Nach einem Krisengespräch mit der Abteilungsleitung ist klar: der Trainer Peter Weinmann macht in Bernhausen weiter. Erwischen soll es andere. Foto: Archiv Yavuz Dural

Am Fleinsbach spitzt sich die Krise zu – mit personellen Folgen. Drei andere Filderteams sind im Hoch.

Filder - Frohe Ostern in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga? Nicht überall. Während der TSV Plattenhardt, die Spvgg Möhringen und der SV Vaihingen nach Auswärtssiegen bestens gelaunt in die nun zweiwöchige Punktspielpause gehen, herrscht andernorts dicke Luft. Stichwort TSV Bernhausen. Dort sieht der Trainer Peter Weinmann die Seinen nach der aktuellen Niederlage im Kellerduell mit dem MTV Stuttgart „moralisch am absoluten Tiefpunkt“ angelangt – und kündigt personelle Konsequenzen an.

TSV Bernhausen – MTV Stuttgart

Wie dick es auch kommt, ein stets guter Rat lautet: eine Nacht drüber schlafen, die Dinge erst einmal sacken lassen. Das hat denn auch Peter Weinmann getan – und somit dem ersten Reflex vom Sonntagabend widerstanden. Direkt nach dem Abpfiff, als die 3:4-Heimniederlage im Kellerduell mit dem MTV Stuttgart besiegelt war, hätte es aus seiner Sicht eigentlich nur noch eine Reaktion geben können: Schluss, aus, vorbei. „Irgendwo und irgendwann ist die Frustrationsgrenze dann einmal erreicht“, sagt der Trainer des TSV Bernhausen. Der 44-Jährige, dessen Mannschaft von den vergangenen 17 Begegnungen nur eine gewonnen hat, erwog ernsthaft, die Brocken hinzuwerfen. Doch in einem flugs anberaumten Krisengespräch noch am selben Abend hat ihm der Abteilungsleiter Nikolaos Kalantidis schließlich etwas klar gemacht: nämlich, dass er sich solche Gedanken gleich wieder abschminken kann. Für Kalantidis gilt eines unverändert, ohne Wenn und Aber: „Der Verein steht zu 100 Prozent hinter dem Coach. Er bleibt.“ Keine Frage, es mache gerade keinen Spaß. Aber, so die unzweideutige Ansage des Bernhausener Fußballchefs: „Wir ziehen das gemeinsam durch.“

Weinmann will „aussortieren“

Personelle Konsequenzen soll es gleichwohl geben – allerdings an anderer Stelle, am Spielerkader. An den Kragen geht es, um es flapsig zu formulieren, dem kickenden Personal. „Wir werden in den nächsten Wochen aussortieren“, kündigt Weinmann an, „ab jetzt zählt weniger spielerische Qualität, als wer die Situation Ernst nimmt und alles gibt.“ Das, so die spätestens am aktuellen Spieltag gereifte Erkenntnis, hat bislang nicht jeder im Aufgebot getan. In der vorab zum „Sechs-Punkte-Spiel“ erklärten Partie warteten die Bernhausener mit einer verhängnisvollen Mischung aus Abschlussschwäche, Verunsicherung und individuellen Leichtfertigkeiten auf. „Drei unserer Gegentore haben wir mehr oder weniger selbst erzielt“, knurrt Weinmann. In zwei Fällen leisteten sich Vinko Cosic und der eingewechselte John-Philip Lanitz folgenreiche Ballverluste. In einem verursachte der Unglücksrabe Lanitz obendrein einen laut Coach „absolut unnötigen Elfmeter“.

So reichten selbst die drei eigenen Treffer von Dominik Lenhardt, Alper Varay und Cosic nicht zum erhofften Befreiungsschlag. Im heimischen Fleinsbachstadion, vorige Saison noch Festung, war es der zehnte Auftritt in Serie ohne Sieg. Umso erstaunlicher eigentlich, dass der Vorjahresdritte in der Tabelle immer noch auf einem Platz steht, der nach jetzigem Stand den Klassenverbleib bedeutete – was allerdings auch das gerade einzige Positive für Weinmann und die Seinen ist.

VfB Obertürkheim – TSV Plattenhardt

Dass dem so ist, haben die Bernhausener ihrem Ortsrivalen TSV Plattenhardt zu verdanken. Jener fertigte gleichzeitig den VfB Obertürkheim mit 7:1 ab. Im Weilerhau geht die Formkurve ganz konträr steil nach oben. Der ursprüngliche Titelfavorit hat aus den vergangenen fünf Spielen 13 von 15 möglichen Punkten geholt – was manch einen wehmütig zurückblicken lassen mag. Was wäre möglich gewesen in dieser Saison, hätte der Kader schon in der Hinrunde die jetzige Betriebstemperatur erreicht?

„Mittlerweile sind wir auf einem ganz anderen Niveau als vor der Winterpause“, sagt der Trainer Sascha Krammer. Eine Sicherheit und ein Selbstverständnis seien eingekehrt. Die Mannschaft hat sich gefunden – und wurde zudem ja auch über die Jahreswende nochmals verstärkt. Mit der Verpflichtung von Georgios Doufas als neuem Abwehrchef und dem Angreifer Abdul Muvunyi sind offenbar zwei Volltreffer gelungen. Letzterer schoss einen überforderten Gegner am Sonntag nahezu im Alleingang ab. Anstelle des verletzten eigentlichen Torjägers Paulo Bayrak (Wadenzerrung) in die Spitze gerückt, steuerte der 32-Jährige vier Treffer bei. Besonders sehenswert das 5:0, als er den Ball aus 18 Metern volley in den Torwinkel drosch. Muvunyi sowie Alperen Albayrak und Kevin Rippler als temporeiche Flügelzange waren somit die überragenden Spieler.

