Tausendsassa zwischen den Pfosten: der Plattenhardter Keeper Daniel Wagner brachte den Gegner zur Verzweiflung. Foto: Yavuz Dural

Muss die Tabelle in der Stuttgarter Bezirksliga neu geschrieben werden? Der TSVgg Münster droht der Abzug von sieben Punkten. Was die Filderteams anbelangt, bleiben am siebten Spieltag alle ohne Sieg. Nur der TSV Plattenhardt darf sich trotzdem als Gewinner fühlen.

Filder - Vier Begegnungen, vier knappe Ergebnisse – und viermal kein Sieg. Nein, es war in der Fußball-Bezirksliga nicht der Spieltag der Mannschaften von den Fildern. Eine durfte sich dennoch als Gewinner fühlen – und eine als großer Verlierer. Während der TSV Plattenhardt spät einen Punkt rettete und den alles überragenden Akteur in seinen Reihen hatte, vergeigte der SV Vaihingen einen Drei-Tore-Vorsprung und beklagt zudem den nächsten Schwerverletzten. Unterboten werden die Schwarzbachkicker auf dem staffelinternen Stimmungsbarometer hiernach gerade nur noch von der TSVgg Münster, die vom Bezirkssportgericht unliebsame Post erhalten hat.

Sportgerichtsurteil gegen Münster

Die Kunde vom grünen Tisch: Stand jetzt verliert der vermeintliche Aufstiegsanwärter alle bislang verbuchten Zähler der Saison. Von sieben auf null. Das bedeutete den Sturz auf den letzten Tabellenplatz. Nach Überzeugung der Regelhüter haben die Münsteraner an den ersten Spieltagen einen Kicker eingesetzt, für den keine Teilnahmeberechtigung vorlag. Die Rede ist von dem aus Fellbach verpflichteten Ismet Alkan. Gemäß erstinstanzlichem Urteil werden die besagten Partien mit 3:0 für die jeweiligen Gegner gewertet. Profitieren würden der MTV Stuttgart (eigentlich 3:3), der TV Zuffenhausen (eigentlich 0:2) und die Sportvg Feuerbach (eigentlich 2:3). „Würden“, nur Konjunktiv, deshalb, weil eine Einspruchsfrist besteht. Eben Einspruch hat der Vorjahresdritte vom Neckar gleich am gestrigen Montag eingelegt. In dessen Reihen sieht man die Angelegenheit gänzlich anders und spricht von einem Versäumnis beim Verband.

Bis zur endgültigen Spruchreife wird es also eine weitere Runde abseits des Rasens brauchen – wohingegen sich auf selbigem einstweilen Nachfolgendes zugetragen hat.

VfB Obertürkheim – TSV Plattenhardt:

Ob die Angreifer des Gegners in der Nacht danach noch von ihm geträumt haben, ist nicht bekannt. Gut vorstellbar ist es. Und wenn, dann muss es ein Albtraum gewesen sein. Einer von einem 1,85-Meter-Kerl im orangenen Sweater und mit riesengroßen Handschuhen – dazu krakenähnlichen Armen, die nach allem saugend greifen, was sich auf sie zubewegt. So oder so ähnlich dürfte es den Offensivkräften des VfB Obertürkheim am Sonntag tatsächlich vorgekommen sein. Denn egal, was sie auch versuchten, es stand immer dasselbe unüberwindbare Hindernis im Weg: Daniel Wagner, der Torhüter des TSV Plattenhardt. „Was er gehalten hat, ist sensationell“, sagt Paulo Bayrak, der Spielertrainer der Filderstädter, über den 28-Jährigen. Und so war auch klar, bei wem es sich am Ende zu bedanken galt: Allein Wagner verhinderte eine Schlappe auf dem Platz des Aufsteigers. Nur seine Paraden ermöglichten es, dass Alperen Albayraks später Abstauber dann sogar noch einen Punkt für den taumelnden Favoriten bedeutete. „Gemessen an den Umständen“, sagt Bayrak, „war dieses 1:1 ein gefühlter Sieg.“

Zuvor hatte sich die Begegnung auf ein Duell zugespitzt: Obertürkheim eben gegen Wagner. Ein gutes halbes Dutzend „Hundertprozentiger“ hatte der Tausendsassa zwischen den Pfosten vereitelt. Beim einzigen Mal, als doch auch er sich hatte geschlagen geben müssen, war der Schütze Daniel Kaufmann klar im Abseits gestanden – was der Schiedsrichter aber übersah.

Bleibt die Frage an Bayrak, warum die Seinen überhaupt derart in Bedrängnis geraten konnten? „Bei uns hat etwas die Frische gefehlt“, sagt der Coach. Nicht nur das: auch der verletzte Abwehrstabilisator Nikola Prvanov (Zerrung). Und womöglich ja zudem die nötige Einstellung? Dass die eigene Mannschaft den Gegner, einen Liganeuling, unterschätzte, vermag Bayrak nicht auszuschließen. Sollte es so gewesen sein, immerhin, konstatiert der Coach, „haben wir eine gute Lehrstunde erhalten“. Und sein Akteur Wagner die Gelegenheit, eindrucksvoll zu demonstrieren, warum er einst Profi in der dritten Liga war.

