Der Möhringer Matchwinner: Olivier Mendi (links) erzielte bei seiner Rückkehr in die Startelf zwei Tore. Rechts: der Bonlandener Max Mägle. Foto: Günter Bergmann

Die Nachbetrachtung zum 13. Spieltag der Bezirksliga mit Fokus auf die Filderteams. Von denen hat diesmal nur das bisherige Sorgenkind Spvgg Möhringen Grund zur Freude.

Filder - Dreimal Frust, einmal Erleichterung – das ist das Stimmungsbild bei den Mannschaften von den Fildern nach dem 13. Spieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga. Der positive Ausreißer gelang ausgerechnet dem Sorgenkind Spvgg Möhringen. Der bisherige Tabellenvorletzte siegte im Derby beim SV Bonlanden II mit 4:1 und kann somit etwas beruhigter in die nun zweiwöchige Wettbewerbspause gehen. Am nächsten Wochenende ruht wegen des Totensonntags der Spielbetrieb. Freilich: zumindest beim unterlegenen Gegner als auch in Vaihingen dürfte es weniger eine Erholungsphase werden denn die passende Gelegenheit, ärgerliche Vorkommnisse aufzuarbeiten.

SV Bonlanden II – Spvgg Möhringen

„Man muss das Glück zwingen.“ So hatte es Jörg Elser den Seinen mit auf den Weg gegeben gehabt. Selbst wurde der Trainer der Spvgg Möhringen dann in gewisser Weise auch zum Glück gezwungen. Dass sein Angreifer Tim Stadtmüller kurzfristig wegen Kniebeschwerden ausfiel, sollte jedenfalls auch etwas Gutes haben. Hiernach beorderte Elser nämlich den aus einer mehrwöchigen privaten Auszeit zurückgekehrten Olivier Mendi erstmals wieder in die Startformation. Das Ergebnis: Mendi kam, sah und traf, und zwar gleich zweimal. Damit war er einer der Matchwinner des zuletzt von Nackenschlägen verfolgten Tabellenvorletzten bei dessen 4:1-Erfolg in Bonlanden.

Selten zuvor wurde ein Sieg beim Club von der Hechinger Straße mit größerer Erleichterung registriert, „Damit haben wir in der Tabelle wieder aufgeschlossen“, konstatiert Elser, der aber gleich davor mahnt, „nun großkotzig zu werden“. „Wir müssen weiter hart arbeiten“, sagt er, wohl auch im Wissen, dass es nicht mehr viele Gegner geben dürfte, die es den Seinen so einfach machen werden wie der aktuelle.

Viele Chancen hatten die Möhringer nicht. Diejenigen, die sich ergaben, ermöglichten die Gastgeber mit gravierenden defensiven Aussetzern – und wurden von Elsers Mannen denn kühl genutzt. Marcus Budday und eben Mendi durften nach Eckbällen unbedrängt Maß nehmen. Vor Mendis Elfmeter zum 2:0 zauderte der Bonlandener Keeper Alexander Busse zunächst und senste dann Etienne Friedrich um. Und auch bei ihrem vierten Tor hatten die Gäste schließlich erstaunlich freie Bahn. Nochmalige Elser’sche Fortune dabei: dieser finale Streich war eine Co-Produktion der beiden außer Mendi in die Startelf zurückgekehrten Spieler, Steffen Müller und Manuel Klopfer.

Coach Stadtmüller mit dickem Hals

Elsers Gegenüber, Robert Stadtmüller, hatte zu diesem Zeitpunkt derweil längst einen dicken Hals. „Der Ärger ist groß“, sagt er, „wir haben uns die Sache mit Unkonzentriertheiten selbst kaputt gemacht.“ Und, um in einem Punkt gleich vorzubauen: die fehlende Erfahrung in seinem Jugend-forsch-Aufgebot – am Sonntag fünf U-21-Spieler in der Anfangsformation – lässt er diesmal nicht mehr als Entschuldigung durchgehen. Stadtmüllers Einschätzung: „Das sind grundlegende Dinge, die unabhängig vom Alter einfach nicht passieren dürfen.“ Erst recht nicht, wenn dann flankierend im Angriff die Nerven versagen: Der nach einem letzten Fitnesscheck am Spieltag doch bereits wieder einsatzbereite Torjäger Niels Wüllbier sowie Jannis Imme ließen beste Chancen aus.

Die Folge in der Summe: statt den erhofften Riesenschritt ins Tabellenmittelfeld zu tun, verharren die Bonlandener am Rand der Abstiegszone. Der Abstand zu jener beträgt nur einen Zähler. „Ich hoffe, jedem bei uns ist das bewusst“, sagt Stadtmüller, „wir hängen ganz tief mit drin.“ Falls nicht? An der momentanen Stimmung des Coachs gemessen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass er in den nächsten Trainingseinheiten zur Verinnerlichung beitragen wird.

