Da die Lutherkirche an das Bhz vermietet wurde Foto: Torsten Ströbele

Das Projekt „Arbeit. Betreuung. Inklusion“ soll Anfang Dezember im Burgenlandzentrum starten. Die Lutherkirche wird für das Bhz hergerichtet.

Feuerbach - Sandra Zeitler ist begeistert. Die Musiktherapeutin des Richard-Bürger-Heims freut sich mit den rund 100 Gästen, die sich beim ersten Tanzcafé in den Räumen der katholischen Kirche St. Josef zur Musik bewegen, schunkeln, lachen und klatschen.

Der Großteil der Feierlustigen ist dement. Die Musik und die Texte aus vergangenen Tagen, die der Alleinunterhalter Horst Erbe spielt, sollen positive Erinnerungen wecken. „Emotionen werden wieder lebendig“, sagt Zeitler. Eine Dame, die sonst den ganzen Tag nur im Bett läge, blühe hier förmlich auf. „Das motiviert“, sagt die Musiktherapeutin freudestrahlend.

Tanz-Café findet im Richard-Bürger-Heim statt

Seit 2011 organisiert Sandra Zeitler pro Jahr drei bis vier Tanznachmittage für Senioren und Menschen mit Demenz. Sie kommen unter anderem aus Weilimdorf, Münchingen oder anderen Pflegeeinrichtungen aus Feuerbach. Bislang hat das Tanzcafé dabei immer im großen Saal der Lutherkirche im Feuerbacher Burgenlandzentrum stattgefunden – das letzte Mal Mitte vergangenen Jahres, weil die Räumlichkeiten nicht mehr zur Verfügung stehen. Das Bhz (ehemals Behindertenzentrum) hat rund 600 Quadratmeter der Lutherkirche von der evangelischen Gemeinde gemietet, um das Projekt „Arbeit. Betreuung. Inklusion“ (ABI) zu verwirklichen. Zwölf Plätze für Schwerstmehrfachbehinderte im Förder- und Betreuungsbereich (FuB) sowie 15 Plätze im Kreativbereich sollen im Burgenlandzentrum entstehen. Für das Tanzcafé ist kein Platz mehr. Eine neue Stätte musste gesucht werden. „Wir sind froh, dass wir fündig geworden sind und es weitergehen kann“, sagt Zeitler.

Die Umbauarbeiten in der Lutherkirche laufen seit Anfang Juli. „Der Charme der Räume soll weitgehend erhalten bleiben“, sagt der Bhz-Projektleiter Stefan Wegner. An den Böden und Wänden werde nichts gemacht. „Ein Rückbau, um den alten Zustand wieder herzustellen, wird immer möglich sein.“ Wegner ist das wichtig, denn nicht alle Feuerbacher und Mitglieder der evangelischen Kirchengemeinde sind damit einverstanden, dass die Lutherkirche vermietet wird. Pfarrer Harald Küstermann zum Beispiel hat in der Vergangenheit schon öfter seinen Unmut über diese grundsätzliche Entscheidung des Kirchengemeinderats kundgetan, die schon im Jahr 2010 getroffen wurde. Einige Feuerbacher haben sich zudem zur „Initiative evangelische Kirchengemeinde Feuerbach“ zusammengeschlossen, damit die Lutherkirche doch nicht vermietet wird – aber ohne Erfolg. Küstermann möchte sich mittlerweile zu diesem Thema öffentlich nicht mehr äußern. Auch Mitglieder der Initiative evangelische Kirchengemeinde Feuerbach, die vereinzelt sogar im Dezember vergangenen Jahres in den Kirchengemeinderat gewählt wurden, wollen ihre Namen nicht in der Zeitung lesen. Sie sind immer noch davon überzeugt, dass es falsch ist, die Lutherkirche zu vermieten. „Aber die Würfel sind gefallen. Jetzt können wir nichts mehr machen“, sagt ein Mitglied des Kirchengemeinderats. Dass man die Lutherkirche immer noch brauche, zeige beispielsweise, dass die Weihnachtsfeier der Mitarbeiter aller vier evangelischen Kirchen in Feuerbach im Saal der katholischen Gemeinde St. Josef stattfinden müsse. „Das ist ein Armutszeugnis.“

Bhz möchte die Wogen glätten

Das Bhz weiß von den Bedenkenträgern im Stadtbezirk und möchte die Wogen glätten. Schon vor Monaten hat sich das Bhz entschlossen, auf rund 160 Quadratmeter Lutherkirche zu verzichten, damit weiterhin Gottesdienste im Burgenlandzentrum stattfinden können. Kürzlich waren nun auch die Mitglieder des Kirchengemeinderats zur Baustellenbesichtigung eingeladen. „Wir wollen mit unserem Projekt transparent bleiben“, sagt Wegner. Mehr als 20 Gäste seien da gewesen. „Der Abend verlief harmonisch. Es war eine konstruktive Veranstaltung.“ So sieht das auch der neue Pfarrer Hartmut Zweigle: „Die Atmosphäre war gut. Ich denke, hier wurden noch einmal Brücken geschlagen. Das Bhz ist bemüht. Das ist deutlich zu erkennen.“

Stefan Wegner geht derzeit davon aus, dass die Bauarbeiten Ende November beendet sind und das Bhz in der ersten Dezember-Woche einziehen kann.