Dabei führte Muvunyis Weg nur per Zufall zum Filderclub. Bis zum vergangenen Sommer kickte der Mann aus dem ostafrikanischen Ruanda noch in der hessischen Kreisoberliga. Dann verlockte die Liebe zur räumlichen Veränderung. Der Protagonist hat seine deutsche Freundin geheiratet – und jene lebt in der hiesigen Region.

Croatia Stuttgart – Spvgg Möhringen

Einen besseren Lauf als Muvunyi und seine Plattenhardter Kollegen kann derzeit nur die Spvgg Möhringen vorweisen. Diese bleibt nach ihrem 4:2-Sieg bei Croatia Stuttgart das einzige im Kalenderjahr ungeschlagene Team der Staffel. Und das, obwohl der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann kurzfristig seinen Toptorschützen Nils Große Scharmann (Bänderdehnung im Fuß) ersetzen musste. „Doch ist unser Kader mittlerweile stark genug, um auch den Ausfall von Leistungsträgern kompensieren zu können“, weiß der Coach. In die Bresche sprangen im Angriff andere. Zum Beispiel Pedro Miguel Carvalho Fumega, der in einer laut Fuhrmann „super ersten Hälfte der Mannschaft“ doppelt einnetzte. Oder Ali Abalo, der zwei der Möhringer Treffer mit vorbereitete.

Dass in der zweiten Hälfte dann einige Fehler unterliefen und der Gegner noch einmal herankam, konnten die Gäste am Ende verschmerzen. So toll es in der Liga mit dem weiterhin dritten Tabellenplatz läuft, so erfolgreich soll nun auch die Kaderplanung für die nächste Saison vonstatten gehen. Fuhrmann erwartet „kurze weitere Gespräche“. Er nimmt an, „dass fast alle bleiben“. Die bislang einzige definitive Ausnahme: Marian Wieser hört aus zeitlichen Gründen auf. Bei den Routiniers Steven Jordan und Sebastian Zydeck hofft Fuhrmann noch, sie vom gleichen Vorhaben abbringen zu können. Demgegenüber steht ein Name groß auf der Wunschliste möglicher Neuzugänge: Den Abwehrmann Florian Sprenger (31, TSV Weilimdorf) würde der Coach gern zu seinem Ex-Verein an die Hechinger Straße zurücklotsen.

OFK Beograd Stuttgart – SV Vaihingen

Derweil will man beim Nachbarn SV Vaihingen über Ostern an der Zukunft basteln. Ein Vorhaben, das mittlerweile leichter fällt, zeichnet sich doch die künftige Klassenzugehörigkeit immer klarer ab: weiter Bezirksliga. Am Sonntag haben die Schwarzbachkicker den nächsten großen Schritt in Richtung ihres Saisonziels gemacht. Nach dem 3:2-Sieg bei Beograd Stuttgart beträgt der Abstand zur Abstiegszone neun Punkte. „Ich denke, jetzt müssen wir uns keine großen Sorgen mehr machen“, sagt der Vaihinger Fußballchef Peter Breuer. Zumal, so seine Einschätzung: „So wie unsere Jungs gerade drauf sind, sind sie schwer zu schlagen.“

Aktuell selbst trotz eines Rückstands bis zur 81. Spielminute nicht. Nach einem Doppelschlag ausgerechnet des einstigen Vaihinger Jugendkickers Ramin Sina stand es aus Sicht der Gäste lange 1:2. Nicht nur das: allein der starke Torhüter Maximilian Ulmer verhinderte weiteres Ungemach. Dann aber brachten zwei umstrittene Szenen noch die Wende. Erst ein Handelfmeter, den Manuel Rath verwandelte. Und zuletzt ein Kopfball des Winterneuzugangs Janos Römgens, den der Beograd-Keeper zwar noch erwischte. Nur wo? Vor oder hinter der Linie? Der Schiedsrichter entschied auf Letzteres, ungeachtet aller Proteste der Gastgeber.

TSV Rohr – Sportvg Feuerbach

Die folgenden Festtage können sie in Vaihingen somit entspannt angehen – was in rein sportlicher Hinsicht auch beim TSV Rohr gilt, in dessen Fall freilich aus anderem Grund. Der abgeschlagene Tabellenletzte befindet sich ja schon seit einigen Wochen nur noch auf Abschiedstour aus der Spielklasse. Ein finales Pflichtprogramm, das zunehmend schmerzt. Aktuell folgte dem 2:7 der Vorwoche bei Ermis Metanastis ein 2:6 gegen die Sportvg Feuerbach. „In unserer Situation fällt das Aufraffen nicht mehr so leicht“, räumt der Trainer Heinz Rebentisch ein.

Ein Hoch hiermit auf die jetzige Osterpause. Das Dumme für Rebentisch und die Seinen: danach stehen immer noch sieben weitere Spieltage an.