Der Pechvogel des Wochenendes: der Plattenhardter Spielertrainer Paulo Bayrak (links) hat sich bei einem Zusammenprall zwei Finger gebrochen. Foto: Yavuz Dural

Die Nachlese zum neunten Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Filder - Zwei Stürmer, die endlich wieder treffen. Ein Stürmer, der als Pechvogel des Wochenendes nun erst einmal Gips tragen wird. Und ein Stürmer, der als Neuzugang seinen Einstand gab. Am neunten Spieltag der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga hat sich bei den vier Filderteams alles um die Herren Angreifer gedreht. Was Ergebnisse anbelangt, war es immerhin für zwei Starter des Quartetts ein guter Sonntag: Der TSV Plattenhardt und der SV Bonlanden II fuhren Siege ein.

TSV Plattenhardt – FC Stuttgart-Cannstatt

Böse erwischter Stürmer. Die Diagnose folgte am Tag danach. Und damit war sie dann endgültig getrübt, die Siegesfreude des TSV Plattenhardt. Beim Röntgen wurde festgestellt: der mittlere und der kleine Finger der rechten Hand sind gebrochen – noch in dieser Woche wird sich der Spielertrainer und Torjäger Paulo Bayrak unters Operationsmesser begeben müssen. Gemäß eigener Einschätzung fällt der 35-Jährige „vier bis sechs Wochen aus“. „Dumm gelaufen“, sagt er nach seinem verhängnisvollen Zusammenprall mit einem Gegenspieler im Kampf um den Ball.

Immerhin: von einer Fortsetzung ihres gerade wieder eingeschlagenen Erfolgskurses ließen sich die Seinen trotz der Unglücksszene nicht abbringen. Unter dem Strich stand gegen den FC Stuttgart-Cannstatt ein 3:0-Sieg, den Bayraks Trainerpartner Bernd Giersdorf zwar als „etwas zu hoch ausgefallen“ sieht. Aber egal. Punkte sind Punkte. Mit nun insgesamt 15 haben sich die Filderstädter auf Schlagdistanz zum oberen Tabellendrittel positioniert.

Zum Matchwinner wurde Joshua Damm. Der Youngster erzielte vor der Pause per Abstauber das Führungstor. Dann, in der Schlussphase, initiierte er bei einem Konter mit einem maßgenauen Pass auf Christian Mayer zudem das laut Giersdorf „erlösende 2:0“. Die erste halbe Stunde der Partie hatte noch klar den Gästen gehört. Später waren sie bei ihrer besten Möglichkeit durch Saban Erdogmus an der Querlatte gescheitert. Dass ihnen vier Spieler wegen Gelb-Rot-Sperren fehlten? Lange war davon nichts zu spüren. „Am Ende aber“, sagt Giersdorf, „hat sich unsere bessere körperliche Verfassung bezahlt gemacht.“ Und auch die Tatsache, dass die Plattenhardter auf der Bank über Alternativen verfügen. Treffer Nummer drei ging schließlich auf das Konto des für Bayrak eingewechselten Christian Kern. Könnte sein, dass des Spielertrainers Pech nun seine Chance wird.

NAFI Stuttgart – SV Vaihingen

Neu verpflichteter Stürmer. Marius wer? Es werden wohl nicht viele Zuschauer gewesen sein, die etwas anfangen konnten mit dem Mann, den der Trainer Marco Stilp für die letzten 20 Minuten aufs Spielfeld schickte. Wie auch? Schließlich gehört jener Marius, Nachname Kollbacher, erst seit wenigen Tagen zum Kader des SV Vaihingen. Der 20-Jährige ist den Schwarzbachkickern zugelaufen, nachdem es ihn studienbedingt nach Stuttgart gezogen hat. Stilp sagte gerne „Ja“, hat er nun doch in seinem dünn besetzten Aufgebot eine Offensivoption mehr, zudem eine mit höherklassiger Erfahrung. Bislang kickte der Neue für die zweite Mannschaft von Rot-Weiß Darmstadt in der hessischen Gruppenliga, vergleichbar mit der hiesigen Landesliga.

Kollbachers Debüt war mithin eine der positiven Begebenheiten für den Filderclub am Wochenende. Die andere: die Vaihinger haben sich auf dem Platz des übermächtigen Tabellenführers NAFI Stuttgart zumindest eine Hälfte lang tapfer gewehrt – wodurch ihnen insgesamt die von manch einem befürchtete ganz große Abreibung erspart geblieben ist. Am Ende stand es „nur“ 2:6. „Ich bin zufrieden, wie wir uns präsentiert haben“, sagt Stilp, dessen Elf bis zur Pause sogar ein 2:2-Unentschieden hielt. Der Weg dorthin: zwei Chancen, zwei Treffer, nämlich durch Steffen Günther und Maximilian Spangenberg – ansonsten Verteidigung des eigenen Tors.

