Grund zum Jubeln: Gold für Laura Dahlmeier bei der Biathlon-Weltmeisterschaft in Oslo.
Oslo - Nach ihrem Gold-Coup in Oslo scherzte Deutschlands neue Biathlon-Prinzessin Laura Dahlmeier ganz entspannt mit Norwegens König Harald V. beim traditionellen Siegerplausch. Mit ihrem Verfolgungs-Triumph ist die 22-Jährige ganz oben angekommen und hat sich zur ersten deutschen Einzel-Weltmeisterin seit vier Jahren gekrönt. Mit der Deutschland-Fahne in der Hand lief die Bayerin nach einer grandiosen Vorstellung locker ins Ziel und holte den ersten großen Einzeltitel ihrer noch jungen Karriere. „Heute war es das perfekte Rennen für mich. Ich kann es noch gar nicht fassen. Es war mein Traum, Gold in einem Einzelrennen zu holen. Das macht mich sprachlos“, sagte die begeisterte Bergsteigerin, ehe es zum König ging.
Null Fehler bei 20 Schuss
Die Grundlage für ihre zweite WM-Medaille nach Bronze im Sprint legte die Partenkirchnerin mit null Fehlern bei 20 Schuss. Nach dem letzten Treffer ballte Bundestrainer Gerald Hönig freudestrahlend die Faust. Weil die Konkurrenz patzte, hatte Dahlmeier sogar Zeit, auf dem Weg ins Ziel schon mit den begeisterten Teammitgliedern an der Strecke abzuklatschen. Franziska Hildebrand verpasste als Vierte Bronze um knapp vier Sekunden. Franziska Preuß wurde starke Sechste.
Während die Damen jubelten, droht Mitfavorit Simon Schempp die Rolle als großer Verlierer. Er ging sowohl in Sprint und Verfolgung leer aus. Martin Fourcade krönte sich derweil zum Doppel-Weltmeister und Altmeister Ole Einar Bjørndalen zweimal Silber.
Laura Dahlmeier, erste Einzelweltmeisterin seit Magdalena Neuner 2012, scheint gerade deshalb so erfolgreich zu sein, weil sie dem Erfolg nicht zwanghaft hinterherjagt. Genau diese Einstellung, alles richtig einzuordnen und nichts erzwingen zu wollen, scheint die passende für die 22-Jährige auf ihrem prophezeiten Weg zu einem der prägenden Gesichter des Biathlon-Sports zu sein. „Ich glaube, dass Laura in der Zukunft einer der absoluten Stars im Biathlon sein wird“, ist Rekord-Weltmeisterin Neuner überzeugt und gratulierte ihrer früheren Trainingskollegin: „Mach weiter so!“ Auch Hönig glaubt: „Wir sehen den Beginn einer großen Karriere.“
Dahlmeier ist derzeit die einzige deutsche Biathletin, die wirklich das Potenzial hat, Neuner zu beerben. Zumindest sportlich. Denn der Glamour-Faktor von „Gold-Lena“ fehlt ihr. Aber den will sie auch nicht haben. Dahlmeier ist ein Kind der Berge und der Natur. Professionell und schlagfertig ist sie allemal.
Kurz vor Start noch krank
Die große Schwachstelle der kompletten Biathletin, die mit einer Trefferquote von 91 Prozent zur absoluten Weltspitze gehört und auch läuferische Extraklasse besitzt, ist ihre Gesundheit. Mehrfach fiel sie wegen Erkältungen aus. Kurz vor WM-Start lag sie noch mit einer Magenverstimmung im Bett. Aufgrund ihres hohen Grundniveaus hat sie diese Rückschläge beeindruckend weggesteckt. „Da zahlt sich einfach das Grundlagentraining über sehr viele Jahre aus.“
Auch mental scheint die Zweitjüngste im deutschen Team den anderen einen Schritt voraus zu sein. „Ihre Abgezocktheit am Schießstand, das ist schon was Außergewöhnliches und habe ich in dem Alter selten gesehen“, beschreibt Hönig die Qualitäten seiner Vorzeige-Athletin, die sich ihre psychische und physische Stärke bei unzähligen Bergtouren holt.
Während Dahlmeier jubelte, übt sich der im Vorfeld als großer Gold-Mitfavorit gehandelte Schempp nach den Rängen acht und 18 in Durchhalteparolen. „Ich werde wieder angreifen und nicht aufgeben. Hoffentlich kann ich die nächsten Chancen nutzen“, sagte der Staffel-Weltmeister mit Blick auf den Einzel am Donnerstag. Am besten schnitten der entthronten Titelverteidiger Erik Lesser als Siebter in der Verfolgung und Arnd Peiffer als Sprint-Siebter ab.