Erstes Punktspiel für den TSV Plattenhardt, und gleich Mann des Tages: Ali Parhizi erzielte fulminant das entscheidende Tor. Foto: Günter Bergmann

Die Nachbetrachtung zum 1. Spieltag mit Fokus auf die Filderteams.

Filder - Wie heißt es so schön? Aller Anfang ist schwer. Der erste Spieltag der neuen Bezirksliga-Saison hat für die Fußballteams von den Fildern die Bestätigung gebracht. Das Ergebnis: dreimal lange Gesichter, in Möhringen, Vaihingen und Bernhausen – und nur ein einziger Sieg. Jener gelang dem TSV Plattenhardt, bei dem einer der Neuzugänge per Traumtor zum Matchwinner avancierte. Eher ein Albtraumtor war es derweil, was dem TSV Musberg unterlief. Doch nicht nur deshalb meldete der Aufsteiger sich nach 20 Jahren spektakulär in der Spielklasse zurück.

TSV Musberg – Sportvg Feuerbach

Ralf Martins, der Coach des TSV Musberg, wirkte jedenfalls auch am Tag danach noch ziemlich geschafft. Wenn das der Alltag in der Bezirksliga ist, dann mal Prost, Mahlzeit. Dann kann’s lustig werden in dieser Saison. „Für die Fans ein Leckerbissen, für die Trainer eine Katastrophe“, ächzt Martins nach dem turbulenten 3:3 gegen die Sportvg Feuerbach, mit dem der Filderclub sein Ligacomeback feierte.

Wobei: das mit der „Katastrophe“ muss Martins sogleich auch wieder ein Stück weit relativieren. Klar, es waren ein paar krasse individuelle Fehler dabei – auf der anderen Seite trugen die Seinen aber auch bemerkenswert bei zu einem packenden Schlagabtausch. So machten sie auf der emotionalen Achterbahnfahrt des Nachmittags zweimal einen Rückstand wett, und das ja nicht gegen irgendeinen Gegner, sondern eine Mannschaft, die als Mitanwärter auf den Meistertitel gehandelt wird. „Von der Moral her“, sagt Martins, „war das absolut stark.“ Und das insbesondere von einem Akteur.

Marc Wiederoder schien bereits als Unglücksrabe aus diesem ersten Spieltag hervorzugehen. Nach Dennis Zschorschs strammem Flachschuss zur Führung leitete der Abwehrmann mit einem kuriosen Eigentor die zwischenzeitliche Wende für den Gegner ein. Ein schlampiger Rückpass, ein Missverständnis mit dem verdutzten Keeper Simon Hochschein – und der Ball hoppelte ins Musberger Tor. Doch welcher Spieler rettete zuletzt wild entschlossen immerhin einen Punkt? Richtig, Wiederoder. Mit einem Kopfball zum Endstand machte der 22-Jährige seinen Schnitzer wieder wett.

Ende gut – und damit alles gut? Fast. Die Chance, das Spektakel noch auf die Spitze zu treiben, vergab Lukas Zug. Der Kapitän scheiterte in der Schlussminute allein vor dem Tor. Wäre aber vielleicht auch etwas zu viel gewesen. Was bliebe sonst noch an Steigerungspotenzial für die weiteren Spieltage? Für die Nerven von Martins war es einstweilen so und so genug.

TSV Plattenhardt – TV 89 Zuffenhausen

Weitaus unaufgeregter verlief die Begegnung des TSV Plattenhardt. Keine sechs Tore, sondern nur eines. Aber jenes sollte reichen zur Zufriedenheit der Gastgeber, bedeutete es für den Titelfavoriten doch die ersten drei Zähler der Saison. Unter dem Strich stand ein 1:0-Pflichtsieg gegen den Aufsteiger TV Zuffenhausen, mithin ein geglückter Einstand des neuen Trainers Steffen Küttner – und auch von Ali Parhizi, des Ex-Profis auf dem Rasen. Der Routinier erzielte mit einem fulminanten 25-Meter-Schuss den entscheidenden Treffer. „Ein tolles Tor“, lobt Küttner. Und eines, das es verschmerzen lässt, dass die Plattenhardter mit ihren weiteren Möglichkeiten recht großzügig umgingen.

Dennis Kattenberg, Kevin Rippler, Georgios Doufas, Kevin Siekerman und nochmals Parhizi – sie alle vergaben aus bester Abschlussposition. „Aber insgesamt haben wir den Ball gut laufen lassen, dominiert und eine Mannschaftsleistung gezeigt, auf der sich aufbauen lässt“, sagt Küttner. Die personelle Überraschung im offensiv ausgerichteten 4-4-2-System: der bisherige Linksaußen Denis Kroer lief als linker Verteidiger auf – wobei es laut Coach wohl auch bleiben wird. Zudem trug Kroer die Kapitänsbinde, nachdem der Spielführer Nummer eins, Antonino Rizzo, mit einer Knieverletzung ausgefallen war.