Erst im zweiten Durchgang gab es kein Halten mehr. Der Gegner drehte auf – und erntete Anerkennung von Stilp. Dessen Beobachtung: „Super Kombinationsspiel, immer brandgefährlich. Respekt, wie die das aufziehen.“ Zugleich in diesem Zuge einmal tief durchgeschnauft, dass der bislang Beste des Liganeulings ja gar nicht mitwirkte. Stichwort Stürmer. Adnan Akcan, der Führende der Schützenliste, hat für seine rote Karte vor zwei Wochen inzwischen eine Drei-Spiele-Sperre aufgebrummt bekommen. Zweimal Liga, einmal Pokal am nächsten Donnerstag – Pech dann für den nächsten Punktspielgegner, den TSV Weilimdorf. Gegen den darf der Ballermann am kommenden Wochenende wieder ran.

SV Bonlanden II – SSV Zuffenhausen

Erlöster Stürmer. Die Zahl ist durchaus beeindruckend. 129 Punktspieltore in acht Bezirksliga-Jahren für den SV Bonlanden II – bei dieser Marke war der Zähler für ihn vor dieser Saison gestanden. Und immerhin dreimal hatte Niels Wüllbier dann ja auch in der aktuellen Runde bereits eingenetzt. Es ist also nicht so, dass man dem Stürmer eine düstere Formkrise hätte attestieren können. Gleichwohl blieb zuletzt der Eindruck haften, dass der 26-Jährige gerade als „Mister Glücklos“ über den Rasen trabt. Egal, was er auch versuchte, so richtig klappen wollte es nicht. Und spätestens als am Sonntag dann auch noch zwei Schüsse Wüllbiers am Innenpfosten landeten und der Ball nicht ins Netz, sondern natürlich aufs Feld zurückkullerte, stand auch für den Trainer Robert Stadtmüller fest: „Der Bursche hat die Seuche.“

Wüllbier ohne Erfolg gleich die Bonlandener weiter ohne Erfolg? Bis zur 48. Spielminute sah es so aus, zumal der Gegner SSV Zuffenhausen dann seinerseits gleich mit der ersten Chance in Führung gegangen war – bis sich zur großen Bonlandener Erleichterung doch noch ein Mann für die Wende fand. Dessen Name? Manch einer mag es bereits erahnen: richtig, Wüllbier. Erst erzwang der Torjäger einen Elfmeter, den Yannic Buchwald zum Ausgleich verwandelte, dann jagte er die Kugel nach einer Vorlage von Simon Kirschner selbst zur Führung ins Netz – und gleichzeitig waren die von Herzen fallenden Steine förmlich zu hören.

Unter dem Strich stand ein 3:1-Arbeitssieg der Gastgeber. Es war zum einen der dringend benötigte zweite Saisonerfolg. Und es war zum anderen „eine persönliche Erlösung“, wie Stadtmüller hofft, nämlich für den Spieler Wüllbier. Tor Nummer 133: gewiss, die Rede ist von nur einem unter ziemlich vielen. Aber in puncto mentale Aufbauhilfe handelte es sich womöglich um eines der wichtigsten.

Spvgg Möhringen – Croatia Stuttgart

Wieder erstarkter Stürmer. Man soll ja bekanntlich immer positiv denken. Also hat sich Jörg Elser redlich bemüht. Eingefallen sind ihm für die Plusseite immerhin zwei Aspekte. Erstens: „Unsere Mannschaft hat dreimal einen Rückstand aufgeholt. Der Wille ist ihr nicht abzusprechen“, sagt der Trainer der Spvgg Möhringen. Zweitens, und das nicht zuletzt: jener Mann, der seit Jahren die personifizierte Lebensversicherung für das Filderteam ist, ist zurück. Ja, er trifft wieder. Endlich! Zuletzt wie seine Teamkollegen im Leistungsloch, steuerte Steffen Müller zum 4:4 gegen Croatia Stuttgart zwei Treffer bei, beide in typischer Müller-Manier: Gegenspieler im Strafraum versetzt, kurze Drehung, Schuss und Tor. „Er hat an seine alte Form angeknüpft“, konstatiert Elser, „was für uns sehr erfreulich ist.“

Freilich: damit dann auch Schluss in Sachen ermutigender Erkenntnisse. Verhindern konnten schließlich weder kollektiver Kampfgeist noch der wieder erstarkte Torjäger, dass für die Möhringer am Ende die nächste große Enttäuschung stand. Wie schon vor Wochenfrist beim 1:2 gegen den FC Stuttgart-Cannstatt glitt dem Tabellenletzten in den Schlussminuten ein vermeintlich sicherer Sieg aus den Händen. Als der eingewechselte Fabian Andrae den Ball zum 4:3 und somit der erstmaligen eigenen Führung unter die Querlatte hämmerte, schien das Happyend bereits perfekt – ehe wenig später der Keeper Felix Hegemann patzte und dem Gegner noch den Ausgleich ermöglichte.

Kommentar Elser: „Es ist zum Wahnsinnigwerden. Wir kriegen Woche für Woche haarsträubende Gegentore.“ Insgesamt nun schon 33 in neun Partien, verbunden mit einer bangen Ahnung: so oft kann selbst ein Steffen Müller wieder in fußballerischer Toplaune gar nicht zuschlagen, um diese Pannenflut zu begradigen.