Kaltental hat „dörflichen Charakter“, findet Raiko Grieb. Foto: Georg Linsenmann

Als Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd ist Raiko Grieb auch für Kaltental verantwortlich. Im Jahresinterview spricht er über die im Frühjahr erwartete Erhebung zum Sanierungsgebiet, über die Vorzüge des Stadtteils – und über seine Probleme.

Kaltental - Als Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd ist Raiko Grieb auch für Kaltental verantwortlich. Im Jahresinterview spricht er über die im Frühjahr erwartete Erhebung zum Sanierungsgebiet, über die Vorzüge des Stadtteils – und über seine Probleme.

Herr Grieb, „der von Kaltental glaubt das nicht“, hat Graf Eberhard im Bart mal gesagt: Haben Sie’s geglaubt, dass Kaltental jetzt offensichtlich das Händchen an den Fördertöpfen fürs Sanierungsgebiet hat?
Ja klar, s chließlich haben wir dafür gearbeitet und gekämpft! Als das Signal kam, war das ein bisschen wie ein vorgezogenes Weihnachten und Ostern zusammen. Aber noch haben wir’s nicht!
Kann da noch was schief gehen?
Ich hoffe nicht! Die Stadt und der Bezirksbeirat haben alles Nötige getan. Jetzt ist das Land dran. Im Frühjahr 2018 wird entschieden, wer Sanierungsmittel erhält.
Was hat letztlich den Ausschlag gegeben, dass sich die Stadt dafür stark gemacht hat?
Das ist eine lange Historie. Im März 2015 gab es einen Rundgang mit der Verwaltung, bei dem die städtebaulichen Mängel protokolliert wurden. Trotzdem hieß es: Alles richtig, aber ihr seid erst an siebter oder achten Stelle dran. Auch vor diesem Hintergrund ist es ein großer Erfolg, dass wir es gemeinsam geschafft haben, Kaltental auf Platz 1 der notwendigen Sanierungsgebiete der Landeshauptstadt zu bringen. Ein Pfund dabei war auch das Engagement der Bürgerinitiative und der Zukunftswerkstatt. Die Stadt hat gemerkt, dass der Ort das braucht und wirklich will. Alle haben an einem Strang gezogen.
Und wenn der Euro rollt, wird alles gut in Kaltental? Auch mit der extremen Topografie und der Böblinger Straße?
Geld allein macht es nicht. Die Topografie und die Böblinger Straße sind tatsächlich die zwei großen Herausforderungen. Es gibt den katholischen und den evangelischen Hügel und dazwischen das Tal. Wir brauchen eine Lösung, die eine Art Gesamt-Kaltental möglich macht und die Steigungsproblematik entschärft. Hinzu kommt ja, dass sich die Stadtbahn auf das Tal konzentriert. Wir haben leider keinerlei ÖPNV auf den Hügeln, auch kein Pedelec-System oder DB-Bikes wie in den Innenstadt-Bezirken. Uns fehlen diverse Angebote. Da sind wir dran.
Da haben Sie doch bisher nur Abfuhren erlebt. Woher die Zuversicht?
Sanierungsgebiet zu sein, hat einen starken Nebeneffekt: Wir sind in einem System drin. Die beteiligten Ämter müssen Kaltental jährlich unter die Lupe nehmen und schauen, wo was passieren muss. Kaltental bleibt im Blickfeld. Allein dadurch wird auch stärker in den Fokus genommen, wo wir bisher Ablehnung erhalten haben. Bei der SSB, bei der Stadtverwaltung. Wir brauchen einen besseren ÖPNV.
Hat das nicht einen Hauch von Luxus?
Nein, es ist eine Notwenigkeit! Uns fehlt diese Infrastruktur. Vergessen darf man auch nicht, dass der Stadtteil mit der Ansiedlung von Mercedes und Allianz in Vaihingen automatisch eine weitere Steigerung als attraktiver Stadtteil erfahren wird. Wir müssen darauf achten, dass Kaltental gut nach Vaihingen und in den Süden angebunden wird. Damit wird auch die Verkehrsproblematik dort ein wenig entschärft.