Auch die Zuschauer in der Scharrena müssen Laufwege einhalten. Foto: Baumann

Endlich wird wieder Handball gespielt – und das vor Zuschauern. Die Generalprobe beim BVG-Cup in Stuttgart verlief ohne Probleme, es gibt nur einen Knackpunkt in dem Konzept.

Stuttgart - Am Sonntag hat nun auch der TVB Stuttgart sein Aha-Erlebnis gehabt. Vielleicht nicht gleich auf dem Feld, da gab es eine knappe 25:27-Niederlage der Bundesliga-Handballer gegen die favorisierten Rhein-Neckar Löwen – dafür aber am Rande des neuen BGV-Cups in der Scharrena, der nach einem halben Jahr Pause den so lang ersehnten Pflichtspielbetrieb eingeleitet hat. Und der ist in Corona-Zeiten eng mit der Formel Abstand, Hygiene und Alltagsmaske verbunden. Begriffe, die Handball-Normalverbraucher inzwischen fast so geläufig sind wie Siebenmeter oder Zweiminutenstrafe.

Kein Wunder, dass Jürgen Schweikardt in seiner Funktion als TVB-Geschäftsführer zugab: „Der organisatorische Druck war sicher höher als der sportliche.“ Auch wenn er dann in seiner zweiten Rolle als Trainer doch noch anfügte: „Natürlich hätten wir gerne gewonnen und hatten auch die Chance dazu.“ Doch der Fokus liegt bei diesem Turnier mit einem halben Dutzend Erst- und Zweitligisten aus Baden-Württemberg bis Mitte September eindeutig darauf zu demonstrieren, dass Handballspiele mit Zuschauern machbar sind. Die Idee wurde geboren, nachdem Freundschaftsspiele gegen ausländische und unterklassige Teams insofern schwierig sind, als die Bundesliga (HBL) Spiele nur gegen regelmäßig getestete Gegner zulässt.

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Stichwort Test: Aktuell wird der gesamte Kader plus Trainerteam einmal die Woche untersucht, wobei das noch zu Lasten der Vereine geht. „Aber die HBL sucht nach einer einheitlichen Lösung“, sagt Stuttgarts Kommunikationschef Philipp Klaile. Ansonsten dürften sich die Kosten im Laufe der Saison schnell auf einen niedrigen sechsstelligen Betrag pro Club summieren, wo die Mannschaften doch sowieso schon auf jeden Euro schauen müssen. Auf 25 Prozent weniger Etat (Vorjahr 4,5 Millionen) belaufen sich die vorläufigen Schätzungen beim TVB.

Natürlich vor allem wegen der stark reduzierten Zuschauereinnahmen. Am Sonntag kamen immerhin mal 450 zahlende Besucher, wobei die beiden Teams (mit je 23 Mann) noch dazu gerechnet wurden, sodass man die derzeit in Baden-Württemberg erlaubte 500er-Marke unterschreitet. Oben drauf kommen noch Sicherheitsdienst oder Cateringpersonal – im Endeffekt waren pro Spiel damit maximal 575 Menschen in der Scharrena.

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Dass diese Fans nur abgepackte Speisen bekamen, war noch am leichtesten zu verstehen. Etwas komplizierter schienen die Laufwege (streng im Uhrzeigersinn), die in der Praxis teilweise noch gewöhnungsbedürftig sind. Im Gegensatz zur Maskenpflicht, die für die meisten Menschen Normalität geworden sein sollte. Etwas verwunderlich erscheint deshalb, dass diese vom TVB auf den Tribünenplätzen zwar empfohlen wurde, aber eben nicht vorgeschrieben ist (und somit auch weitgehend ignoriert wurde).

Immerhin dürfen laut Verordnung bis zu 18 Personen nebeneinandersitzen, ehe ein Patz frei bleiben muss, auch wenn der TVB diese Regelung freiwillig auf acht Sitze am Stück reduziert hat und auch eine Kontaktnachverfolgung anhand der personifizierten Tickets gewährleistet ist. Dennoch scheint hier der Knackpunkt im Konzept, zumal zum Beispiel in Sachsen (wie beim Ligarivalen SC DHfK Leipzig) auch auf den Plätzen eine Maskenpflicht besteht.

Zunächst einmal geht es beim BGV-Cup in Baden-Württemberg in Balingen (Freitag) weiter, wo die zuständige Gesundheitsbehörde erst vor drei Tagen grünes Licht für die Austragung gegeben hat. Kein Wunder, dass HBW-Geschäftsführer Wolfgang Strobel bei der Premiere in Stuttgart ganz genau hingeschaut und viele Details für die eigenen Mitarbeiter dokumentiert hat. Er sagt: „Das Turnier ist für die weitere Saison Gold wert.“