Max Schilling ist der neue Vaihinger Kapitän. Foto: Tom Bloch

Die Saisonvorschau zum SV Vaihingen.

Vaihingen - Ein Beweis ist schon einmal erbracht: Die Mannschaft verfügt über Gipfeltauglichkeit. Sie knickt auch vor Bergen, die sich vor ihr auftun, nicht ein. Am vergangenen Wochenende weilten die Kicker des SV Vaihingen für drei Tage im Kleinwalsertal. Eine Teambuilding-Maßnahme, wie es so schön neudeutsch heißt. Auf Schusters Rappen ging es bis auf gut 2000 Meter hinauf. Und wie zu hören ist, hat keiner schlapp gemacht.

Vielleicht handelt es sich ja um ein gutes Omen – dafür, nun auch die Schwierigkeiten zu meistern, die die fußballerische Gegenwart mit sich bringt. Denn passiert ist in der Sommerpause etwas, das am Schwarzbach wohl keiner für möglich gehalten hätte. Quasi über Nacht hat sich der bisherige Kader der Vaihinger in Luft aufgelöst. Mit der Ausmusterung gestandener Kräfte wie einem Kai Hauner, Giampiero Lapeschi und Jannik Maus, die dem Trainer Stephan Tregel nicht mehr in sein Spielkonzept passten, traten die Verantwortlichen eine unerwartete Lawine los. Im Sog der Genannten desertierten schließlich allein zwölf Spieler zum Nachbarn TSV Rohr.

„Kein Öl ins Feuer gießen“

Am Ende standen insgesamt sage und schreibe 17 Abgänge fest. Im Gegenzug haben die Vaihinger, zum Teil dann auch notgedrungen, 16 Mann neu geholt. Es ist also ein nahezu kompletter Neuanfang. Stunde null beim Filderclub. Ein Einschnitt, über den die Bewertungen indes auseinander gehen. Während die einen unter den Alteingesessenen im ersten Schrecken eine „Katastrophe für den Verein“ witterten, sehen andere Beobachter die Sache deutlich entspannter. Tregel als unmittelbar Betroffener sagt nur so viel: „Ich werde da kein Öl ins Feuer gießen und irgendwie nachtreten.“ Seine Devise lautet: „Haken dran, ich freue mich auf die neue Saison.“

Ein Schelm, der behauptet, überhaupt lasse der Coach sich ob der Entwicklung, keine grauen Haare wachsen, sondern lächle ganz im Gegenteil in sich hinein. Katastrophe? Welche Katastrophe? Ist doch eigentlich prima gelaufen, ließen sich somit doch auf einen Schlag sämtliche alten Zöpfe abschneiden. Ergeben hat sich für Tregel durch den Exodus jedenfalls die Gelegenheit, nun ein Aufgebot ganz nach seinem Geschmack zu formieren. „Gierig; mit großer Lust, attraktiven Fußball zu spielen“, dazu eine hohe Laufbereitschaft auf dem Platz. So beschreibt der Trainer sein neues Ensemble – und lässt durchklingen, dass eben diese Kriterien bei manch einem für ihn bislang nicht ausreichend gegeben waren.

Schilling neuer Kapitän

Klar, es braucht Zeit, aus den vielen neuen Einzelteilen wieder ein funktionierendes Ganzes hinzubekommen. Erst recht unter einem Anleiter wie Tregel, der den Teamgedanken mehr als jeder andere in der Liga über Individualismus stellt. Eine gute Basis sieht der Coach aber allemal geschaffen – was im Verein mittlerweile wohl auch noch für einige andere gilt, die zunächst bleich um die Nase geworden waren. Zumal: unter den Einsteigern befinden sich Kräfte mit Führungspotenzial. Beispiel Benjamin Schiffner, der als spielender Co-Trainer die Defensive stabilisieren soll. Beispiel Maximilian Stockbauer. Der Rückkehrer bringt aus zwischenzeitlich drei Jahren Köngen höherklassige Erfahrung ein. Beispiel Max Schilling. Jener, zuletzt beim Landesligisten SV Böblingen unter Vertrag, ist der neue Kapitän und für die Zehnerposition eingeplant.

Bleibt die Frage: wie viel Zeit? Wie schnell reifen sie alle zu einer Einheit? Und was liegt dann drin in dieser Saison? Tregel sagt: „Wir schauen einfach mal, was sich ergibt" – und fügt verschmitzt an: „Vielleicht reicht’s ja für die ein oder andere Überraschung.“ Das Erreichen des Mindestziels, erneut Platz neun, wäre eher keine. Alles darüber nach den Ereignissen dieses Sommers schon. Das wäre gefühlt der nächste Gipfelsturm, diesmal nicht in Österreichs Bergen, sondern in der Tabelle.