Michael Rösch, der Olympiasieger aus Sachsen, startet neuerdings für Belgien – mit überschaubarem Erfolg.
Oslo - Schwarz, Rot, Gelb: An den National-Farben hat sich nicht viel verändert. Abgesehen davon ist im Leben von Michael Rösch nichts mehr, wie es mal gewesen ist. Sein großes Haus in Waldidylle nahe Altenberg in Sachsen hat er verkauft, seinen Beamtenstatus bei der Bundespolizei aufgegeben – und statt um WM-Medaillen zu kämpfen, ist es für ihn nun schon ein Erfolg, bei den Welttitelkämpfen in Oslo dabei zu sein. Der ehemalige deutsche Spitzen-Biathlet startet seit 2014 für Belgien. Ein Volltreffer war sein Nationenwechsel jedoch nicht immer.
Krankheiten, Verletzungen, zu wenig Geld, um ordentlich zu trainieren. „Er nimmt halt auch alles mit“, erzählt Vater Eberhard Rösch, der als Betreuer der Belgier am Schießstand steht. Manch einer hätte schon aufgegeben. Nicht aber Michael Rösch. Er kämpft um sein Leben als Biathlet und um seinen Traum von den Olympischen Spielen in zwei Jahren in Pjöngjang. Dort will der 32-Jährige noch einmal starten, „wenn es finanziell passt“, zumindest.
Er ist auf der Suche nach weiteren Sponsoren. Doch mit seinem ersten Auftritt bei der WM in Oslo hat er nicht gerade Werbung in eigener Sache gemacht. Im Sprint belegte er Rang 80. Mit einem Platz in den Top 40 hatte er geliebäugelt. Doch am Ende reichte es nicht mal zur Qualifikation für das Verfolgungsrennen der besten 60. „Ich muss gar keine Ausreden suchen. Ich habe schlecht geschossen. Das war ein schlechtes Rennen“, sagt Rösch. Ehrliche Worte. Aber was soll einer sagen, der schon Staffel-Olympiasieger war und drei WM-Medaillen für Deutschland gewonnen hat?
Nicht gerade die Sportart Nummer eins
Zwei Rennen bleiben ihm noch. Das Einzel an diesem Donnerstag und die Staffel am Samstag (beide 15.30 Uhr/ZDF), bei dem die Belgier ihr Glück versuchen. „Das wird cool“, sagt Rösch, „Staffel bin ich lange nicht mehr gelaufen.“ In Belgien ist Biathlon nicht gerade die Sportart Nummer eins.
Sein Hauptproblem sind jedoch die Finanzen. Vom Verband gibt es nicht viel. „Der hat ja selbst nichts“, sagt Rösch. Bei der WM kommt allein ein fünfstelliger Betrag zusammen. Auch im Weltcup ist er meist auf sich allein gestellt. Bereut hat Rösch seinen Nationenwechsel dennoch nicht. Beim DSV stand er vor dem sportlichen Aus. Von der Entscheidung erfuhr er übers Internet. Es folgten fortwährende Streitigkeiten. Heute sagt er: „Ich habe viel aufgegeben, das will ich jetzt nicht einfach wegschmeißen.“
Also kämpft er weiter. Unterkriegen lässt sich dieser Typ tatsächlich nicht.