Ausstieg trotz wahrscheinlichem Aufstieg: Steffen Küttner und Paulo Bayrak (von links). Foto: Yavuz Dural

Der bisherige Spieler Antonino Rizzo ersetzt in Plattenhardt das Duo Küttner/Bayrak. Zugleich stehen im Kader des Noch-Bezirksligisten sieben Zu- und vier Abgänge fest.

Plattenhardt - 1998 Ralf Rueff. 2007 Marco Stilp. Und 2020 Steffen Küttner und Paulo Bayrak? Noch ist es nicht endgültig, doch alles deutet darauf hin, dass sich die beiden Letztgenannten in die Galerie der Landesliga-Aufstiegstrainer des TSV Plattenhardt einreihen. Segnet der Verbandstag am 20. Juni wie erwartet die Pläne vom Corona-Saisonabbruch ab, schaffen die Filderstädter mittels Quotientenregel als Tabellenerster den Sprung nach oben. Einstweilen bleibt im Weilerhau ein Funken restliche Ungewissheit – während anderes schon jetzt besiegelt ist: nämlich dass es das Erfolgsgespann Küttner/Bayrak in der nächsten Saison, egal in welcher Spielklasse, nicht mehr geben wird. Überraschung beim designierten Meister: die Coaches hören auf. Einen Nachfolger hat der Verein bereits aus den eigenen Reihen bestimmt. Er schenkt einem Amtsdebütanten das Vertrauen: Der bisherige Spieler Antonino Rizzo rückt zum neuen Verantwortlichen auf.

Küttners Amtszeit endet damit nach gerade einmal zwölf Monaten. Schuld daran ist zu einem nicht unerheblichen Teil die verflixte Sache, die derzeit die komplette Sportwelt Kopf stehen lässt: Corona. Als Selbständiger kämpft der 38-Jährige dieser Tage ums Bestehen seiner Textilfirma, und da kann sich bis auf Weiteres nicht mehr viel um den Fußball drehen. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Aber mit dem größeren Aufwand, der für die Landesliga nötig sein wird, ist das einfach nicht mehr zu bewerkstelligen“, sagt Küttner.

Bayrak in neuer Funktion

Schon zuvor hatte sein Partner Bayrak signalisiert, aus zeitlichen Gründen kürzer treten zu wollen. Er hängt mit seinen mittlerweile 39 Jahren zudem die Kickschuhe an den Nagel, bleibt den Plattenhardtern jedoch in anderer Funktion erhalten. Bayrak, seit 2013 im Verein, soll sich fortan als Teammanager einbringen – eine Unterstützung für den Abteilungsleiter Sascha Krammer.

Die somit entstandene Vakanz auf dem Trainerposten hat Krammer indes flugs behoben. Das Motto: warum suchend in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Der erwähnte Mittelfeldrecke Rizzo erhält die Chance, auf der Karriereleiter zu klettern – ein Schritt, den der 31-Jährige in der Branche selbst eh über kurz oder lang angestrebt hatte. Dass es nun sogar in seinem aktuellen Verein klappt, umso besser für ihn. Nicht von ungefähr hat Rizzo vor zwei Jahren schon die Trainer-A-Lizenz erworben – ein Papier, das ihm theoretisch ein Engagement sogar bis hinauf zur Regionalliga erlaubt. In Plattenhardt tritt er nun zwar seine erste Chefstelle im Aktivenbereich an, an Empfehlungen mangelt es aber nicht. Als Spieler war Rizzo unter anderem in der Oberliga unterwegs (SSV Reutlingen, SGV Freiberg). Beruflich ist er beim VfB Stuttgart angestellt. In dessen Fußballschule hat er den kickenden Nachwuchs unter seinen Fittichen.

Sieben Neue stehen fest

„Ich denke, für uns ist das eine sehr gute Lösung“, sagt Krammer – was aus seiner Sicht auch für einige weitere Personalien gilt. Fest steht auch, dass sich der zur Winterpause aus Bissingen geholte Angreifer Michael Deutsche von nun als spielender Co-Trainer betätigt. Und ebenso fix sind im Spielerkader sieben Zugänge und vier Abgänge. Der namhafteste Transfer: der Innenverteidiger Emre Göcer wechselt vom Verbandsligisten VfL Sindelfingen auf Filderstadts Höhen. Mancher dürfte den 23-Jährigen noch aus seiner Zeit beim künftigen Staffelrivalen TV Echterdingen kennen.

Außerdem kommt Vincenzo Giambrone vom Alb-Bezirksligisten Croatia Reutlingen (23, Mittelfeld/Außenbahn) und kehren Dorian Kapaun (22, TSV Waldenbuch, Tor) sowie Marko Drljo zurück. Der Youngster (19) war einst Torjäger der Plattenhardter Junioren, ehe ihn der Filderclub schweren Herzens nach Reutlingen ziehen ließ. Zuletzt stand Drljo bei der TSG Balingen an der Schwelle zum Regionalliga-Kader, hat sich nun aber trotz höherklassiger Angebote (unter anderem vom VfL Pfullingen) zu einem Comeback an alter Wirkungsstätte entschlossen.

Vier gestandene Kräfte gehen

Zuvorderst seine Verpflichtung passt ins Bild des Plattenhardter Marschplans. „Wir hatten ja gesagt, dass wir verstärkt auf Jüngere setzen wollen“, sagt Krammer. Und dazu gehören dann auch zwei weitere Komponenten. Zum einen, dass in Mark Hörz, Nico Schaschinek und Chris Zeyda drei Spieler aus der eigenen Nachwuchsabteilung in den Kader übernommen werden. Zum anderen, dass in Alperen Albayrak (29), Ali Parhizi (37), Georgios Doufas (26) und Nikola Prvanov (30, Umzug nach Hamburg) vier Routiniers den Verein verlassen. Ein Quartett als Opfer des beabsichtigten Generationenwechsels, wenn man so will.

Zieht man zudem Bayrak und Rizzo als Kicker ab, ergibt sich im Aufgebot eine bemerkenswerte Statistik: Der Altersschnitt rauscht nach jetzigem Stand von 27,5 Jahren auf nur noch 24,6. „Klar, das birgt auch Gefahren, weil es an Erfahrung fehlen wird“, sagt Krammer, der mit den Seinen nun noch Ausschau hält nach zwei gestandenen Kräften für die Außenverteidigung und das zentrale Mittelfeld. Alles in allem aber sehen die Plattenhardter sich bereits gut aufgestellt.

Die Landesliga, so der Tenor, kann kommen – so schwer sie mit dann wohl coronabedingter 19er-Staffel und verschärftem Abstieg werden wird. Und so sehr momentan auch noch in den Sternen steht, wann überhaupt wieder gespielt werden kann.

Fürs Erste ist immerhin ein Termin gesetzt: Am 16. Juni, nach den Pfingstferien, wollen die Plattenhardter erstmals wieder trainieren – dann schon unter der Ägide Rizzos, nicht mehr mit den wahrscheinlichen Aufstiegsmachern Küttner/Bayrak.