Eine große Karriere geht in die Verlängerung: Ole Einar Björndalen Foto: AP

Der Biathlet denkt auch mit 42 Jahren nicht daran, seine beispiellose Karriere zu beenden. „Ich fühle mich wie ein 20-Jähriger“, sagt der norwegische Superstar.

Stuttgart - Wenn nach dem Ski-Winter ein 42 Jahre alter Biathlet zur Pressekonferenz bittet, ist klar, worum es geht: Der alte Mann beendet seine Karriere. Bei Ole Einar Bjørndalen war am Dienstag alles etwas anders: Erstmals teilte er offiziell mit, dass an der vermuteten Liaison mit der Biatletin Darja Domratschewa durchaus mehr dran ist als ein wildes Gerücht. Er und die dreimalige Olympiasiegerin aus Weissrussland seien schon seit Längerem ein Paar, das mache ihn überaus glücklich, verriet Bjørndalen. Und noch was: „Wir werden Eltern.“

So erfreulich diese Nachrichten auch waren – kein Wort vom Karriereende! Im Gegenteil: Der Norweger macht weiter, immer weiter; auch mit stolzen 42 Jahren denkt er nicht ans Leben nach dem Sport. Und so stellte die Nachricht von der Fortsetzung seiner beispiellosen Karriere die privaten Botschaften aus dem Hause Bjørndalen/Domratschewa fast in den Hintergrund. „Ich bin weiterhin hoch motiviert und fühle die gleiche Motivation wie mit 20“, sprach der Supermann der Lauf- und Schießgesellschaft und teilte mit: „Ich freue mich auf die neue Saison.“

Der beste Biathlet aller Zeiten will bis Olympia 2018 weitermachen

Ein Jahr noch? Weit gefehlt. Genau genommen peilt der überragende Biathlet der vergangenen beiden Jahrzehnte noch die Winterspiele 2018 in Südkorea an. Bjørndalen ist dann 44. Es stellt sich auch die Frage, was einen bewegt, sich so lange dem harten Training auszusetzen – wo doch wirklich schon alles gewonnen wurde. Der Norweger ist mit insgesamt 20 Titeln Rekordweltmeister, gewann achtmal olympisches Gold und nahm bei Großveranstaltungen stramme 61 Medaillen in Empfang. Dazu gesellen sich unfassbare 131 Weltcup-Siege und sechs Erfolge im Gesamtweltcup.

Nun spekuliert die Biathlon-Szene eifrig darüber, ob zuletzt die Heim-WM in Oslo dazu beigetragen hat, dass es der „alte Mann“ noch einmal wissen will. Immer wieder fand der Norweger in dem überragenden Franzosen Martin Fourcade seinen Meister. Für Bjørndalen blieben immerhin Gold in der Staffel wie auch zweimal Silber und einmal Bronze. Doch Fourcade untermauerte mit vier Goldmedaillen und einmal Silber seine Einzigartigkeit. Wenn der 27-Jährige so weitermacht, wird er Bjørndalen vielleicht noch den einen oder anderen Rekord streitig machen – auch wenn der Franzose dafür einen verdammt langen Atem benötigt.

Fourcade sei besser als er selbst – mit diesen großen Worten nahm Bjørndalen die jüngsten Niederlagen gegen den Franzosen hin und gab sich als Sportsmann erster Güte. Norwegens König Harald V. hätte es zwar besser gefunden, wenn er in Oslo auf dem Podest dem Landsmann öfter hätte die Hand schütteln können als Fourcade. Sei’s drum.

„Ich glaube, dass ich noch ein paar Jahre konkurrenzfähig bin“

Wenn jemand derweil Pause macht, dann ist das momentan nur die werdende Mutter Domratschewa. Aber nicht zu lange. Im Januar will auch sie wieder in den Biathlon-Zirkus zurückkehren. Sie ist im Vergleich zu ihrem Lebenspartner mit 29 Jahren noch ziemlich jung. Das 2018 möglicherweise verheiratete Paar peilt also gemeinsam die Olympischen Winterspiele an. Im Schlepptau mit dem Nachwuchs. Wie familiär es in dieser Sportart zugehen kann, haben schon andere gezeigt. Im Jahr 2004 eilten der Franzose Raphaël Poirée und die Norwegerin Liv Grete von Sieg zu Sieg – und das Töchterchen war stets dabei.

Ole Einar Bjørndalen und Darja Domratschewa sind also das nächste Traumpaar des Biathlonsports. „Ich glaube, dass ich noch ein paar Jahre konkurrenzfähig bin“, sagt der werdende Vater, der 2018 in Pyeongchang seine 14. Olympiamedaille holen will und sich wirklich nicht dafür schämen muss, dass er kein Ende findet. Der Skispringer Noriaki Kasai visiert die nächsten Winterspiele ebenso an. Der Japaner ist dann 46 – erwägt allerdings, noch mit 50 dabei zu sein.