Steffen Wannemacher und Petra Leitenberger (v.l.) bei der Podiumsdiskussion Foto:  

Beim bhz-Forum diskutieren Experten, Helfer und Betroffene über das Thema Inklusion. Klar wird, dass es teilweise sogar an ganz alltäglichen Dinge, wie zum Beispiel einem Kinobesuch, hapert.

Fasanenhof - Die Visionen heben sich rot, blau und grün vom weißen Grund ab. „Die Köpfe sind entrümpelt“, hat jemand mit einem bunten Filzstift auf die Papierbahn geschrieben, die über den Tisch gespannt ist. „Behinderte Menschen in der Kommunalpolitik“, ist in einer anderen Schrift und Farbe zu lesen. „Freizeitangebote über alle Grenzen hinweg“, fordert jemand, „barrierefreie Gesetze“ ein weiterer Schreiber. Einfach mal drauf los spinnen, das war die Aufgabe für die Teilnehmer, die sich in mehreren Arbeitsgruppen um die Tische gesetzt hatten. Sie sollten das aufschreiben, was sie sich für das Jahr 2020 wünschen. Manches davon könnte bis dahin Realität sein, anderes, wie etwa der sprechende Blindenstock, eher nicht.

Inklusion – gemeinsam unterwegs“

Vertreter der Kirche, aus der Politik, der Wirtschaft und von Vereinen haben sich am vergangenen Mittwoch mit Menschen mit Behinderungen im Behindertenzentrum auf dem Fasanenhof getroffen, um beim BHZ-Forum Ideen auszutauschen. Die Veranstaltung stand unter dem Titel „Inklusion – gemeinsam unterwegs“. Unter anderem sollte es darum gehen, welche Projekte es gibt, welche Erfahrungen gemacht wurden und was künftig noch getan werden sollte.

Inklusion ist ein viel strapaziertes Wort. Manche meinen, es handle sich um die längst bekannte und immer wieder propagierte Integration behinderter Menschen, nur neu verpackt. Pädagogen widersprechen. Während die Integration darauf abzielt, behinderte Menschen in die Gesellschaft zu holen, sie aber nach wie vor als besonders zu sehen, geht es bei der Inklusion darum, dass sie auch vollkommen normaler Teil der Gesellschaft sind – salopp formuliert wie Kinder auf dem Wasen oder Hessen in Baden-Württemberg.

Manchmal hapert es an ganz alltäglichen Dingen

Das setzt freilich eine neue Denke voraus. „Wir ordnen die Menschen in Kategorien und Schubladen ein, statt den Menschen an sich zu sehen“, sagt Petra Leitenberger vom Bürgerverein Fasanenhof bei der Podiumsdiskussion. Sie jedenfalls wolle das ihre tun und künftig mehr Angebote des Vereins zusammen mit dem BHZ anbieten. Dabei hapert es manchmal auch an den ganz alltäglichen Dingen. „Wenn ich ins Kino will, muss ich das langfristig planen“, sagt Steffen Wannenmacher. Er ist Spastiker und sitzt im Rollstuhl. Bis der Fahrdienst Zeit hat, dauert es schon mal eine Woche. Ins Kino gehen „sollte 2020 normal sein“, sagt er. „Ich glaube nicht an die große Revolution“, sagt Philipp Hill, selbst Rollstuhlfahrer und CDU-Stadtrat. „Man muss das Schritt für Schritt machen.“ Rollstuhlgerechte Taxis in Stuttgart könnte einer davon sein.