide aussehen könnte und war nur zur internen Demonstration aufgebaut worden – weil es auf dem hiesigen Parkplatz weniger störe als auf der Gänsheide.