Schnell in der Loipe, sicher am Schießstand: In diesem Winter läuft es für den deutschen Biathleten ­Simon Schempp Foto: Getty

Simon Schempp wurde erst eine große Karriere prophezeit, dann ein schnelles Ende seiner Laufbahn: Für den Uhinger Biath­leten ging’s bisher rauf und runter wie in der Loipe. Dieser Winter jedoch scheint ein Volltreffer zu werden.

Stuttgart - Simon Schempp kommt aus Uhingen – mitten in Baden-Württemberg. Doch ein richtiger Schwabe ist der Biathlet eigentlich nicht mehr. Er sagt zwar: „Meine Wurzeln habe ich im Schwabenland“, aber doch scheint es so, als sei er mittlerweile eher ein Bayer, was man schon daran festmachen könnte, dass Simon Schempp – wenn er denn überhaupt Zeit hat – eher mal aufs Oktoberfest in München statt aufs Cannstatter Volksfest geht, und daran, dass er sagt: Die Bedingungen in seiner Wahl-Heimat Ruhpolding „taugen mir einfach“. Der bayrische Einschlag ist nicht zu überhören.

Aber egal, ob Bayer oder Schwabe – Schempp ist zurzeit Deutschlands bester Biathlet. Fünf Einzelrennen haben die Skijäger bereits in den Knochen, zweimal stand der 26-Jährige als Zweiter auf dem Podest. Er wartet nur noch auf seinen ersten Sieg in diesem Winter; im Weltcup belegt er den vierten Platz.

Dass Schempp einmal zur Weltspitze gehören wird, wagten lange nur die größten Optimisten vorauszusagen. Denn Uhingen ist nicht gerade Deutschlands Wintersport-Mekka Nummer eins oder Kaderschmiede für erfolgreiche Skijäger. Und dazu ist Schempps Karriere alles andere als nur steil nach oben verlaufen.

Talent sagte man ihm zwar schon früh nach, auch sein Einstieg in den Weltcup war 2009 vielversprechend, doch dann folgten schwere Zeiten. Immer wieder war Schempp am Ende seiner Kräfte. Erschöpft. Mehr als ihm guttat. Er war nicht in Form, musste mehrmals und lange pausieren. Woran es gelegen hat, ist noch heute ungewiss. „Das war keine einfache Zeit“, sagt Simon Schempp, „so etwas prägt.“ Und deshalb will er nun einfach die guten Phasen genießen. „Es wird Aufs und Abs geben, aber wir haben dieses Jahr in der Vorbereitung viele Grundlagen gelegt und mehr Stunden trainiert als in der vergangenen Saison. Ich hoffe, dass uns das am Ende zugutekommt“, meint Schempp.

Im vergangenen Jahr schon war er am Saisonende der beste Deutsche im Weltcup. Er hat seine ersten beiden Siege eingefahren und Platz zehn in der Gesamtwertung belegt. Zudem gab es mit der Staffel Silber bei den Olympischen Spielen in Sotschi. „In diesem Winter möchte ich mich noch einmal weiterentwickeln“, sagt der Skijäger. Im Weltcup will er mindestens unter die besten zehn „und so oft wie möglich aufs Podium laufen“. Simon Schempp ist auf der Jagd nach Erfolgen.

An diesem Donnerstag starten die Rennen in Pokljuka (Slowenien), die Männer haben an diesem Freitag (14.25 Uhr/ARD) im Sprint den ersten Einsatz. Insgesamt stehen an drei Tagen drei Rennen auf dem Programm. „Danach ist Weihnachtspause“, sagt Schempp, „aber davor will ich noch einmal Vollgas geben.“

Der junge Mann scheint davon zu profitieren, dass im Lager der deutschen Männer ein neuer Zusammenhalt entstanden ist. „So eine Staffel-Medaille bei Olympia schweißt zusammen“, sagt Schempp. Sein engster Vertrauter in der Mannschaft ist Zimmerkollege Andreas Birnbacher, der sich nach mehreren Verletzungen und einer enttäuschenden Olympia-Saison erst wieder ins Weltcup-Team zurückkämpfen musste. „Andi und ich sind relativ eng verbunden“, erzählt Schempp: „Wenn es bei einem mal nicht läuft, dann zieht einer den anderen hoch. Das funktioniert einfach.“ Insgesamt herrsche im deutschen Männer-Team eine gute Stimmung, die mannschaftliche Geschlossenheit ist die große Stärke. Aber auch mit einer Führungsrolle hätte Schempp keine Probleme. Er muss jedoch gar nicht in sie reinschlüpfen, denn „eine Hierarchie gibt es in unserer Mannschaft nicht“.

Seit fast sechs Jahren wohnt Schempp jetzt übrigens schon in Ruhpolding. „Es ist landschaftlich toll, und ich kann einfach von der Haustür aus weglaufen“, schwärmt der Wahl-Bayer. Kurzum: Es taugt einfach. „Es ist meine zweite Heimat geworden. Ich habe mir dort etwas aufgebaut“, sagt Schempp – so wie im Lager der Biathleten.