Und nebenan steht ein aufgeblasener Bumsi neben dem Hauptquartier der italienischen Biathleten. Der Braunbär wirbt für die WM 2020 in Südtirol. Foto: STZN

Schwedisch ist eine ziemlich vertrackte Sprache, wer sie nicht spricht, kann bei der Biathlon-WM in Östersund ganz schön ins Straucheln kommen – es sei denn, man heißt Bumsi. Ein kleiner Spaziergang durch die WM-Gastgeberstadt, den Sie auch in der Bildergalerie mitmachen können.

Östersund - Hej! Das bekommt man als ordentlich sprachbegabter Zeitgenosse noch ganz gut hin. Das Schwedische „Hej“, in der besonders freundlichen Variante „Hejhej!“, ist das Deutsche „Hallo“, aber damit endet das Verständnis mit den Gastgebern und die Verwirrung beginnt: Örientierungslos in Östersund. Vom Schriftzug „Biostraden“ über dem Eingang sollten sich keinesfalls Biathlon-Pilger aus aller Welt anlocken und aufs Glatteis führen lassen, die auf Naturkost stehen – was ein Schweden-Neuling erstens daran erkennen muss, weil ein starker Popcorn-Geruch (gezuckert) aus der Tür dringt und zweitens, weil im Schaufenster weder buntes Obst noch gesunde Müslisorten angeboten werden, sondern Fotos hängen, auf denen „Alita, the Battle-Angel“, oder „Captain Marvel“ zu sehen sind oder eine bizarre Familie mit Hund als „Instant Family“ angepriesen wird. „Biostraden“ heißt das Kino in Östersund, „Instant Coffee“ gibt’s im Supermarkt. Und was das Schild an der Haustür mit der Aufschrift „Ungdomsmottagninen Noeredäastoethimmie“ bedeutet, das wollten wir nicht überprüfen. Wer weiß, was uns da erwartet hätte.

Diese scheinbar willkürliche Aneinanderreihung von Vokalen und Konsonanten ist kein Hindernis für Liebhaber des Biathlon-Sports, sie sind polyglott und verstehen sich selbst im babylonischen Sprachengewirr, das in Östersund herrscht. Bevor am Abend auf der Medal Plaza vor dem Rathaus die Medaillen verteilt und die Hymne für den Weltmeister (etwa Denise Herrmann) vom Band gespielt wird, vereinen Live-Bands die Fans mit englischsprachigen Liedern – dem Brexit zum Trotz. Mal sorgt eine Mädchen-Band in enger Garderobe mit Pop-Songs für heiße Rhythmen bei Minusgraden, mal trällern Country-Großväter mit Stetsons überm weißen Haar, so dass eine Brise aus den Rocky Mountains durch die Stadt weht. Der bärtige Este mit der großen Flagge brüllt „Estonia“, der dicke Norweger schüttelt seine Kuhglocke noch kräftiger, die Franzosen küssen jeden, den sie vor die Lippen bekommen, und die Deutschen, stets früh vor Ort, um sich die besten Plätze zu sichern, rotten sich zusammen wie am Pool auf Mallorca. All-in im Biathlon: Zur Strecke laufen, beim Schießen laut jubeln oder bemitleidenswert stöhnen und mit der Fahne auf der Medal Plaza kräftig singen. Das klappt in jeder Sprache.

Auch Östersund hat ein Dreifarbenhaus

Damit kein Fremder in der Stadt verloren geht, weil er die Hinweisschilder zwar lesen, aber nicht verstehen kann, haben die WM-Organisatoren einen zentralen Partypunkt im Zentrum aufgebaut. Eine Art historisches Zirkuszelt namens „Magic Mirrors“, das an Harald Wohlfahrts Palazzo auf dem Cannstatter Wasen erinnert – allerdings werden keine erlesenen Köstlichkeiten angeboten, sondern Kleinspeisen und Alkoholika, was bei sieben Euro für 0,3 Liter Bier zu einer Summe führen kann, die sich in der Höhe an Wohlfahrts Rechnung orientiert. Damit jeder das „Magic Mirrors“ ohne Worte findet, weist eine Lasershow den Weg, die die Hausfassaden in allen möglichen Farben erstrahlen lässt – so stehen in Östersund etliche Dreifarbenhäuser, wohingegen Stuttgart lediglich eines besitzt.

Womit wir bei Bumsi sind, dem Maskottchen der WM von Antholz. Das steht aufgeblasen und acht Meter groß neben dem „Magic Mirrors“ und wirbt für die WM 2020 in Südtirol. Bumsi war schon 2007 Maskottchen in Antholz, mittlerweile haben sich die Kritiker beruhigt, die den Namen anprangerten. Namen sind bekanntlich Schall und Rauch, Schweden beispielsweise können nichts Anrüchiges am Namen erkennen. Da sagen wir nur: „Hej Bumsi!“