SV Vaihingen – TV Zuffenhausen:

Vaihinger Entsetzen. Der Weltmeister Andy Brehme hat es einst unverblümt ausgedrückt: „Haste Scheiße am Fuß, haste Scheiße am Fuß.“ Wohl nirgendwo kann man diese Worte gerade besser nachempfinden als beim SV Vaihingen. Und das nach einem Nachmittag, an dem doch zunächst alles endlich wieder einmal gut zu werden schien – ja, an dem es gar „45 Spielminuten wie am Schnürchen gelaufen ist“, wie der Trainer Marco Stilp konstatiert.

Das Blöde an der Geschichte: eben nur 45 Minuten lang. Am Ende stand in der zum Schlüsselspiel deklarierten Partie gegen den bisherigen Tabellenletzten TV Zuffenhausen der erneute Frust. Nicht nur, weil die Schwarzbachkicker das Kunststück fertig brachten, einen Drei-Tore-Vorsprung zu vergeigen – aus einem vermeintlich sicheren 3:0 wurde noch ein 3:3. Auch ob der Begleitumstände des finalen Nackenschlags. Jener ereilte die Gastgeber in der dritten Minute der Nachspielzeit und in eigentlich harmloser Situation. Die Unglücksraben hießen dabei Niklas Gunkel und Yannik Breuninger. Der eine beging ein laut Stilp „dummes Foul“, das einen Freistoß nach sich zog – den verwandelte Diar Shammak zum Ausgleich. Der andere, Breuninger, erlitt beim Sturz des gefoulten Gegners auf ihn einen Innenbandriss im Knie. Die Prognose: zwei Monate Pause.

Makulatur war somit die furiose erste Hälfte, in der Philipp Rosenberg per Doppelpack und eben Breuninger eingenetzt hatten. Und zur Nebensache degradiert war ein kurzfristig eingefädelter personeller Vaihinger Coup. In der Startelf stand ein gewisser Simon Gubisch: Der Ex-Torjäger, inzwischen von Berufs wegen in Gelsenkirchen tätig, weilte für ein Wochenende auf Heimatbesuch. Sein Einsatzangebot hatte Stilp freudig angenommen – ehe beim Abpfiff dann keinem mehr freudig zumute war. Ein Punkt, ja, doch angefühlt hat es sich für ein nach der Pause entkräftet wirkendes Vaihinger Team wie die nächste Niederlage, mithin die vierte in Serie.

TSV Weilimdorf – SV Bonlanden II:

Bonlandener Verwunderung. Läuferisch top, kämpferisch tadellos. Und auch in spielerischer Hinsicht war der Trainer Robert Stadtmüller zufrieden. Also: alles paletti beim SV Bonlanden II? Nicht ganz. Was prima klingt, hat zwei Haken. Der eine: die Partie beim Titelanwärter Weilimdorf ging dennoch unglücklich mit 0:1 verloren. Der andere: in der Tabelle bleiben die Filderstädter damit im Keller kleben. Vier Pünktchen aus sechs Spielen – „das ist zu wenig“, weiß auch Stadtmüller.

Das entscheidende Gegentor fiel unter strittigen Umständen. Der Ex-Bonlandener Cesur Sevimli lag nach einem Zweikampf am Boden, Daniel Johne drosch gegen den Ball – und traf zudem Sevimlis Fuß, welchen dieser im selben Moment, halb krabbelnd, halb sich aufrappelnd, ausstreckte. Der Schiedsrichter entschied auf Strafstoß. Diesen verwandelte der angeblich Gefoulte selbst. Stadtmüller, der in Daifallah Mane Awad und Ricardo Pinto Lino zwei Aushilfen aus der eigenen „Ersten“ auf dem Platz hatte, rieb sich derweil „verwundert“ die Augen. Seine Einschätzung: „Den Elfer darf man niemals geben.“ Gekostet hat er einen laut Coach alles in allem „eigentlich hochverdienten Punktgewinn“.

MTV Stuttgart – Spvgg Möhringen:

Möhringer Ernüchterung. Endstand zwischen dem MTV Stuttgart und der Spvgg Möhringen: 2:0. Endstand im Torjägerduell: ebenfalls 2:0. Während Raphael Hahn für die Gastgeber einen Doppelpack schnürte und nun bereits bei elf Saisontreffern steht, ging sein Gegenüber Steffen Müller leer aus. Freilich: es war weniger diese persönliche erneute Nullnummer, die den amtierenden Schützenkönig ärgerte, als die aus seiner Sicht „unnötige Niederlage“. „Es war ein ausgeglichenes Spiel“, sagt Müller, „ein Punkt war drin.“ Den Unterschied machte der erwähnte Kontrahent Hahn. Bei beiderseits wenigen Chancen nutzte er die seinen eiskalt. Erst versetzte der 27-Jährige mit einer kurzen Körpertäuschung zwei Abwehrmänner und schob ein. Dann verwandelte er einen von Marcus Budday verursachten Elfmeter.

Demgegenüber ließen Manuel Klopfer und Marian Wieser die beiden besten Möhringer Gelegenheiten aus – wonach zwar in der Summe festzustellen ist, dass sich Müller und die Seinen nach dem vogelwilden Auftritt beim 3:5 gegen Obertürkheim zwar stabilisiert haben. Aber: in der Tabelle sind sie nun sogar wieder Letzter. Und da tröstet es auch nicht wirklich, dass die TSVgg Münster ja vielleicht bald im freien Fall an ihnen vorbeirauschen wird. Wie gesagt: das Urteil in deren Fall ist noch nicht endgültig.