Ein Kopfball und ein fulminanter Volleyschuss – damit hat der Spielertrainer Paulo Bayrak den TSV Plattenhardt auf Siegkurs gebracht. Foto: Günter Bergmann

Die Nachbetrachtung zum 17. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Filder - Vielleicht ja Anlaufprobleme? Nach drei Monaten Winterpause erst mal noch auf Formsuche? Wer bei der Konkurrenz darauf gehofft hatte, ist enttäuscht worden. Seit dem Wochenende rollt in der Stuttgarter Fußball-Bezirksliga die Kugel wieder, und die beiden Überflieger der bisherigen Saison, der SC Stammheim und Ermis Metanastis, haben genau so weitergemacht, wie sie im alten Jahr aufgehört hatten: nämlich mit Siegen. Von den fünf Filderteams der Staffel verließ derweil lediglich der TSV Plattenhardt den Platz als Gewinner – und war ein anderes der gefühlte große Verlierer. Gemeint ist die Spvgg Möhringen, und das, obwohl die Mannschaft des Trainers Karl-Heinz Fuhrmann vier Treffer erzielte.

MTV Stuttgart – Spvgg Möhringen

Vier eigene Tore in einem Auswärtsspiel! Das müsste für drei Punkte reichen, sollte man meinen. Und das haben sie auch bei der Spvgg Möhringen gedacht. Mit 3:0 und 4:2 führte das Überraschungsteam der Hinrunde beim MTV Stuttgart bereits. Was konnte da noch schief gehen? Die Antwort hatten der Coach Fuhrmann und die Seinen wenige Minuten später. Ein finaler Doppelschlag des Gegners, Endstand 4:4. „Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, aber unter dem Strich fühlt es sich wie eine Niederlage an“, sagt Fuhrmann, der nun mentale Aufbauarbeit leisten muss. Beim Abpfiff sackten seine Kicker deprimiert auf den Boden.

Dabei hatte der Möhringer Aufgalopp wie angedeutet durchaus seine positiven Seiten. In spielerischer Hinsicht bestätigten die Gäste ihre Formkurve des vergangenen Jahrs. Individuell stachen zudem die beiden Doppeltorschützen heraus: Nils Große Scharmann verwertete zwei Vorlagen seines Teamkollegen Sandro Deffner. Und Manuel Klopfer zog nach, zuletzt mit einem direkt verwandelten Freistoß. „Dann aber hat der Gegner Harakiri gespielt“, sagt Fuhrmann – und der Tabellenvorletzte hatte damit späten Erfolg. Das dicke Ende kam für die Möhringer in der 88. Minute. Nach einem langen Pass spielte der zweimalige Ligaschützenkönig Raphael Hahn seine ganze Routine aus und überwand den zögernden Youngster im Gästetor.

Letzterer hieß Angelos Vrakas, ist gerade mal 19 Jahre alt und gab sein Debüt in der Spielklasse. Eines, dem weitere Einsätze folgen werden. Denn klar ist, dass Fuhrmann sein Stammkeeper in dieser Saison nicht mehr zur Verfügung steht. Martin Brodbeck hat sich erneut das rechte Handgelenk gebrochen. Die Suche nach externem Ersatz verlief während der Winterpause ergebnislos. Und so ist nun Vrakas aus der eigenen „Zweiten“ fürs Erste die neue Nummer eins.

SV Vaihingen – Spvgg Cannstatt

Dass es mit einem Grünschnabel zwischen den Pfosten nicht das Schlechteste sein muss, zeigt unterdessen das Beispiel SV Vaihingen. Bei den Schwarzbachkickern ersetzte der gar noch jüngere Gabriel Klaric von den A-Junioren den verletzten Platzhirsch Maximilian Ulmer. Die Folge? Es hatte einige Gründe, dass die Gastgeber mit einem 2:3 gegen die Spvgg Cannstatt einen Fehlstart hinlegten, einen aber sicher nicht: Klaric. Ganz im Gegenteil. Der Benjamin wartete mit mehreren Paraden auf. „Er hat uns zwischendurch vor einem noch höheren Rückstand bewahrt", sagt der Vaihinger Fußballchef Peter Breuer, dem schließlich nur ein ernüchterndes Fazit blieb: „Wir haben’s verschlafen. Und als wir aufgewacht sind, war es zu spät.“

Da nämlich lagen die Seinen bereits 0:3 hinten. Eingeleitet hatten die Malaise Fehler von Nicolas Münch und Florian Henkelmann, die der Gästetorjäger Rui Pedro Carvalho Pinheiro kühl zu einem Doppelpack nutzte. Leben kam ins Vaihinger Spiel erst, als der Trainer Stephan Tregel nach der Pause in Fabian Rück und Tom Wolf zwei frische Offensivkräfte einwechselte. Allein, zur Wende sollte es nicht mehr reichen – auch, weil im Endspurt Yannik Breuninger wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Spielfeld flog.