Spvgg Möhringen – OFK Beograd Stuttgart

Alle anderen Filderteams sind derweil unter der Rubrik „Fehlstart“ aufzuführen, auch der hoch gehandelte Überraschungsdritte der vergangenen Saison, die Spvgg Möhringen. Deren Kickern attestiert der Trainer Karl-Heinz Fuhrmann nach dem Auftakt-1:2 gegen OFK Beograd Stuttgart „eine insgesamt etwas unglückliche Vorstellung“. Sinnbildlich zu nennen sind die beiden Gegentreffer. Der erste resultierte aus einem Elfmeter, den der neue Keeper Maximilian Roeck per Foul verursachte – wobei das Opfer Blessing Omoregie laut Fuhrmann aber „klar im Abseits“ stand. Und den zweiten schenkten die Möhringer sich dann selber ein. Nachdem Roeck eine Flanke hatte passieren lassen, sprang die Kugel Steven Jordan gegen den Fuß und von dort ins eigene Netz.

Eben die Abwehr entpuppte sich als Problemzone – was Fuhrmann indes nicht wirklich wundert. Auf den sechs Defensivpositionen seiner Aufstellung hatte er im Vergleich zur vergangenen Erfolgssaison vier Veränderungen, plus einen Hinterreihenchef Jordan, der gerade erst aus dem Urlaub zurückgekommen ist. „Die Mechanismen stimmen da noch nicht“, sagt Fuhrmann, für dessen Elf es in der Liga schließlich die erste Heimniederlage seit fast genau einem Jahr war. Der damalige Gegner, am 9. September 2018: ebenfalls Beograd (0:3).

Am nun abermaligen Scheitern gegen die Serben änderten auch Marvin Kuhns Strafstoß-Anschlusstor (Foul an Manuel Klopfer) und drei gute Ausgleichsgelegenheiten in der zweiten Hälfte nichts mehr.

MTV Stuttgart – SV Vaihingen

Während sich bei den Möhringern die Enttäuschung freilich in Grenzen hält – an der Hechinger Straße hatten sie um die Schwere der Auftaktaufgabe gewusst – , ist andernorts die Ernüchterung umso größer. Um nicht zu sagen: der Schrecken. Hatte der SV Vaihingen sich vor Wochenfrist noch mit einem 11:0-Pokalschützenfest in Stimmung geschossen, ist für die Schwarzbachkicker nun das Kontrastprogramm gefolgt: diesmal null eigene Treffer, stattdessen eine 0:4-Schlappe im Auswärtsspiel beim MTV Stuttgart. Und das, obwohl dessen Torschützenkönig Raphael Hahn (auf einer Hochzeit) nicht einmal dabei war. „Der ein oder andere bei uns hat nach dem 11:0 wohl gedacht, dass man das jetzt im Vorbeigehen macht“, knurrt der Trainer Stephan Tregel.

Zielstrebigkeit, Zweikampfverhalten, Konsequenz im Spiel gegen den Ball – vor allem über diese Bereiche wird Tregel mit den Seinen wohl noch einmal sprechen müssen. In der Vaihinger Startelf standen sieben Neuzugänge plus eine notgedrungene Aushilfskraft aus den eigenen Reihen: Im Tor vertrat der Zweite-Mannschaft-Akteur Christian Rieger die verhinderten eigentlichen Keeper Maximilian Ulmer (Schulterprobleme) und Antonios Tsiouralis (familiär bedingt im Ausland). Dazu muss man wissen: bis vor wenigen Wochen war Rieger noch Feldspieler.

Bei den vier Gegentoren war der Ersatzmann machtlos. Alle fielen nach Kontern – und wollen nun ebenso erst einmal verdaut sein wie der Ausfall des neuen Kapitäns Max Schilling (Muskelfaserriss).

TSV Bernhausen – Spvgg Cannstatt

Schlimmer traf es zum Auftakt nur die Kollegen des TSV Bernhausen. Deren Resultat: gar ein 0:5, zuhause gegen die Spvgg Cannstatt, die damit der erste Spitzenreiter der Runde ist – und wonach am Fleinsbach bei manch einem sogleich wieder ein mulmiges Gefühl aufkommen mag. Neue Saison, neue Mannschaft, neue Motivation. So waren sie angetreten. Und nun? Stattdessen scheinen prompt die bösen Geister des verkorksten vorigen Spieljahrs geweckt. Erst recht, wenn der Trainer Peter Weinmann konstatiert: „Wir schenken leichtfertig die Bälle her. Und nach der Pause lassen wir uns dann trotz guter Ansätze wegschießen.“

Insgesamt spricht Weinmann von einem „Schockerlebnis“ – „mit fünf, sechs Spielern, die ihre Leistung nicht gebracht haben“. Und mit einem Neu-Innenverteidiger Abouh Drammeh, den der Coach wegen Gelb-Rot-Gefahr auswechseln musste. Die daraus resultierende Bernhausener Unordnung nutzte der Gegner eiskalt.

Fazit von Weinmann, dessen Topzugang fürs Tor, Serdar Kurt, erst in dieser Woche aus dem Urlaub zurückkehrt: „Wir haben noch viel Arbeit vor uns.“ Eine Erkenntnis, mit der er nach diesem ersten Spieltag freilich nicht allein steht.