TSVgg Münster – TSV Plattenhardt

Was macht man nach einem solchen dicken Ende? Ein Loch in die Bande treten? Fluchartig auf den Heimweg gehen und erst einmal die Gedanken sortieren? Bernd Giersdorf hat sich für eine andere Variante entschieden. Er eilte als mentales Erste-Hilfe-Kommando auf den Platz. Das Ziel: sein Spieler Marc Bürger-Hinzel – mithin einer der beiden Unglücksraben des TSV Plattenhardt an diesem Nachmittag. „Der Junge war am Boden zerstört. Den müssen wir wieder aufbauen“, sagt der Trainer.

Geschehen war kurz zuvor Folgendes: Nachspielzeit in der Partie in Münster. Ein Kopfball von Christian Mayer. Der gegnerische Keeper streckte sich, konnte den Ball aber nur abklatschen. Und da war sie dann plötzlich, die Megachance – jene Gelegenheit, sich doch noch zum Sieger zu küren und diesem abwechslungsreichen Kräftemessen die finale Pointe zu verleihen. Der eingewechselte Bürger-Hinzel hatte sie. Zu tun war nur eines: die vor die Füße gefallenen Kugel ins leere Tor zu schieben. Getroffen hat der 19-Jährige den Pfosten.

Platzverweis als Schlüsselszene

So blieb es beim 2:2. Und so waren aus Plattenhardter Sicht vollends zwei Punkte verschenkt, nachdem das Filderteam bereits mit zwei Treffern vorne gelegen war. Ein Volleyschuss von Aristidis Perhanidis sowie ein Kopfball von Reto Briem hatten die Gäste wie die sicheren Gewinner aussehen lassen. „Bis zur 80. Spielminute haben wir gegen einen guten Gegner ein gutes Spiel gemacht“, sagt Giersdorf. Dann kam es zur Schlüsselszene, die das Geschehen kippen ließ. Alperen Albayrak, zuvor Vorlagengeber bei beiden Toren, handelte sich Gelb-Rot ein. Die Folge: in Überzahl witterte der Kontrahent beim Debüt seines neuen Trainergespanns Christian Kuhn/Sinan Can noch einmal Morgenluft – und glich per Doppelschlag aus. Zusätzlich bitter für Giersdorf und Co.: dem 2:2 ging eine strittige Schiedsrichterentscheidung voraus. Als die Plattenhardter noch haderten, setzten die Münsteraner zum Konter an.

Albayrak, der also andere Unglücksrabe, das nebenbei, musste ohne abschließenden Trost von Trainerseite auskommen. Immerhin: auch Vorwürfe gab es nicht. Giersdorfs Kommentar: „Er ärgert sich ohnehin selbst am meisten.“

SV VaihingenMTV Stuttgart

Hurra, Pause? Nach anstrengenden Wettbewerbswochen endlich mal die Gelegenheit, durchzuschnaufen? Wer beim SV Vaihingen so gedacht haben sollte, hat die Rechnung ohne den eigenen Trainer gemacht. Jener, Marco Stilp, ist als Fitnessguru bekannt und hat seinen eigenen Plan. Der lautet: „Wir werden uns jetzt in den nächsten Tagen noch einmal richtig reinhauen, damit dann in den verbleibenden Spielen bis zur Winterpause vom Körperlichen her jeder 100 Prozent abrufen kann.“ Nix mit Kürzertreten also, sondern ganz im Gegenteil. Für die aktuelle Woche hat der Coach flugs eine zusätzliche Trainingseinheit angesetzt – eine Entscheidung, in der ihn der Auftritt vom Sonntag noch bestärkt haben mag.

Stilp ist geschockt

0:4 gegen den MTV Stuttgart. Nicht dass man beim Schwarzbachclub mittlerweile schon wieder so weit wäre, in einem Spiel gegen den Tabellenzweiten gehobene Ansprüche zu formulieren. Keine Frage: die Niederlage an sich war einzukalkulieren – die Umstände, und damit zum große Aber, allerdings nicht. Was Stilp sauer aufstieß, war die Auftrittsweise seiner Elf. Letztere leistete sich einen rekordverdächtigen Auftakt. Gerade mal acht Minuten waren gespielt, als der vom zweimaligen Liga-Schützenkönig Raphael Hahn angeführte Gegner bereits dreimal hatte einnetzen dürfen. Tag des offenen Tors in Vaihingen – die Defensive der Gastgeber stand jeweils freundlich Spalier. Stilp derweil hockte, und zwar „geschockt auf der Bank“. „Einen solchen Start“, sagt er, „habe ich noch nie erlebt.“

Verloren war die Partie damit, ehe sie richtig begonnen hatte. Und dass danach immerhin Schadensbegrenzung gelang, das zunächst bereits zu befürchtende ganz große Debakel letztlich erspart geblieben ist? Nun ja. Ein wirklicher Trost war es nicht. Mehr grämte Stilp, dass Fabian Rück und Egor Winter dicke Chancen zur Ergebniskorrektur vergaben.

Das freilich passte zur Abrundung an einem Tag, der für die Vaihinger schon unheilvoll begonnen hatte. So war die Rückkehr Giampiero Lapeschis in die Startelf kurzfristig geplatzt. Der Grund: der Lufthansa-Streik – der 36-Jährige steckte in Dubai fest.

Hurra, Pause? So gesehen dann doch.