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Die 24-jährige Doppel-Olympiasiegerin im Biathlon will nach dieser Saison ihre Karriere beenden.

Leipzig - Biathlon-Superstar Magdalena Neuner hat mit gerade mal 24 Jahren aus privaten Gründen ihr Karriereende angekündigt. Nach diesem Winter mit der Heim-WM in Ruhpolding als Höhepunkt ist Schluss. „Ich habe mich entschieden: Nach dieser Saison werde ich meine Biathlonkarriere beenden“, teilte die Rekordweltmeisterin am Dienstag auf ihrer Homepage mit. Am Mittwoch wird die Ausnahme-Athletin zusammen mit Bundestrainer Uwe Müssiggang im österreichischen Hochfilzen, der zweiten Weltcup-Station, ihre Entscheidung erklären.

Der deutsche Sport verliert ein Aushängeschild

Damit verliert nicht nur der deutsche Biathlon sein Aushängeschild, sondern auch der deutsche Sport eine seiner erfolgreichsten und bekanntesten Sportlerinnen. „Sie ist eine Sympathieträgerin und ein großes Vorbild im deutschen Sport. Vor ihrer heute getroffenen persönlichen Entscheidung haben wir großen Respekt“, sagte Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), „ich wünsche ihr, dass sie die gerade begonnene Saison nun besonders positiv erleben und erfolgreich gestalten kann. Ich hoffe, ihr gelingt bei der WM in Ruhpolding ein goldenes Finale.“

DSV muss nun eine große Lücke schließen

Der deutsche Ober-Olympier hofft, dass das Covergirl der deutschen Biathleten nach ihrer Karriere im Deutschen Ski-Verband (DSV) und auch im deutschen Sport insgesamt weiter eine Rolle spielt. „Wir bedauern natürlich sehr, dass sie nur noch dieses eine Jahr aktiv sein wird“, meinte DSV-Präsident Alfons Hörmann, DSV-Generalsekretär Thomas Pfüller ergänzte: „Es ist klar, dass wir die Lücke, die sie nach dieser Saison hinterlassen wird, nur sehr schwer schließen können. Vor allem wenn man bedenkt, dass wir erst vor gut einem Jahr einen Generationswechsel im Biathlon-Team verkraften mussten.“

Überraschend kam der Rücktritt nicht

Damen-Bundestrainer Gerald Hönig sagte: „Eine Lena kann man kein Team ersetzen. Wir sind traurig. Aber wir respektieren ihre Entscheidung und tragen sie mit.“ Völlig überraschend kommt Rücktritt in dem noch sehr jungen Athletenalter nicht. Neuner hatte schon im vergangenen Jahr gesagt, nur noch von Saison zu Saison zu denken. „Ich habe es mir mit Sicherheit nicht leicht gemacht. Doch mittlerweile habe ich eine Entscheidung getroffen und habe einfach das Gefühl, dass die Zeit reif ist für eine Veränderung und mich nach dem Sport etwas Neues, ganz Tolles erwartet“, erklärte die Doppel-Olympiasiegerin, die dank ihrer offenen und sympathischen Art schnell zur begehrten Werbeträgerin und zur ersten Biathlon-Millionärin aufstieg.

Für Neuner gibt es sportlich nichts mehr zu gewinnen

Mit ausschlaggebend für diesen eher ungewöhnlichen Schritt ist ausgerechnet ihr grandioser und rasanter Erfolg. Zweimal Olympiasiegerin, zehnmal WM-Gold, zweimal Weltcup-Gesamtsiegerin, mehrere kleine Kristallkugeln, Siege auf allen Strecken - für die Wallgauerin gibt es in ihrem Sport nichts mehr zu gewinnen. Sie könnte zwar sämtliche Rekorde bei den Frauen brechen, aber das interessiert sie nicht. Wichtiger als Geld und Ruhm sind für die heimatverbundene Bayerin Kinder, Familie und ein normales Leben.

Die Biathletin bestreitet ihr letztes Rennen vermutlich am 18. März

„Zum einen sehne ich mich nach Normalität, nach ein wenig mehr Ruhe und danach, einfach mal die Dinge machen zu können, die ich in meinem Sportlerleben nie machen konnte“, sagte die Zollbeamtin. „Zum anderen bin ich sehr motiviert neue Dinge auszuprobieren.“ Magdalena Neuner wird somit aller Voraussicht nach ihr letztes Rennen am 18. März beim Weltcup-Finale in Chanty-Mansijsk bestreiten - 38 Tage nach ihrem 25. Geburtstag am 9. Februar. In der sibirischen Stadt hat sie den letzten ihrer bislang zehn WM-Titel gewonnen.

Neuner freut sich auf den bevorstehenden Winter

Bei der Heim-Weltmeisterschaft vom 29. Februar bis 11. März in Ruhpolding will Deutschlands Sportlerin des Jahres 2007 nun sozusagen zum krönenden Abschluss ihrer Karriere in jedem der sechs Biathlon-Wettkämpfe eine Medaille gewinnen. „Jetzt freue ich mich erst einmal sehr auf den bevorstehenden Winter, vor allem natürlich auf die WM in Ruhpolding“, erklärte Neuner, deren Stern bei der WM 2007 in Antholz aufgegangen war. Dort hatte sie als jüngste Debütantin mit dem Sieg im Sprint ihr erste von drei Goldmedaillen gewonnen. Unvergessen auch ihr Verzicht auf die Staffel bei den Olympischen Spielen 2010, durch den ihre Teamkollegin Martina Beck bei ihrem letzten Olympia-Einsatz noch Bronze gewann.

Die Konkurrenz bedauert den Schritt

Ihre internationalen Konkurrentinnen bedauerten ihren Schritt. „Das ist sehr schade, sie wird definitiv fehlen. Aber sie hat alles gewonnen und man muss sehr viel investieren und auf viel verzichten“, sagte die finnische Weltcup-Gesamtsiegerin Kaisa Mäkäräinen der Nachrichtenagentur dpa. Der Norweger Tarjei Bö hat höchsten Respekt vor diesem Schritt. „Das ist schade und ungewöhnlich, in so einem jungen Alter seine Karriere zu beenden. Ich respektiere Athleten, die nicht ihr ganzes Leben dem Erfolg hinterher rennen. Ich denke, ich würde das selbe machen, wenn ich wie sie alles gewonnen hätte“, meinte der 22 Jahre alte Weltmeister und Olympiasieger.