SC Stammheim – TSV Rohr

Ebenfalls in Unterzahl beendete der TSV Rohr seine Partie. In seinem Fall ereilte der gelb-rote Marschbefehl Jean-Jacques Ebongue. Umso bemerkenswerter das Resultat: Der abgeschlagene Serienverlierer unterlag beim herausragenden Seriengewinner nur mit 0:2. Über weite Strecken verkauften die Rohrer sich auf dem Platz des Tabellenführers SC Stammheim teuer und bewiesen, dass die Aussagen von zuletzt nicht bloß Lippenbekenntnisse waren – jene, im Kampf gegen den vermeintlich bereits sicheren Abstieg noch einmal Gas geben zu wollen.

„Sehr engagiert, sehr diszipliniert. Wir waren weit davon entfernt, uns abschlachten zu lassen“, lobt der Trainer Heinz Rebentisch. Wäre bloß diese verflixte erste Viertelstunde nicht gewesen. In der wirkte seine Abwehr noch unsortiert und rappelte es prompt zweimal im Kasten, beim 0:2 durch einen von Marco Darellas verursachten Elfmeter. Danach überzeugte vor allem die Innenverteidigung mit Christoph Pauley und Thomas Leimbach – und hatte der Neuzugang Roland Nana Aygeman sogar die Riesenmöglichkeit zum Anschlusstor.

Türkspor Stuttgart – TSV Plattenhardt

In der Tabelle hat der Gegner Stammheim nach seinem Pflichterfolg ein mächtiges 15-Punkte-Polster zu Platz drei. Und der ursprüngliche Titelfavorit TSV Plattenhardt hechelt gar nach wie vor mit 17 Zählern Abstand hinterher. Immerhin aber hat jener am Samstag einen Grundstein für die von ihm erwartete bessere Rückrunde gelegt. Das 3:2 bei Türkspor Stuttgart war zugleich ein Anfang im Kampf gegen den bisherigen Auswärtskomplex. Von ihren vorangegangenen 14 Punktspielen auf gegnerischen Plätzen hatten die Plattenhardter nur eines gewonnen.

Nun stellten einer der Winterpausen-Einsteiger und der Teamsenior die Weichen auf Sieg. Abdul Muvunyi per Abstauber sowie zweimal Paulo Bayrak schossen schon in der ersten Hälfte eine Drei-Tore-Führung heraus – Letzterem gelang dabei der Treffer des Tages. Aus knapp 25 Metern volley drauf, und wie ein Strich rauschte der Ball ins Netz. Der Schütze selbst, zugleich ja einer der beiden Trainer seines Teams, will indes keinen hervorheben. „Das war insgesamt sehr dynamisch und sehr stabil“, sagt Bayrak. Wozu dann auch gehörte, dass die Weilerhau-Kicker nicht einbrachen, als der Gegner sich nach der Pause noch einmal aufbäumte. „In der Hinrunde“, schätzt Bayrak, „hätten wir so ein Spiel noch verloren.“ Diesmal nicht.

Wäre freilich auch eine krasse Nummer gewesen, hatten die Plattenhardter selbst doch noch einen Latten-, einen Pfostentreffer (Bayrak, Kattenberg) sowie mehrere weitere Großchancen. Demgegenüber verbrachte ihr Torhüter Dorian Kapaun einen vergleichsweise ruhigen Nachmittag. Der 21-Jährige, und damit noch etwas zum Kapitel junge Ersatzkeeper an diesem Spieltag, kam anstelle von Daniel Wagner zum Zug. Der Ex-Profi fällt nach einer Leistenoperation für mehrere Wochen aus.

TSV Bernhausen – Sportvg Feuerbach

Bleibt aus Filder-Sicht noch der TSV Bernhausen – auch er ein Sorgenkind der ersten Saisonhälfte. Und auch er legte nun einen akzeptablen Neuanfang hin. Das 0:0 gegen den Tabellendritten Sportvg Feuerbach „ist zwar kein Riesenschritt“, weiß der Trainer Peter Weinmann, „aber ein wichtiger kleiner“. Nachdem die Seinen vor der Winterpause zwischenzeitlich zur Schießbude mutiert waren, zeigte sich nun vor allem die Defensive stabilisiert. Mit Benjamin Samur und dem wiedergenesenen Marco Palazzolo im Abwehrzentrum machten die Filderstädter die Schotten dicht.

Der Haken an der Geschichte: auf der anderen Seite ging auch bei ihnen nach vorne kaum etwas. „Die Angst vor dem erneuten Verlieren war noch zu sehr in den Köpfen drin“, schätzt Weinmann. Die einzige klare Torgelegenheit ergab sich in Hälfte zwei. Freie Schussbahn für Aristidis Perhanidis. „Im Training ballert er bei so einer Situation den Torwart mit ins Netz“, ächzt Weinmann. Aktuell flog die Kugel meterweit am Ziel vorbei.

Entsprechend sehnen sie am Fleinsbach ihren großen neuen Hoffnungsträger für den Angriff herbei. Der bisherige Waldenbucher Dominik Lenhardt traf zwar in den Vorbereitungspartien bereits eifrig, ist nun aber auch noch für den nächsten Spieltag raus. Der 25-Jährige weilt im Thailand-Urlaub. Den hatte er schon lange vor seinem Vereinswechsel geplant gehabt.

Anlaufprobleme? Zumindest für die Bernhausener Offensive galt es somit.