Franziska Preuß landete bei allen WM-Einzelstarts in den Top Ten: Sie wurde Achte im Sprint (1 Fehler), Fünfte in der Verfolgung (2), Siebte im Einzel (2) und Sechste im Massenstart (2). Foto: imago/Kalle Parkkinen

Bei der Biathlon-WM in Slowenien überzeugen nur Franziska Preuß und Arnd Peiffer aus der deutschen Mannschaft. Die magere Ausbeute von lediglich zwei Medaillen gab es zuletzt 2013.

Stuttgart/Pokljuka - Die Biathlon-WM ist zu Ende, Lisa Theresa Hauser und Sturla Holm Lägreid heißen die letzten Weltmeister, die auf der Hochebene in Slowenien im Massenstart gekürt wurden. Die deutschen Skijäger gingen leer aus und beendeten die Titelkämpfe mit einer Ausbeute von nur zwei Medaillen, so mager wie seit 2013 nicht mehr. Damals gab es sogar einen Wettbewerb weniger. Wir haben die Sternstunden und die dunklen Flecke dieser WM aufgelistet.

Tops

Norwegen Es ist keine Überraschung, welche Nation im Medaillenspiegel thront: Norwegen hat siebenmal Gold, dreimal Silber und viermal Bronze gewonnen, also mehr als ein Drittel der 36 Plaketten. Nur im Herren-Sprint stand kein Untertan von König Harald V. auf dem Podium – und es ist nicht abzusehen, dass die Vormachtstellung wackelt. Johannes Thingnes Bö ist 27 Jahre alt, Vierfach-Champion Sturla Holm Lägreid 24 und Johannes Dale erst 23. Vierfach-Weltmeisterin Tiril Eckhoff ist zwar schon 30, aber Ingrid Landmark Tandrevold (24) und Ida Lien (23) stehen zur Nachfolge bereit. Franziska Preuß „Wenn die Franzi den einen Treffer mehr setzt, kann sie aufs Podium kommen“, sagte ihr Freund und Ex-Biathlet Simon Schempp vor der WM. Er sollte recht behalten. Die 26-Jährige war die Nummer eins im deutschen Team, bei allen Einzelstarts landete sie unter den Top Ten, Achte im Sprint (1 Fehler), Fünfte in der Verfolgung (2), Siebte im Einzel (2) und Sechste im Massenstart (2) – hätte sie jeweils einmal mehr getroffen, wäre sie eine Medaillenkandidatin gewesen. „Ich sehe, dass ich es kann, es sind nur kleine Stellschrauben, die manchmal nicht passen. Aber ich habe eine richtig gute WM gemacht“, sagte die Bayerin. Eine überragende Darbietung zeigte sie in der Staffel, als sie in einem gefühlten Alleingang das Quartett zu Silber führte – da hatte sie alle Scheiben ohne Nachlader getroffen. Was die These von Simon Schempp untermauert. TV-Quoten Die WM hat ARD und ZDF gute Quoten beschert. Die Damen-Staffel sahen 4,53 Millionen Zuschauer beim ZDF, das Herren-Quartett 4,61 Millionen. Das ergab herausragende Marktanteile von 41,8 und 32,5 Prozent. Am 14. Februar schauten bei der Verfolgung der Damen 5,68 Millionen Menschen in der ARD zu und sorgten für 28,5 Prozent Marktanteil. „Biathlon ist und bleibt die beliebteste Wintersportart“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky, „das Faszinierende ist, dass man bis zum letzten Schießen nicht weiß, wer gewinnt – man muss bis zum Schluss dranbleiben.“ Emilien Jacquelin Der Franzose müsste vom Sternzeichen Schütze sein, Schnellschütze. In der Verfolgung ballerte der 25-Jährige stehend die fünf Schuss erst in 17,3 Sekunden raus, danach ließ er sich in 17,7 Sekunden nur wenig mehr Zeit – alle Schuss im Ziel. „Ich habe nicht daran gedacht, schnell zu schießen. Es kam einfach so aus mir heraus“, sagte er, nachdem er sich Gold wie schon 2020 in dieser Disziplin abgeholt hatte. Emilien Jacquelins Sternzeichen? Krebs.

Flops

Das deutsche Team Franziska Preuß und Arnd Peiffer überzeugten, Vanessa Hinz mit leichten Abstrichen – aber sonst blieb die Equipe klar unter den Erwartungen. Nur zwei Medaillen, als Ziel hatte der DSV vier oder fünf ausgegeben. Die Biathleten sind von Platz eins bei der WM 2017 und Olympia 2018 auf Rang sechs abgestürzt. Bundestrainer Mark Kirchner räumte zwar ein, man habe „nicht erreicht, was wir uns vorgenommen hatten“, doch er relativierte das schwache Gesamtergebnis sogleich: „Blickt man auf die Leistungen vor der WM, war nicht davon auszugehen, dass wir häufig auf dem Podest stehen.“ Das aber sollte der Anspruch der einstigen Nummer eins im Biathlon sein. Sportdirektor Bernd Eisenbichler hatte das Büßergewand übergestreift: „Wir müssen schauen, was wir verbessern können, um Konstanz auf höherem Level zu haben.“

Johannes Bö und Marte Röiseland Die beiden (vermeintlichen) WM-Stars aus Norwegen blieben blass. Weltcup-Dominator Johannes Thingnes Bö blieb ohne Einzel-Erfolg, holte lediglich Bronze in der Verfolgung. Marte Olsbu Röiseland, mit fünf Titeln die Königin von Antholz 2020, blieb in den Einzeln ganz ohne Dekoration und wurde zweimal Weltmeisterin mit den Staffeln. Elf WM-Kronen hat sie gesammelt – Magdalena Neuner darf dies mit etwas Freude registrieren, sie wird bis mindestens 2023 Rekordweltmeisterin mit zwölf Titeln bleiben. 2022 findet wegen der Olympischen Spiele keine Biathlon-WM statt, 2023 haben die Deutschen ein Heimspiel in Oberhof – und können die ernüchternde WM von Pokljuka vergessen machen.